Mein Arbeitsweg beträgt ziemlich genau 25 Kilometer. Pro Strecke. Damit bin ich prädestiniert für einen E-Roller: Die Entfernung schafft er immer, selbst bei Frost. Der Spritpreis-Irrsinn kann mich also mal. Fast laut- und schwerelos durch Raum und Zeit zu gleiten, vorbei an allen Tanken, mit einem magischen E-Bums im rechten Handgelenk, das hat schon was.

BMW Motorrad ist seit Jahren der einzige Hersteller, der für solche Momente einen Elektro-Großroller parat hat. 2014 kam der C evolution auf den Markt, als elektrischer Ableger der Spritbrüder. Bis 2020 fand er rund 8750 Käufer. Jetzt stromert sein Nachfolger an die Ladesäulen. Moderner, hipper, günstiger, 44 Kilo leichter. Und voller neuer Ideen.
BMW CE 04
Ins seitlich öffnende Staufach passt der Helm. Bequem: Sitzbank im Bügelbrettstil.
Bild: Markus Jahn

Das Staufach beispielsweise öffnet zur rechten Seite, kann also im Sitzen bedient werden. Bei allen anderen Rollern muss man dafür aufstehen und die Sitzbank hochklappen.
Möglich macht das die kompakte E-Technik: Das integrierte Ladegerät, die Reglereinheit und der Elektromotor sitzen platzsparend übereinander vorm hinteren Scheibenrad. Der flache Hochvoltspeicher versteckt sich wie bei den meisten E-Autos im Fahrzeugboden. (Diese Elektro-Roller begeistern Städter mit herausnehmbaren Akkus!)

Der E-Roller BMW CE 04 leistet maximal 42 PS

Damit die 40 Zellen ausreichend Platz haben, streckt sich der Radstand auf 1675 mm – fast so viel wie beim "Big Boxer" BMW R 18 (1731mm). Der tiefe Schwerpunkt zahlt erfreulich ins Handling ein beim Fahren. Zum Rangieren gibt es einen Rückwärtsgang; leicht ist das Riva-Boot unter den Rollern nämlich nicht (231 kg).
BMW CE 04
Frei stehender Lenker, Mini-Windschild. Im Beinschild verbergen sich rechts die Ladebuchse (Typ-2-Stecker), links das per Gebläse gekühlte Handyladefach (USB-C).
Bild: Markus Jahn

42 PS Maximalleistung sorgen für mächtig Schub, spielen aber auch mit der Reichweite. Nach einer kalten Nacht drücken die acht Kilometer zum Bäcker und zurück die Reichweitenanzeige von 117 auf 89 km. Uff!
Die 25 km zum Büro steckt der Akku danach tapfer weg: Es bleiben 78 Kilometer, Rekuperation und Fahrmoduswechsel (Road statt Dynamic/Option) sei Dank.
BMW CE 04
Grünes Licht: Ready, es kann losgehen. Die CE 04 hat drei Fahrmodi ab Werk: "Eco", "Rain", "Road".
Bild: Markus Jahn
Abends zurück in der Garage bleiben noch 67 km. Alles im Rahmen also. Drum: Nerven bewahren, nicht kirre machen lassen von den elektronischen Befindlichkeiten. Erst wenn der Ladestand gen null rauscht, wird es Zeit für neue Energie.

Technische Daten und Preis: BMW CE 04

• Motor E-Synchronmaschine
• Nenndauerleistung 15 kW (20 PS)
• Maximalleistung 31 kW (42 PS) bei 4900/min
• max. Drehmoment 62 Nm bei 1500/min
• Spitze 120 km/h
Reifen v./h. 120/70 R 15 / 160/60 R 15
• Sitzhöhe 780 mm
• Gewicht 231 kg
• Batterie 8,9 kWh
• Reichweite 130 km (nach WMTC Norm)
• Preis ab 11.990 Euro

Fazit

von

Ralf Bielefeldt
Reichweite ist Kopfsache, das sollte sich langsam rumgesprochen haben. E-Roller wie der BMW CE 04 leben in der Stadt, im "urbanen Raum". Nicht tourentauglich? Das will der avantgardistische Blickfänger gar nicht sein. Er liebt Metropolen.
Zweite Meinung von Jan Horn: Manche mögen's, ich nicht: Die starke Rekuperation verzögert den Roller so heftig, dass der Fahrfluss leidet. Zudem macht die Bremse Geräusche. Der Roller wirkt beim Rangieren unerhört schwer, das Wuseln im Stau gerät so zum Kraftakt. Das seitliche Fach fasst ganz nach Wahl auch die Ladekabel – klasse. Klar: Der CE 04 ist ein irrer Hingucker, aber weder in der Stadt noch über Land ideal.

Von

Ralf Bielefeldt