Mal eben zuhause den Fehlerspeicher des Autos auslesen? Das geht mit OBD2-Diagnosegeräten. AUTO BILD hat acht Geräte von 30 bis 84 Euro getestet und mit einem teuren Kandidaten für 380 Euro verglichen.
Eine leuchtende Motorkontrolllampe im Cockpit kann eine Vielzahl von Fehlern bedeuten – vom defekten Ventil der Abgasrückführung bis zur schadhaften Zündanlage. Für eine genauere Diagnose muss der Fehlerspeicher des Autos an der OBD2-Schnittstelle ausgelesen werden. Hierzu gibt es eine Vielzahl an Produkten zu unterschiedlichen Preisen. Je nachdem welche Auslesetiefe das Diagnosetool leisten soll, ist die Preisspanne von Billig-Produkten um 20 Euro bis hin zu Premium-Geräten für den Privatgebrauch um 300 Euro entsprechend groß. AUTO BILD hat acht günstige Geräte von 30 bis 84 Euro getestet und gegen ein semi-professionelles Gerät für rund 380 Euro antreten lassen. Alle getesteten Diagnosegeräte sind universell einsetzbar, das heißt, sie können die Fahrzeuge jedes Herstellers auslesen. Mit herstellerspezifischen Codes haben sie jedoch Probleme, hier hilft nur ein herstellerspezifisches Gerät. Zudem bieten alle Kandidaten eine direkte Übersetzung des Fehlercodes, anstatt lediglich die Buchstaben-Zahlen-Kombination anzuzeigen.
Testsieger des AUTO BILD OBD2-Diagnosetool-Tests (2021): BGS Fehlercode-Diagnosegerät 6648
Das Diagnosegerät von BGS macht insgesamt einen guten Job. Es ist das beste der Günstig-Produkte. Es überzeugt die Tester mit einer einfachen Bedienung und guter Qualität. Außerdem hat es eine der besten Fehler-Übersetzungen. Während sich bei vielen Geräten Übersetzungsfehler einschleichen, gibt das BGS-Gerät korrekte Übersetzungen aus. So weist es als einziges von den Günstig-Geräten beim defekten Raildrucksensor der E-Klasse auf "Sensor für Kraftstoffdruck" hin. Beim Auslesen hatte es wie alle Geräte Probleme mit Audi-Steuergeräten. Immerhin hat das BGS als eines der wenigen den ABS-Fehler erkannt und einen entsprechenden Fehlercode ausgegeben. Außerdem wies es als eines der wenigen Geräte auf die leuchtende MKL hin und gab zumindest einen Hinweis dazu aus, wenn auch keine genaue Fehlerdiagnose. Im Test hat das BGS Fehlercode-Diagnosegerät 6648 62 von 75 Punkten erreicht und erhielt die Note 1,9 (gut).
So hat AUTO BILD getestet
Vorbereitung: Bei den Autos wurden Defekte verursacht, wie hier ein abgezogener Saugrohr-Drucksensor.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Die Diagnosegeräte mussten unter anderem bei drei unterschiedlichen Autos jeweils vier Fehler finden. Dazu haben wir im Vorfeld Autos aus der AUTO BILD-Garage mit typischen Fehlern wie einem defekten ABS-Sensor oder einem Fehler an der Lambda-Sonde präpariert. Ergebnis: Nur ein Gerät hat zuverlässig jeden Fehler gefunden, und zwar das semi-professionelle Diagnosegerät von Launch. Bei den günstigeren Kandidaten ähneln sich die Ergebnisse, insgesamt konnten sie meist zwei Drittel der Fehler erkennen und anzeigen. Der Unterschied zwischen den Günstig-Produkten und dem teureren Gerät liegt also vor allem in der Auslesetiefe. Während die günstigeren Produkte eher oberflächlich nur zwei oder drei Steuergeräte auslesen können, dringt das Launch-Gerät tiefer und kann deutlich mehr Steuergeräte des Autos auslesen. Das Launch-Gerät kann zudem nicht nur Fehler auslesen und löschen, sondern auch Steuergeräte codieren. Hier sollten aber nur Profis ran, denn im schlechtesten Fall legt man mit einem Fehler das ganze Auto lahm – das wird teuer.
Die Testergebnisse im Überblick
AUTO BILD hat acht günstige OBD2-Diagnosegeräte getestet. Welches Gerät findet alle Fehler?
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Alle Günstig-Geräte hatten vor allem Schwierigkeiten beim Auslesen des Audi RS4 (BJ 2020). Einige Geräte wie das BGS, Autophix und Ancel fanden immerhin noch einen unspezifischen Fehler im Dynamiksteuergerät, was zumindest ein Hinweis auf das ABS ist. Doch wirklich zufriedenstellend konnte hier lediglich das Launch weiterhelfen. Auch beim VW T-Cross (BJ 2020) und der Mercedes E-Klasse (BJ 2007) gab es kleinere Probleme. Hier konnten die Günstig-Geräte jeweils drei von vier Fehlern auslesen. Ein entfernter ABS-Sensor (T-Cross) und ein Airbag-Fehler (E-Klasse) wurden von keinem Günstig-Produkt gefunden. Hier konnte erneut nur das Launch 129 Evo die Fehler auslesen. Aufgrund des deutlich größeren Funktionsumfangs und des hohen Preises wurde das Gerät von Launch allerdings außer Konkurrenz getestet.
Weitere Unterschiede zeigten sich in der Bedienung: Die größeren Geräte mit mehr Tasten sind deutlich komfortabler und intuitiver zu bedienen, als jene, die zwar schön kompakt, aber auch auf wenige Knöpfe reduziert sind. Hier muss man sich erst mal eingewöhnen, die "großen" machen es einem leichter. Zudem ist die Qualität der Fehler-Übersetzung sehr unterschiedlich. Es ist offenkundig, dass viele Anbieter die gleichen Datenbankennutzen. Wem es um Verständlichkeit geht, der sollte von China-Produkten die Finger lassen. Hier ist eine zusätzliche Suchanfrage im Internet für die richtige Übersetzung bei den meisten Fehlercodes unerlässlich. Der einzige, der die Fehler wirklich auch für Laien verständlich anzeigt, ist das Diagnosegerät von BGS.
OBD-Geräte im AUTO BILD-Test – alle Ergebnisse im Detail
Hersteller
BGS
Konnwei
Ancel
Nexpeak
Autophix
iCarsoft
Kungfuren
Lescars
Launch
Modell
Bedienung (max.: 20 Punkte)
Funktionen (max.: 10 Punkte)
Auslesen (max.: 30 Punkte)
Qualität (max.: 15 Punkte)
Gesamt (max.: 75 Punkte)
Fazit
Preis
Preis-Leistungs-Verhältnis*
Platzierung
Note
Fehlercode-Diagnosegerät 6648 (Test- und Preis-Leistungs-Sieger)
17
10
21
14
62
Das Diagnosegerät von BGS macht einen guten Job. Es ist das beste der Günstig-Produkte und überzeugt die Tester mit einer einfachen Bedienung und guter Qualität. Außerdem hat es eine der besten Fehler-Übersetzungen. So weist es als einziger Testkandidat beim defekten Raildrucksensor der Mercedes E-Klasse auf "Sensor für Kraftstoffdruck" hin.
Das Konnwei KW850 ist ähnlich aufgebaut wie die Geräte von BGS oder Nexpeak. Beim Auslesen schlägt sich das Konnwei durchschnittlich, erkennt den Fehler am Luftmengenmesser der E-Klasse aber nicht so zuverlässig wie andere Geräte. Hinzu kommt eine schlechte Übersetzung bei den Codes und im Menü.
Top: Die Anleitung ist illustriert, das macht die Bedienung auch ungeübten Anwendern leicht. Obwohl das Ancel- Gerät sehr kompakt baut, ist der Preisunterschied, z. B. zum Kungfuren, qualitativ deutlich bemerkbar. Das Display ist gut, auch die Haptik wirkt hochwertiger. Die Bedienung geht allerdings ähnlich wie beim Kungfuren nur über vier bzw. fünf Tasten. Schade: Das Ancel bietet als einziges Gerät keine Anzeige von Echtzeit-Daten.
Das OBD2-Diagnosegerät von Nexpeak ist die Schnecke der getesteten Produkte. Nicht etwa aufgrund des Auslesetempos, sondern wegen der eher verzögerten Bedienung. Die Frames bauen sich nur langsam nach und nach auf – das wirkt billig und treibt einen an die Grenzen der Geduld. Der Nexpeak-Scanner ist das einzige Gerät, das beim Audi nicht einen einzigen Fehler ausliest.
Erster Kritikpunkt: Die Anleitung gibt es lediglich auf Englisch, das deutsche Menü strotzt nur so vor Fehlern. Die Bedienung erfolgt hauptsächlich über vier Tasten. Ähnlich wie bei den anderen kompakten Produkten (z. B. Ancel, Kungfuren) ist das fummelig und nur bedingt intuitiv. Als einziges Gerät kann es bei keinem der Testautos die Fahrzeuginformationen, wie zum Beispiel die Fahrgestellnummern, auslesen.
Äußerlich fällt auf: Das Display ist dunkel, in einer hellen Umgebung dadurch nicht so gut ablesbar. Die Anleitung enthält keine Sicherheitshinweise zur Benutzung. Hinzu kommen Übersetzungsfehler, die sich auch durch die Menüführung ziehen – nervig. Praktisch: Das iCarsoft hat eine Extra-Taste, um die Diagnose sofort zu starten.
Mit rund 30 Euro ist das Kungfuren VP590 das günstigste Diagnosegerät im Test. Als einziges Gerät hat es nur ein Schwarz-Weiß-Display. Beim Auslesen gibt es die gleichen Fehler aus wie die meisten anderen Geräte. Nervig: Die Übersetzungen der Codes laufen von oben nach unten durch, die Geschwindigkeit lässt sich nicht beeinflussen. So muss man ggf. mehrfach lesen.
Im Vergleich zu den anderen Testgeräten macht das Diagnosetool von Lescars optisch und haptisch den schlechtesten Eindruck – aber es kommt ja nicht in erster Linie auf Äußerlichkeiten an. In Sachen Bedienung wird es den Nutzern ganz schön schwer gemacht: Das Gerät hat lediglich drei Tasten, die Enter- und Exit-Funktionen sind auf einer Taste. Als eines der wenigen bietet das Diagnosegerät keine Fehlercode-Datenbank.
Das Launch-Gerät bietet einen deutlich größeren Leistungsumfang als die günstigen Universalprodukte. Daher wurde es außer Konkurrenz getestet. Das Ergebnis ist eindeutig: Nicht nur liest es als einziges Gerät alle Fehler korrekt aus, es gibt dazu auch noch detaillierte Hinweise zur Art und Position des Fehlers (z. B. "ABS Drehzahlsensor vorne links"). Praktisch: Die Software-Updates kann das Gerät über WLAN selbst abrufen.
256 Euro
0,27
außer Konkurrenz
sehr gut
Fazit zum OBD2-Diagnosegeräte-Test
Wer wirklich Wert auf eine hohe Auslesetiefe legt, muss schon ein Paar Euro mehr auf den Tisch legen. Denn nur das semi-professionelle Gerät von Launch konnte zuverlässig alle Fehler aufspüren – im Test läuft es jedoch außer Konkurrenz. Alternativ hilft natürlich auch ein Werkstattbesuch. Soll nur im Notfall kurz der Fehlerspeicher ausgelesen werden, reichen die Günstig-Produkte aus. Doch nur einer der günstigen Testkandidaten kann in diesem Test wirklich überzeugen, das Gerät von BGS. Der Rest liegt im Mittelfeld oder leider darunter.
Testsieger des AUTO BILD OBD2-Diagnosetool-Tests (2021): BGS Fehlercode-Diagnosegerät 6648
Der Testsieger im großen AUTO BILD-OBD2-Diagnosegeräte-Test ist das BGS Fehlercode-Diagnosegerät 6648. Das Gerät schaffte es teilweise auch herstellerspezifische Fehlercodes zu finden. Zudem wurden die Fehler so angezeigt, dass sie von Laien verstanden werden können.
Welche OBD2-Diagnosegeräte sind zu empfehlen?
Die Empfehlung aus dem AUTO BILD-OBD2-Diagnosegeräte-Test ist der Testsieger BGS Fehlercode-Diagnosegerät 6648, der dank einem Preis von 83,53 Euro auch gleichzeitig zum Preis-Leistungs-Sieger gekürt werden konnte.
Was kostet ein OBD2-Diagnosegerät?
Im AUTO BILD-OBD2-Diagnosegeräte-Test wurde das BGS Fehlercode-Diagnosegerät 6648 zum Testsieger gekürt. Dank eines Preises von 83,53 Euro konnte sich das Produkt von BGS auch das Prädikat "Preis-Leistungs-Sieger" sichern.
Wie funktioniert ein OBD2-Diagnosegerät?
Alle ab 2001 zugelassenen Benziner und ab 2004 zugelassenen Diesel haben eine OBD2-Schnittstelle. Während zuvor jeder Hersteller sein eigenes System hatte, gibt es mit OBD2 einen Universal-Anschluss, um an die Daten des Fehlerspeichers heranzukommen. Der Testsieger im AUTO BILD-OBD2-Diagnosegeräte-Test ist das BGS Fehlercode-Diagnosegerät 6648.
Welche OBD2-Diagnosegeräte gibt es?
OBD2-Adapter gibt es mittlerweile in verschiedenen Ausführungen entweder als Stecker mit dazugehörigem Diagnosegerät oder in Verbindung mit einer Smartphone-App. Im AUTO BILD-OBD2-Diagnosegeräte-Test ging das BGS Fehlercode-Diagnosegerät 6648 als Testsieger hervor.
OBD2-Diagnosegeräte werden einfach an den OBD2-Port des Autos angeschlossen und lesen die Steuergeräte auf Fehler hin aus. Die Fehlercodes geben dann einen Hinweis auf mögliche Defekte. AUTO BILD hat acht solcher Geräte in einer Preisspanne von 30 bis 84 Euro getestet.