Läuft der 3er, geht es BMW gut. Die Mittelklasse ist das wichtigste Modell im Programm, quasi Herz und Seele der Marke, zuständig für ein Drittel der Verkäufe. Passend dazu schwingen die Bayern zur Vorstellung des neuen 3ers die ganz große Glocke, sprechen viel von Stolz und vom meistverkauften Premium-Auto der Welt. Bescheidenheit ist wohl nicht wirklich eine bajuwarische Tugend. Doch zu den bisher verkauften 12,5 Millionen 3ern werden wohl tatsächlich noch jede Menge dazukommen – so, wie der Neue aussieht. Denn Nummer sechs, Baureihe F30, steht elegant auf den Rädern, gestrafft, gefällig, geschmackvoll. Stilsicher und mit ausgewogenen Proportionen. Mit flacher Schnauze, langer, fein modellierter Motorhaube, kurzem Überhang vorn und nach hinten versetztem Aufbau. Die Designer beweisen damit große Kunst, denn der Neue lässt den Vorgänger nicht alt aussehen, wirkt trotzdem frisch und modern.
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Video: 3er BMW (2012)

Edel und sparsam

Und er ist etwas größer geworden: neun Zentimeter länger als bisher, nicht breiter, einen Hauch höher und mit fünf Zentimeter längerem Radstand ausgestattet. Gerade das sorgt für angenehmere Platzverhältnisse im Fond. BMW spricht von 1,5 Zentimeter mehr Knieraum und verspricht acht Millimeter mehr Kopffreiheit. Klingt nicht gerade gigantisch, und als Raumwunder geht der 3er auch jetzt nicht durch. Es sitzt sich aber durchaus entspannter als bisher, der Einstieg ist wegen der etwas längeren Türen bequemer. Auch das Cockpit hat BMW nicht grundsätzlich neu erfunden, aber schmuck umgebaut, deutlich aufgewertet und verfeinert. Hier weht jetzt mehr als nur ein Hauch von 5er. Der Armaturenträger ist flacher, der massige Guckkasten des iDrive-Bildschirms verschwunden. Dieser, immer Serie, steht jetzt frei und erinnert wohl nicht zufällig an ein Display von Apple.

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BMW 3er
Zur Markteinführung stehen vier Motoren zur Verfügung: zwei Benziner, zwei Diesel.
Neben dem Basismodell – das die Marketing-Spezialisten ganz gern vergessen und die Händler wohl auch nur ungern erwähnen werden, also bitte ausdrücklich danach fragen – liefert BMW drei unterschiedliche Ausstattungslinien. Sie unterscheiden sich weniger durch die Technik als durch allerlei stilistische Finessen, mit denen sich die Autos drapieren lassen. Preis jeweils 1900 Euro, für den 320d Efficient Dynamics 1250 Euro. 2012 folgt noch das M-Sportpaket. Zur Markteinführung am 11. Februar 2012 stehen erst einmal vier Motoren zur Verfügung: zwei Benziner, zwei Diesel. Bemerkenswert sind vor allem die neuen Vierzylinder-Benziner. Der als 328i deklarierte Zweiliter stammt aus dieser neuen, technisch aufwendigen Generation – unter anderem mit Benzin-Direkteinspritzung, Twin-Scroll-Aufladung, variabler Nockenwellenverstellung Doppel-Vanos und variabler Ventilsteuerung Valvetronic. Ergebnis sind 245 PS und ein Verbrauch von 6,4 Litern, verspricht BMW. Im späten Frühling kommt der Motor in einer weiteren Ausbaustufe als 320i mit 184 PS und einem maximalen Drehmoment von 270 Newtonmeter dazu.Die optimierten Diesel sind bekannte Aggregate, im Februar starten der 320d mit 184 PS (Verbrauch 4,5 Liter) und der auf extreme Sparsamkeit ausgelegte 320d Efficient Dynamics Edition mit 163 PS (4,1 Liter) zum gleichen Preis von 35.350 Euro – damit sind die beiden Dreizwanziger bis zum Frühjahr nächsten Jahres die preisgünstigsten 3er. Dann geht der Zweiliter-Diesel als 316d mit 116 PS und als 318d mit 143 PS an den Start, die Preise und weitere exakte Daten stehen derzeit aber noch nicht fest. Und im Herbst 2012 folgt dann der 3er Hybrid. Sehr schön das alles, doch was tun Liebhaber wahrer Münchener Lebensart, also die, die auf Reihensechszylinder stehen? Die müssen bis auf Weiteres zum potenten 335i greifen – dem großartigen Dreiliter mit 306 PS. Und dann bereit sein, dafür happige 43.600 Euro auf den Tisch zu legen.
Alle Motoren besitzen serienmäßig neben der Start-Stopp-Automatik auch die anderen Bestandteile der Efficient-Dynamics-Technik (Bremsenergie-Rückgewinnung, Schaltpunktanzeige, bedarfsgerecht gesteuerte Nebenaggregate und so weiter) und sind mit Sechsgang-Handschaltung ausgestattet. Die famose ZF-Achtstufenautomatik ersetzt den Sechsstufenautomaten des Vorgängers (2260 Euro extra). Eine BMW-Spezialität ist der Fahrerlebnisschalter mit den Stellungen Comfort, Sport, Sport+ und Eco Pro, mit dem sich das Ansprechverhalten von Motor und Lenkung, das ESP und (je nach Ausstattung) auch Dämpfer und Automatik abstimmen lassen. Im Eco-Pro-Programm verspricht BMW uns Einsparungen von bis zu 20 Prozent. Manchmal können sie also doch bescheiden sein, die Bayern.
Das BMW 3er-Dossier enthält viele Versionen, Ausstattungen, Motoren und alle Erfahrungen und Testergebnisse, die wir mit der Münchener Mittelklasse in den vergangenen Jahren gesammelt haben. Jetzt als PDF downloaden.

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Fazit

von

AUTO BILD
BMW hat beim Design für den neuen 3er vieles richtig gemacht. Auf kühne Experimente haben die Bayern verzichtet und stattdessen eine formschöne, stilvolle Limousine auf die Räder gestellt. Hochwertiger eingerichtet als bisher und mit etwas mehr Platz. Eines ist klar: Audi A4 und Mercedes C-Klasse können sich schon mal warm anziehen.