BMW M3 gestern und heute
Gipfeltreffen der Generationen

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BMW M3. Vier Buchstaben, eine Ziffer. Und doch so viel mehr. Seit 21 Jahren begeistern die sportlichen BMW Jung und Alt, aktuell in der vierten Generation. AUTO BILD SPORTSCARS hat den neuen M3 gegen seine drei Vorgänger antreten lassen.
Die Füße scharren ungeduldig unter dem Schreibtisch, der Kopf sehnt den Feierabend herbei. Es fällt schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf die Planung der verlängerten Dienstfahrt. Mehr kurvige Landstraßen oder doch lieber ein langes Stück unlimitierte Autobahn? Auf keinen Fall den langen Tunnel vergessen. Es gibt nicht viele Autos, die eine derartige Lust aufs Autofahren wecken wie ein BMW M3. Und das seit 21 Jahren. Damals, im Jahr 1986, präsentierten die Bayerischen Motoren-Werke den ersten M3 auf Basis des BMW E30. Und schufen damit einen automobilen Mythos, der jetzt in der vierten Generation seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Für uns Grund genug, den Neuen mit seinen Vorfahren zu vergleichen. Nicht auf dem Papier, sondern auf Asphalt. Von München aus ging es über Autobahnen und Landstraßen dorthin, wo sich bei einem AUTO BILD SPORTSCARS-Test die Spreu vom Weizen trennt. Auf die Rennstrecke von Oschersleben bei Magdeburg. Doch dazu später mehr.
Der erste M3 kam mit vier Zylindern und 200 PS aus
Kommen wir zurück zum neuen M3 mit der internen Typenbezeichnung E92. Erstmals mit einem V8-Motor ausgestattet, leistet der jüngste Sproß der M-Familie 420 PS. Und damit mehr als doppelt so viel wie sein Urahn, der M3 E30. Dem reichten 1986 2,3 Liter Hubraum und vier Zylinder für 200 PS. Ohne Kat. Unser Testwagen aus dem Jahr 1987 rollte jedoch abgasgereinigt aus dem Museum und leistete somit 195 PS. Der Faszination tut das keinen Abbruch. Die kantige Form des E30, die ausgestellten Kotflügel und sein großer Heckspoiler machen den ersten M3 zu einem rollenden Denkmal der 80er-Jahre. Das Cockpit ist dabei auch aus heutiger Sicht noch ein Vorbild für fahrerorientierte Ergonomie. Die Mittelkonsole ist zum Fahrer hin angewinkelt, alle Tasten erklären sich von selbst. Warum, liebe Münchener, habt ihr damit eigentlich aufgehört? Ein Dreh am Zündschlüssel lässt alle iDrive-Sorgen vergessen. Ohne zu murren, springt der Vierzylinder an und fällt in einen rauen Leerlauf, dessen Geräusch ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Behutsam warmgefahren, erreicht der E30 auf der Autobahn ohne Probleme Geschwindigkeiten über 200 km/h, das Drehzahllimit von knapp 7300 Umdrehungen lassen wir dabei aus Respekt vor dem Alter unberührt.
Der E36 ist immer noch der unauffälligste M3
Auf der Rennstrecke zeigt der M3 dann das, was die Fahrt dorthin bereits erahnen ließ. Dank seines ausgewogenen Fahrwerks, der zielgenauen Lenkung und des knackigen Fünfgang-Sportgetriebes (erster Gang hinten links) lässt sich der E30 wunderbar über die Rennstrecke zirkeln. Das Röhren des Vierzylinders verursacht beim Piloten dabei eine Art Dauer-Gänsehaut. Am Ende erreicht der E30-M3 eine Rundenzeit von 1:58,90 min. Sechs Jahre nach dem ersten M3 präsentierte BMW die zweite M3-Generation. 1992 wie heute nur an optischen Details wie der geänderten Front- und Heckschürze sowie den aerodynamischen Außenspiegeln zu erkennen, ist der E36 immer noch der unauffälligste M3. Von außen. Denn unter die Motorhaube pflanzten die M-Techniker ein Aggregat, das Porsche-Fahrern das Fürchten lehrte. 3,0 Liter Hubraum und 286 PS waren damals eine Sensation und reichten aus, um den Sprint von 0 auf 100 km/h in gerade einmal 5,5 Sekunden hinzulegen. Noch beeindruckender: der Druck, den der Motor ab 120 km/h im fünften Gang entwickelt. Wie man es sonst nur von Turbo-Aggregaten kennt, schiebt der M3 mühelos in Geschwindigkeitsbereiche jenseits der Richtgeschwindigkeit, um schließlich bei 250 km/h den elektronischen Riegel vorgeschoben zu bekommen.
Der Fahreindruck ist dabei im Straßenverkehr recht komfortabel. Trotz des Sportfahrwerks rollt der E36 passabel über west- und ostdeutsche Schlaglöcher ab und liegt selbst bei hohen Geschwindigkeiten satt auf der Straße. Der typische sonore Klang des Reihensechsers ist dabei immer prägnant, aber nie aufdringlich. Doch wehe, es geht auf die Rennstrecke. Hier ist es schnell vorbei mit der Ruhe. Ausgeprägte Lastwechselreaktionen erfordern einen Profi am Steuer, soll die schnelle Runde nicht in einem Dreher enden. Zudem ließ die Lenkung in unserem M3 mit riesigem Airbaglenkrad im Vergleich zum E30 deutlich an Rückmeldung missen. Am Ende ist der E36 mit einer Rundenzeit von 1:53,40 min dann aber doch alles andere als langsam unterwegs. Besonders, wenn man die Zeit mit der der dritten M3-Generation vergleicht. Obwohl der E46 57 PS mehr hat, liegt die Rundenzeit mit 1:52,30 nur etwas mehr als eine Sekunde unter der des E36.
Im E46 arbeitet der vielfach ausgezeichnete Reihensechser
Die vielen Extras unseres bis auf das SMG-Getriebe vollausgestatteten E46 drücken aufs Gewicht und damit auf die Zeit. Dennoch ist der bis zum letzten Jahr gebaute M3 E46 immer noch ein ganz heißes Eisen. Was neben seiner schönen Form und dem modernen Technikpaket ganz klar an einem der besten Motoren aller Zeiten liegt. Ganze sechs Mal in Folge gewann der 3,2 Liter große Reihensechszylinder mit 343 PS den internationalen Motorpreis "engine of the year". Die Klangmischung aus metallischem Ansaug- und sägendem Abgasgeräusch ist schlichtweg atemberaubend, die Gasannahme erinnert an einen Rennmotor. Das Handling des E46 ist im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern direkter und deutlich narrensicherer als das des E36. Dennoch schaukelt sich der M3 in der Schikane im dritten Oschersleben-Sektor kurz auf und verliert hier eine Hundertstelsekunde auf seinen Vorgänger.

Fazit von AUTO BILD SPORTSCARS-Redakteur Lars Zühlke
Einen klaren Sieger kann es bei diesem Vergleich nicht geben. Dafür sind alle vier M3-Generationen zu faszinierend – jede für sich auf ihre eigene Art. Und in der Gruppe. Trotz oder gerade wegen des Altersunterschiedes von bis zu 21 Jahren.
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