Einmal im Jahr bittet die Polizei beim Blitzermarathon Raser zur Kasse – und setzt auf heilsame Wirkung durch Abschreckung. Ist das sinnvoll oder nicht? Hier die Sicht zweier autobild.de-Redakteure.
Von Abzocke kann keine Rede sein, meint autobild.de-Redakteur Christian Jeß
Blitzermarathon: sinnvoll oder hirnverbrannt?
Christian Jeß: "Niemand wird zum Rasen gezwungen!"
"Da ist es wieder, das Lieblingswort des deutschen Rasers: Abzocke! Es gehört zum Blitz-Marathon wie die Streifen zum Zebra und der Stern zu Mercedes. Aber ist die bundesweite Aktion wirklich nur ein Marketing-Gag, mit dem Autofahrer geschröpft werden? Da jeder dritte Verkehrstote auf das Konto von Schnellfahrern geht, verdient das Thema vor allem eines: Aufmerksamkeit. Und genau die bringt der Blitzmarathon. Natürlich reicht die Eintages-Jagd auf Verkehrssünder nicht aus. Zumal diese auch noch vorgewarnt werden. Aber es kann nicht oft genug betont werden: Zu hohe Geschwindigkeit ist gefährlich und kann Menschenleben kosten. Und: Niemand ist zum Rasen gezwungen – und damit auch nicht schutzlos einer vermeintlichen "Abzocke" ausgesetzt."
Nach dem Blitzmarathon ist's zappenduster, kontert autobild.de-Redakteur Matthias Brügge

Blitzermarathon: sinnvoll oder hirnverbrannt?
Matthias Brügge: "Der Blitzermarathon ist Quatsch!"
"Klar, vordergründig ist der Blitzermarathon eine prima Sache, die Blitzer stehen an jeder Ecke und versorgen Raser mit teuren Tickets. Aber was bringt die Blitzerorgie? Werden die heute Fotografierten dank der heilsamen Wirkung von Lichtblitzen schon morgen endlich innerhalb des Tempolimits bleiben und langsamer fahren? Und übermorgen auch? Ich glaube: Nein! Anstatt einen Tag im Jahr die Autofahrer bundesweit zu blenden, sollte die Polizei lieber den ganzjährigen Tempocheck intensivieren – und nicht auch noch wie vor einem Blitzermarathon so dämlich sein, die Kontrollstellen zu verraten."
Zu schnell gefahren? Hier geht's zum Bußgeldrechner
Beim Blitzmarathon am 18. September 2014 stehen bei einer groß angelegten Radaraktion seit 6 Uhr bis um 6 Uhr des Freitags mehr als 13.000 Polizisten im Einsatz, um an 7500 Stellen im gesamten Bundesgebiet Temposünder zu stellen. Die Idee zur flächendeckenden, 24-stündigen Kontrolle stammt aus Nordrhein-Westfalen. Hier wurden solche Blitz-Marathons bereits mehrfach durchgeführt, bevor die Innenministerkonferenz aufgrund der positiven Erfahrungen eine bundesweite Aktion beschloss. Zum Konzept gehört, die Kontrollstellen vorab zu veröffentlichen. Es gehe nicht darum, möglichst viele Autofahrer zur Kasse zu bitten, sondern deren Verhalten nachhaltig zu ändern, hieß es von Seiten der Innenminister.