Gestatten: Breit, sehr breit!

Man mag vom Sinn mancher saudi-arabischer Investitionspläne - wie dem Bau des größten Hotels der Welt - nicht überzeugt sein. Bei einem Thema sind die Wüstensöhne jedoch sehr investitionssicher: bei exklusiven Automobilen mit einer gehörigen Portion Leistung.

Hamann Motorsport ist diese Vorliebe sehr wohl bekannt. Genau aus diesem Grunde entwickelte man den Daytona Beach. Er vereint alle Attribute automobiler Spielereien in sich, die den weiß gewandeten Herrschaften das Kindergrinsen in das Gesicht zaubert - ohne an der Wunderlampe zu reiben. Schon beim Durchlesen der Liste der vorgenommenen Umbauarbeiten braucht es Geduld, zeitnah gelegene Termine gilt es zu verschieben. Denn zunächst einmal ging es darum, den M5 ein wenig stämmiger erscheinen zu lassen. Kurzerhand wurden die Kotflügel vorn wie hinten verbreitert - natürlich aus Metall.

Der so gewonnene Raum in den Radhäusern schrie gerade- zu nach neuer Bereifung, die selbst alten Ferrari-Modellen die Neidesröte in die Zylinderköpfe treibt: 275er vorn, 335er hinten. Gestatten: breit. An Traktion mangelt es also nicht, jedoch scheint die vermeintlich durchgängige Gummiwalze nur unfreiwillig der Abgasführung Platz machen zu wollen.

Motorklang der Extraklasse

Aufgrund der mit Fächerkrümmer, Sportkatalysatoren und Endschalldämpfer komplett in Eigenregie entwickelten Auspuffanlage lässt den Einbau einer Stereo-Anlage bereits im Leerlauf überflüssig erscheinen. Dieses sonore Gebrabbel lässt nur diejenigen unberührt, die morgens Studentenfutter essender Weise im Linienbus zur Uni fahren. Die anderen weinen. Aber vor Freude. Sogar Ronald, der Fotograf - berufsbedingt hinsichtlich Klangbildern von Fahrzeugen sehr breit informiert - attestierte dem E39 einen Klang der Extraklasse.

Seine Steigerung erfährt das ganze Spektakel dann, wenn man die Kolben mit maximaler Geschwindigkeit in ihren Buchsen laufen lässt. So kommt dem heiseren Gebell akustisch noch die Schaltwegverkürzung des Sechsgang-Getriebes zugute, die Anschlüsse gelingen noch flinker und lassen die 450-PS-Limousine im Bedarfsfall in nur 5,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 sprinten. Mit anderen Worten: wer nach der Vorbeifahrt des Daytona-Beach keinen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule erleidet, genießt das Leben nur zur Hälfte. Hoch- und Tiefbaugesellschaften sollten sich schon mal auf vermehrte Anfragen für den Bau von Tunnelstrecken im arabischen Raum einstellen...

Damit bei den zu erwartenden Wettrennen der Kronprinzen der Motor bei den üblichen Temperaturen jenseits von 40 Grad Celsius keinen Hitzekollaps erleidet, sind zusätzlich Kühlrippen über den Ventildeckeln in die Motorhaube geschweißt worden. Von der Seite betrachtet fallen außerdem noch die Kiemen des kleinen Bruders M3 auf. Diese unauffälligen Veränderungen machen durchaus Sinn. Die Abwärme aus dem Motorraum kann besser entweichen und mit der Wüstenluft um die Wette flimmern.

Ausstattung und Technische Daten

Im Innenraum geht das Sinnesfest weiter. Der gesamte Armaturenträger und die Mittelkonsole sind durch schwarzes und rotes Leder der allerersten Kategorie veredelt. Bei geschlossenen Fenstern kommt der Duft der bearbeiteten Tierhäute am besten zur Geltung. Allein durch die flächenmäßige Präsenz des Leders fragt mach sich, was im Cockpit unberührt blieb. Das Einzige, was einen noch ansatzweise an die Serie erinnert, ist der Lichtschalter. Handbremshebel, Schaltknauf und Pedalerie sind aus matt schimmerndem Aluminium gefertigt und spiegeln die Liebe zum Detail wider. Sogar die Sandalen der Ölmultis ruhen exklusiv: auf Teppich mit Hamann-Schriftzug. So erinnert der Erbauer elegant an die Geschichten aus Tasendundeiner Nacht. In diesem Fall an jene mit dem fliegenden Teppich.