Karosserie und Fahrwerk

Die Formel geht auch bei BMW auf: höherer Preis minus zwei Türen gleich Coupé. Rund 1000 Euro ließen sich Neuwagenkunden ihren schicken Zweitürer mehr kosten als die entsprechende Limousine, auch gebraucht liegt der elegante 3er um diesen Betrag höher. Identisch hingegen die Technik – und damit auch der größte Teil der Schwächen. Weshalb wir uns erlauben, in dieser dem Coupé gewidmeten Gebrauchtwagenberatung die TÜV-Daten der gesamten 3er-Familie zu Rate zu ziehen.

Bei der Mängel-Bilanz fallen zwei fette rote Balken auf – beide in der Rubrik "Fahrwerk". Ursache sind Probleme mit Vorder- und Hinterachse, die so gar nicht zum Premium-Anspruch der Bayern passen. Denn zumindest im Fall der vorderen Radaufhängung wurde der Fehler aus dem Vorgänger E36 mitgeschleppt: Traggelenke und Stützlager der Dreiecklenker schlagen frühzeitig aus. Im schlechtesten Fall schon nach 7000 Kilometern, wie ein Leser unserem Kummerkasten klagte. Und dieser Mangel tritt so häufig auf, daß sich bereits unabhängige Ersatzteilproduzenten auf dieses Problem stürzen.

Reine BMW-Sache hingegen der Skandal mit den lockeren Hinterachsen: Wie in AUTO BILD (Heft 1 und 5/2004) berichtet, kann der Träger der Hinterachse aus seiner Aufnahme an der Karosserie reißen. Laut BMW sollen zwar nur Fahrzeuge bis Baujahr Februar 2000 betroffen sein, doch inzwischen sind auch Schäden an jüngeren Fahrzeugen aufgetreten. Immerhin repariert BMW großzügig.

Motor und Technik

Damit sind die wesentlichen Schwächen des elegantesten 3er aber auch schon abgehakt. Denn die übrigen Schäden treten allenfalls im Promillebereich auf – wie jene ominösen Motordefekte, die vor allem den M3 plagen. Von Hitzenestern im Zylinderkopf ist oft die Rede, doch unter der Hand war zu erfahren, daß der größte Teil der Motorschäden auf Überdrehen zurückzuführen war – weil sich die Hobbyrennfahrer in der Hektik verschaltet hatten.

Ohnehin ist der M3 mit seiner martialischen Sportlichkeit das am wenigsten ausgewogene Coupé. Die zahmeren Versionen mit ihren bandscheibenfreundlicheren Federungen werden deutlich besser mit den zahlreichen Frostaufbrüchen unserer Straßen fertig. Ein Sechszylinder muß es aber sein, solch ein Allerwelts-Vierzylinder paßt irgendwie nicht in dieses gediegene Auto. Was übrigens auch die Verbreitung der ab 2003 angebotenen Diesel einschränkt. Bei diesen gilt es natürlich, Turbolader wie die Pumpe der Common-Rail-Einspritzung auf ausreichenden Druck zu prüfen – die häufigsten Störungen moderner Diesel. Die Benziner sind diesbezüglich absolut unauffällig, auch scheint BMW die beim Vorgänger oft defekten Wasserpumpen nun im Griff zu haben.

Wenn, dann macht eher die Kraftübertragung schlapp. Wie die Automatikgetriebe, die jenseits der 100.000-km-Marke schon mal durchrutschen oder mit Schaltschlägen nerven. Auch das Differential fällt mitunter auf. Mit Ölverlust, der eindeutig nicht zu tolerieren ist, oder mit Geräuschen. Bei diesen kommt es auf die Lautstärke an: Leises Wimmern, hörbar um 70 km/h im großen Gang, ist normal, lautes Jaulen bei höheren Geschwindigkeiten jedoch nicht. Denn solche Töne passen nicht zur Premium-Marke BMW. Wie die Schäden am Fahrwerk.

Historie, Schwächen, Kosten

Modellgeschichte:4/98 Einführung der 3er-Baureihe E46 als Limousine • 4/99 Vorstellung des neuen Coupés als 320Ci (150 PS), 323Ci (170 PS) und 328Ci (193 PS). ABS und sechs Airbags Serie • 9/99 318Ci mit 1,9-l-Vierzylinder, 118 PS6/00 330Ci mit Dreiliter-Sechszylinder (231 PS), 328Ci entfällt • 9/00 Entfall 323Ci, 320Ci nun mit 170 PS. Neu: 325Ci (192 PS) und M3 (343 PS) • 9/01 Facelift, geänderte Frontschürze und Scheinwerfer, ESP Serie • 3/03 Neu: 330Cd, 204 PS • ab 9/03 auch 320Cd, 150 PS.

Schwachstellen: • Die Elektrik ist nach dem Fahrwerk der zweitgrößte Störfaktor im 3er Coupé. Neben defekten Generatoren kommt es sehr häufig zu entladenen oder defekten Batterien. Oder deren Verkabelung mit den crashsicheren Anschlußklemmen führt zu Problemen. • Die Bremsanlage (Foto) zeigt neben fahrstilabhängigem Verschleiß eine Neigung zu verrosteten Bremsscheiben, besonders an der Hinterachse. • Die Komfortelektrik versagt gelegentlich, die Fensterheber (müssen die Scheibe bei jedem Türöffnen bewegen) und die Zentralverriegelung sind ähnlich anfällig wie elektrische Sitzverstellung und Klimaanlage. • Das Differential darf etwas wimmern, aber nicht heulen oder klacken.

Reparaturkosten: Preise inklusive Lohn und Mehrwertsteuer am Beispiel BMW 328Ci, 142 kW/193 PS, Baujahr 00. Abgesehen vom Auspuff erstaunlich maßvolle Teilekosten, viele Kompaktwagen sind teurer zu reparieren. Auch die Blechteile sind beim Coupé bezahlbar.

Fazit und Modellempfehlung

Fazit von Matthias Gaehler, Gutachter TÜV Süd: "Die BMW-3er-Familie der Baureihe E46 fällt im Grunde nur mit zwei Mängelschwerpunkten auf. Neben dem Fahrwerk ist dies die Handbremse, die mitunter Wirkung vermissen läßt, noch häufiger aber am linken und rechten Hinterrad unterschiedlich stark zieht. Ein Leiden, das wie die Achs-Misere vom Vorgänger bekannt war. Ansonsten aber verdient der 3er nur Lob: für Rost-Resistenz, öldichte Motoren und stabile Lenkorgane."

Modellempfehlung: BMW 328Ci (142 kW/193 PS)

Steuer/Schadstoffklasse: 189 Euro im Jahr/D4 • Testverbrauch: 11,4 Liter. Werksangabe: 9,2 Liter (Super) • Versicherung: Vollkasko (25/500 Euro SB): 1131 Euro. Teilkasko (25/150 Euro SB): 265 Euro. Haftpflicht (15): 566 Euro (Basis: HUK-Jahrestarife für Regionalklasse Hamburg, 100 Prozent) • Inspektion: nach Anzeige. Kosten: etwa 250 bis 400 Euro • Wertverlust: Nach sechs Jahren rund 56 Prozent vom Neupreis (Händlerverkaufspreis), danach jährlich um 1200 Euro Verlust.