Mit der Wirtschaft geht es bergab, die Preise steigen, die Löhne sinken. So sieht es leider aus im Euro-(Deutsch)land des Jahres 2002. Müssen wir also alle den Euro zweimal umdrehen... Von wegen. In dieser mageren Zeit setzt das Autovolk wieder auf sichere Werte. In den Verkaufs-Hitlisten kennt der Golf seit Monaten nur zwei hartnäckige Verfolger: den 3er-BMW und die C-Klasse von Mercedes. Beides Autos, die in der Basis über 23.000 Euro kosten. Der neue Sparkurs lässt sich immerhin daran erkennen, dass immer mehr Kunden zum Diesel greifen. Der 3er hat bereits einen Diesel-Anteil von 34,5 Prozent, bei der C-Klasse sind es sogar 38 Prozent. Ganz frisch im Spar-Programm taucht bei BMW der 318d mit 115 PS für 25.150 Euro auf. Mercedes hat den gleich starken C 200 CDI schon länger im Programm. Verlangt dafür aber auch satte 27.376 Euro.

Motoren und Verbrauch

Die neue Sparsamkeit: kleine Diesel im Nobel-Auto. BMW 318d für 25.150 Euro und Mercedes C 200 CDI Classic für 27376 Euro.
Die neue Sparsamkeit: kleine Diesel im Nobel-Auto. BMW 318d für 25.150 Euro und Mercedes C 200 CDI Classic für 27376 Euro.
Ein Stange Geld für die neue Bescheidenheit. Dafür können wir einiges verlangen. Einen agilen BMW und einen echten Mercedes. Aber geht das überhaupt? Oder ist es doch eher wie Eis ohne Sahne oder Bier ohne Alkohol? Es geht, keine Sorge. Einmal in Fahrt, verschwinden alle Bedenken. Die beiden kleinen Diesel schaffen den Spagat zwischen Spaß und Sparen bemerkenswert locker. Jeder auf seine Weise. Der 318d ist unzweifelhaft ein typischer BMW-Motor. Er braucht - für einen Diesel - richtig Drehzahlen, ehe er auf Touren kommt. Aber dann zieht er erstaunlich kräftig durch und hängt bissig am Gas. Hellwach, fast wie bei den Benzinern. So viel Temperament führt schnell zum Übermut. Taucht der 318d zum Beispiel auf der Autobahn im Rückspiegel auf, wird meist sofort die linke Spur geräumt. Man kennt sie ja, die schneidigen Dreier-Fahrer. Manchmal machen aber auch viel Schnellere Platz, die einen 325i vermutet haben. Und dann geht dem kleinen Diesel die Puste aus. Ein bisschen peinlich ist das schon ... 
Der BMW-Motor bietet die beste Kraftentfaltung zwischen 1700 und 2500 Touren. Der CDI legt früher los als der 318d, schon knapp über 1000 Touren tritt er richtig an.
Der BMW-Motor bietet die beste Kraftentfaltung zwischen 1700 und 2500 Touren. Der CDI legt früher los als der 318d, schon knapp über 1000 Touren tritt er richtig an.
Aber wir reden hier ja immer noch über 115 Diesel-PS, und wir wollen auch keinen 911er erschrecken, sondern sparen. Mit einem Verbrauch von 7,1 Litern macht der BMW das - na ja - ganz anständig. Die technische Erklärung für den etwas höheren Verbrauch: Der 318d ist kein moderner Hochdruck-Einspritzer, er entspricht fast dem alten 320d mit Verteiler-Einspritzpumpe, hier allerdings auf 115 PS gedrosselt. Der Mercedes - ganz Schwabe - hat deutlich mehr Spar-Potenzial. Sein Common-Rail-Diesel begnügt sich mit 6,6 Litern. Und der 200 CDI spielt sowieso eine andere Rolle. Anders als der aufgeregte Diesel im BMW bleibt der CDI stets gelassen, immer entspannt. Er tritt merklich früher an als der 318d, baut seine Kraft gleichmäßig auf und braucht nicht so weit ausgedreht zu werden. Viel langsamer als der BMW ist er jedenfalls nicht, dafür aber messbar leiser. So harmoniert er bestens mit der souveränen C-Klasse.

Preise und Ausstattung

Die C-Klasse ist geräumiger als der Dreier, setzt auf Dinge wie Fahrkomfort, ausgewogene Federung und die bequemeren Sitze. Auf der anderen Seite passt der 318d, der bei Laune und Drehzahl gehalten werden will, bestens zum agilen Dreier. Super, wie präzise die Lenkung anspricht, wie der BMW auch als Diesel um die Ecken fegt, die Bremsen zubeißen. Ergo: Selbst mit den Basis-Dieseln müssen wir auf keine wesentliche BMW- oder Mercedes-Tugend verzichten. So sieht es also aus im Euro-(Deutsch)land des Jahres 2002. Sparen ja, aber bitte auf hohem Niveau.

Fazit und Zeugnis

Fazit BMW gegen Mercedes, spannend und knapp wie meistens. Hier gewinnt der C 200 CDI. Er hat deutlich mehr Platz und bietet den höheren Fahrkomfort. Sein Diesel bleibt unauffällig, profitiert vom Sechsganggetriebe. Der 318d gefällt mit seinen typischen BMW-Tugenden, vor allem dem knackigen Fahrwerk. Sein Motor ist temperamentvoller, bietet bessere Fahrleistungen - verbraucht aber auch mehr.

Punktewertung

Die neue Sparsamkeit: der Champagner von Aldi, der Anzug aus dem Outlet. Und der kleine Diesel im Nobel-Auto. BMW 318d für 25.150 Euro und Mercedes C 200 CDI Classic für 27.376 Euro.

Testwerte und Technische Daten

Der BMW ist zwar einen Tick schneller, am Ende hat aber der Mercedes knapp die Nase vorn. Dessen Sechsganggetriebe passt bestens zum Motor, die Schaltung selbst ist mittlerweile flüssig.