Sobald im Cockpit Warnleuchten wie die Motorkontrollleuchte aufleuchten, ist klar: Es gibt ein Problem. Doch die Ursache dafür ist oft unbekannt. Um herauszufinden, was dahintersteckt benötigt man einen OBD2-Adapter. Denn das Auto legt Störungen aller Steuergeräte im Fehlerspeicher ab. Mithilfe eines OBD2-Steckers lässt sich dieser auslesen; der Fehler ist dann meist schnell gefunden. In der Werkstatt kostet das Auslesen und Löschen des Fehlerspeichers in der Regel zwischen 25 und 60 Euro für die Diagnose. Für den gleichen Preis kann man auch einen OBD2-Adapter anschaffen und den Fehlerspeicher ganz einfach selbst auslesen. Wie das geht und was dabei zu beachten ist, erklärt AUTO BILD.
Hinweis
Fehlerspeicher auslesen mit der Carly-App

Wie funktioniert ein OBD2-Adapter?

Alle ab 2001 zugelassenen Benziner und ab 2004 zugelassenen Diesel haben eine OBD2-Schnittstelle. Einige Hersteller haben den Standard auch schon deutlich früher eingeführt (z.B. Volkswagen ab 1996). Während zuvor jeder Hersteller sein eigenes System hatte, gibt es mit OBD2 einen Universal-Anschluss, um an die Daten des Fehlerspeichers heranzukommen. Dort wird der OBD2-Stecker angeschlossen. Doch meist sind die Anschlüsse im Auto hinter Abdeckungen versteckt und nur schwer zu finden. Wo die Schnittstelle im jeweiligen Auto platziert ist, lässt sich meist schnell über eine Suchanfrage im Internet herausfinden.
Fehlerspeicher auslesen mit OBD2-Adapter
Die OBD2-Schnittstelle befindet sich immer im Innenraum des Fahrzeugs, aber an unterschiedlichen Stellen.
Bild: dpa
Es gibt mittlerweile auch Apps und Online-Dienste, die über die Eingabe von Marke und Modell die Antwort liefern. Die Zündung des Wagens muss zum Auslesen eingeschaltet sein, der Motor muss aber nicht gestartet werden. Bei der ersten Verwendung fragt das Diagnosegerät in der Regel Fahrzeugdaten ab, in manchen Fällen auch die Identifikationsnummer (Fahrzeugschein). Danach wird über die Diagnosefunktion des Adapters der Fehlerspeicher ausgelesen. Anschließend gibt das Gerät einen oder mehrere Fehlercodes aus, die Aufschluss über die Störung geben sollen. Aber: Nicht immer sind die Fehlercodes eindeutig. In solchen Fällen empfiehlt sich der Besuch in der Werkstatt (Weitere Infos zum Interpretieren der Fehlercodes).
Achtung: Einige Adapter können nicht nur Fehler auslesen und löschen, sondern auch Codieren. Das ist sinnvoll, wenn man auf bestimmte Funktionen zugreifen möchte (z.B. Kurvenlicht). Hier sollten aber nur Profis ran! Im schlechtesten Fall legt man mit der falschen Codierung nämlich ein ganzes Steuergerät lahm. Die Reparaturkosten dafür liegen mindestens im niedrigen vierstelligen Bereich.

Was für OBD2-Adapter gibt es?

OBD2-Adapter gibt es mittlerweile in verschiedenen Ausführungen entweder als Stecker mit dazugehörigem Diagnosegerät oder in Verbindung mit einer Smartphone-App.
OBD2-Adapter mit Lesegerät: Um den Fehlerspeicher auszulesen, gibt es im Handel zum Beispiel OBD2-Stecker, die mit einem Lesegerät verbunden sind. Letzteres gibt den Fehlercode aus. Nicht alle Lesegeräte zeigen an, was sich hinter dem Code verbirgt, das kann dann zum Beispiel mit einer Internetsuche herausgefunden werden. Die Geräte werden über die OBD2-Schnittstelle mit Strom versorgt, in der Regel benötigen sie aber nur sehr wenig Strom, sodass man sich nicht um seine Batterie sorgen muss. Der AUTO BILD-Test von OBD2-Diagnosegeräten hat gezeigt: Günstige Geräte lesen die Fehler oftmals nicht korrekt aus. Ein gutes Diagnosegerät gibt es ab etwa 80 Euro, wie das BGS Fehlercode-Diagnosegerät 6648, das sich den Testsieg sichern konnte. Es liefert zuverlässig die wichtigsten Fehlercodes und liefert gute Übersetzungen. In höheren, dreistelligen Preissegmenten finden sich semiprofessionelle Diagnosegeräte, die deutlich tiefgehender auslesen können und auch herstellerspezifische Codes erkennen.
OBD2-Adapter mit App: Bei der Analyse mit App wird ein spezieller Adapter über WLAN oder Bluetooth mit dem Handy oder Tablet verbunden. Über eine App kann anschließend der Fehlerspeicher ausgelesen werden. Dabei gibt es aber große Unterschiede in der Auslesetiefe. Günstige OBD2-Stecker kommen oft ohne "eigene" App: Um sie zu nutzen, gibt es im App Store viele kostenlose Apps (z.B. Torque), mit denen sich die Stecker nutzen lassen. Doch häufig ist die Kommunikation zwischen Stecker und App nicht optimal, da beides nicht aufeinander zugeschnitten wurde. Die Alternative sind OBD2-Adapter wie Carly oder Pace. Hier gibt es tiefgreifende Apps passend zum Diagnose-Stecker. Das Ganze ist etwas teuer, teilweise stecken Abo-Modelle dahinter, dafür gibt es aber eine hohe Auslesetiefe. Dazu liefern die Systeme Zusatzinfos über die Fehler, zum Beispiel ob man erst mal weiterfahren darf, oder eine Werkstatt aufsuchen sollte. Je nach gewähltem Abo können auch herstellerspezifische Codes ausgegeben werden. Der OBD2-Adapter Carly ist darüber hinaus für seine Zusatzfunktion Gebrauchtwagencheck bekannt.
OBD2-Stecker von Carly: Der Adapter wird in die OBD2-Buchse gesteckt und verbindet sich über Bluetooth mit der App.
Bild: AUTO BILD
Hinweis
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Welche Codes können die Adapter auslesen?

Sofern es sich nicht um ein spezielles Gerät für einen bestimmten Hersteller handelt, können die OBD2-Adapter nur Standard-Fehlercodes auslesen, die alle Hersteller anwenden. Sie bestehen aus einem Buchstaben und vier Zahlen. Die herstellerspezifischen Werte können sie meist nicht auslesen. Die Fehlercodes der Stecker beziehen sich lediglich auf Sensorik und Elektronik folgender Bereiche:
• Antriebsstrang (Code "P" = Powertrain)
• Fahrwerk (Code "C" = Chassis)
• Karosserie (Code "B" = Body)
• Netzwerke (Code "U" = User Network)
Außerdem gibt das Auto beim Auslesen zusätzliche Hinweise auf Fehler. Wenn beispielsweise ein ABS-Sensor defekt ist, gibt das Auto zusätzlich die Info aus, um welchen Sensor an welchem Rad es sich handelt. Diese Werte können die einfachen OBD2-Adapter für den Hausgebrauch ebenfalls nicht ausgeben. Sie zeigen lediglich den allgemeinen Fehler für einen defekten ABS-Sensor an. Wer sich eine höhere Auslesetiefe wünscht, muss in einen hochwertigen OBD2-Stecker investieren. Übrigens: Der OBD2-Adapter kann nicht nur Fehler auslesen, er hilft auch beim Überwachen bestimmter Fahrzeugfunktionen. Der TÜV nutzt die Schnittstelle zum Beispiel für die Abgasuntersuchung. Auch Werte wie Motorlast, -temperatur oder die Geschwindigkeit lassen sich in Echtzeit anzeigen. Welche Werte genau ausgelesen werden können, ist dabei vom jeweiligen Fahrzeug sowie dem Diagnosetool abhängig.

Was kostet ein OBD2-Adapter?

Die meisten Produkte kosten zwischen 15 und 60 Euro. Sofern ein Adapter mit Bluetooth- oder WLAN-Verbindung gekauft wird, kommen gegebenenfalls noch Kosten für die App dazu. Die Preisunterschiede bei den Adaptern weisen vor allem auf den eingesetzten Chip hin. OBD2-Diagnosegeräte arbeiten mit dem Chip "ELM327". Mittlerweile gibt es aber viele Hersteller (vor allem aus China), die den Chip billig kopieren und die Diagnose-Stecker zu Schleuderpreisen anbieten. Das Problem: Es gibt keine passende Software für die Chip-Kopie, stattdessen wird auf bestehende ELM327-Software aufgebaut. Je nachdem wie tiefgehend die Diagnose sein soll, kann es passieren, dass der Adapter dann nicht richtig funktioniert. Um lediglich die Basis-Fehlercodes auszulesen und zu löschen, reichen die China-Kopien oft aus. Wer allerdings wirklich wissen möchte, was mit seinem Auto nicht stimmt, der sollte mindestens 80 bis 120 Euro investieren, um einen hochwertigen OBD2-Adapter mit ausreichend Auslesetiefe und guter Fehlercode-Übersetzung zu bekommen.

Worauf sollte man beim Kauf des OBD2-Adapters achten?

Funktionsumfang: Der OBD2-Stecker sollte auf jeden Fall alle generischen Fehlercodes lesen können und neben dem Code auch die Diagnose anzeigen. Wer besonders viel mit seinem Adapter machen möchte, sollte auf Zusatzfunktionen achten. Fahrzeugspezifische Adapter können in der Regel mehr, als universale Geräte.
Qualität: Damit der Kauf nicht zu einem Flop wird, am besten auf renommierte Hersteller achten. Auch Kundenbewertungen von verifizierten Käufen können hilfreich sein.
Übersetzung: Der Adapter sollte die Fehlercodes im Idealfall direkt übersetzen, damit spart man sich das Gesuche im Internet. Wer ein paar Euro mehr ausgibt, bekommt neben der Übersetzung direkt hilfreiche Tipps mit dazu.
Updates: Regelmäßige Software-Updates sind ein Muss, um den Adapter immer auf dem neuesten Stand zu halten. Je nach Auslesetiefe können die Updates kostenlos sein, bei Abo-Modellen sind sie in der Regel im Preis enthalten.
Hersteller: Das Gerät sollte natürlich mit dem eigenen Fabrikat kompatibel sein. Praktischerweise sollte es auch nicht an einen bestimmten Hersteller gebunden sein, damit es auch bei anderen Autos oder nach einem Fahrzeugwechsel weiter genutzt werden kann.
Datenschutz: Die meisten Apps speichern die ausgelesenen Daten und schicken sie manchmal sogar an einen Server. Hier sollte man unbedingt auf den Datenschutz achten. Am besten stammen die Geräte aus Deutschland und speichern (wenn überhaupt) nur auf deutschen Servern.