Bentley Flying Spur/Rolls-Royce Ghost: Test
Ludwigs Lust

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Rolls-Royce Ghost und Bentley Flying Spur buhlen um einen Stellplatz in König Ludwigs Wagenburg. Eine fiktive Zeitreise mit Monarch und zwei Luxuslinern.
Er hätte diese noblen Luxusliner geliebt. Versunken im beheizten Massagesitz und umschmeichelt von handschuhweichem Leder, wäre er hinter zugezogenen Vorhängen von Schloss zu Schloss gereist. Verwöhnaroma ja, Aufsehen nein. Denn Ludwig II. (1845 bis 1886) war ein scheuer König und voller Berührungsängste. Aber er kannte sich mit Prunkwagen aus. Das Marstallmuseum im Schloss Nymphenburg, bei Einheimischen besser bekannt als Wagenburg, beherbergt eine Flotte aufgebrezelter Kutschen, Jagdwagen und Zweispänner, gegen die selbst Bentley Flying Spur und Rolls-Royce Ghost keinen Stich machen. Trotzdem gehören die beiden noblen Wagen zu den exklusivsten Luxuslimousinen, die man für Geld kaufen kann.
Überblick: Alle News und Tests zum Rolls-Royce Ghost

Luxus auf vier Rädern für das ganz dicke Konto: Der Rolls-Royce kostet mindestens 265.251 Euro.
Überblick: Alle News und Tests zum Bentley Flying Spur

Nicht ganz königlich: Der Abrollkomfort der Bentley lässt mit seinen 21-Zöllern zu wünschen übrig.
Der Bayernkönig war ein Technik-Freak. Er finanzierte das erste Elektrizitätswerk der Welt, seine Schlösser waren mit Zentralheizung, Telefon und Aufzügen ausgestattet. Ludwig wäre fasziniert gewesen von der Zwölftonmusik der zwei englischen Luxusschlitten: Hier, im Bentley, der in Wolfsburg geborene Sechsliter-W12 mit 625 PS und 800 Nm, dort, im Rolls-Royce, der in München aufgewachsene 6,75-Liter-V12 mit 570 PS und 780 Nm. Der Flying Spur nimmt dem Ghost von null auf 100 km/h zwar nur drei Zehntel ab (4,6 zu 4,9 Sekunden), doch auf der Autobahn wirft Emily schon bei 250 km/h das Handtuch – während ihr Herausforderer es erst bei 332 km/h gut sein lässt.
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Welcher passt am besten zum Schloss? Man kann getrost sowohl Rolls-Royce als auch Bentley nehmen.
Apropos nachts: Der als Mondkönig bekannte Ludwig (weil er oft erst nach Einbruch der Dunkelheit zum Leben erwachte) hätte sich vermutlich über das nur durchschnittliche Abblendlicht der Luxuskutschen mokiert, die ohne Unterstützung von Leuchtdioden auskommen müssen. Und bei der Bewertung der Bentley-Navigation zeigt der königliche Daumen klar nach unten: mäßige Grafik, schmutzempfindlicher Touchscreen, viel zu langsamer Datenaufbau, instabile Smartphone-Anbindung. Bitte nachbessern – Ihre Majestät wollen sich nicht verirren.
Technische Daten Bentley New Flying Spur: W12, Biturbo, vorn längs • Hubraum 5998 cm³ • Leistung 460 kW (625 PS) bei 6000/min • max. Drehmoment 800 Nm bei 1700/min • Allradantrieb • Achtstufenautomatik • Länge/Breite/Höhe 5299/1924/1488 mm • 0–100 km/h 4,6 s • Spitze 320 km/h • EU-Mix 14,7 l SP • CO2 343 g/km • Preis: 191.590 Euro
Technische Daten Rolls-Royce Ghost: V 12, Biturbo, vorn längs • Hubraum 6592 cm³ • Leistung 420 kW (570 PS) bei 5250/min • max. Drehmoment 780 Nm bei 1500/min • Hinterradantrieb • Achtstufenautomatik • Länge/ Breite/Höhe 5399/1948/1550 mm • 0–100 km/h 4,9 s • Spitze 250 km/h (abgeregelt) • EU-Mix 14,0 l S • CO2 327 g/km • Preis: 265.251 Euro
Fazit
Flying Spur und Ghost sind unterschiedlicher als erwartet. Der Bentley hat mehr Innenwirkung und gewinnt die Dynamikwertung, der Rolls-Royce ist das homogenere Gesamtkunstwerk. König Ludwig, bei seinem sorglosen Umgang mit Geld, hätte vermutlich entschieden: Ach, ich nehme einfach beide.
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