BMW gegen Mercedes – dieses Duell scheint für die heutige Smartphone-Generation 100 Jahre alt zu sein. Oder sogar noch älter. 3er gegen C-Klasse oder gar gegen 190er, S-Klasse gegen 7er – das muss es doch schon in der Antike des Automobilbaus gegeben haben! Doch viele Ältere von uns halten die Marke BMW nach wie vor für einen Emporkömmling. Der erste Mercedes datiert schließlich von 1902, der erste BMW entstand erst 27 Jahre später. Und die Älteren von uns haben ebenfalls nicht vergessen, dass BMW wegen seiner verfehlten Modellpolitik schon einmal um ein Haar von Mercedes übernommen worden wäre.
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BMW X3
Handlicher: Die 104 Kilogramm leichtere BMW X3 geht noch besser um die Kurven als der Mercedes GLK.
Bei den SUVs begann das Duell BMW gegen Mercedes freilich erst 1997. Mercedes stellte damals die erste M-Klasse vor, BMW zog zwei Jahre später mit dem ersten X5 nach. Doch in der kleineren Mittelklasse war BMW schneller. Dem ersten X3 von 2003 folgte erst 2008 der Mercedes GLK. Inzwischen sind wir beim zweiten X3 (2011) angelangt, der auf den frisch renovierten GLK trifft. Bemüht wirkende Sicken und aggressive Scheinwerfer sollen bei beiden wohl Durchsetzungswillen suggerieren. Und wirklich komfortabel rollt keiner der beiden Kandidaten ab. Die heutzutage von geflickten Frostaufbrüchen und abgesunkenen Kanaldeckeln gezeichneten Ortsstraßen sind mit solchen Autos kein wirkliches Vergnügen. Was soll's, die Kundschaft nimmt es mangels Alternativen in Kauf. Dafür erreicht man heute mit einem solchen hoch aufragenden Geländegänger Kurvengeschwindigkeiten und Bremsleistungen, die noch vor 15 Jahren den Sportwagen vorbehalten waren. Ein traditionell betulicherer Mercedes steht dabei einem BMW heute nicht mehr nach. Das gilt auch für GLK und X3. Beide lassen sich spielerisch um die Kurven von Land- und Bergstraßen zirkeln. Der 104 Kilogramm leichtere BMW wirkt dabei allerdings trotz etwas größerer Abmessungen noch eine Nuance handlicher als der Mercedes.

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Mercedes GLK
Im Zusammenspiel mit der Automatik wirkt der Diesel des GLK trotz Leistungsvorteil etwas zögerlich.
Das kehrt sich erst im Stadtverkehr und beim Parken um, wo der deutlich übersichtlichere und mit gut einem halben Meter kleineren Wendekreis gesegnete Mercedes seine Vorzüge ausspielt. Die etwas knapperen Abmessungen des Mercedes wirken sich kaum auf den Sitzkomfort aus, sondern vor allem auf den Kofferraum, wo der BMW 100 Liter mehr Volumen bietet. Das ist aber hauptsächlich seiner speziell im Heckbereich höheren Scheibenunterkante zuzuschreiben. Und die wiederum macht den BMW wesentlich unübersichtlicher als den Mercedes. Die Prospektdaten der Motoren versprechen zunächst einen klaren Vorsprung für den Mercedes. Als GLK 250 BlueTec bringt er schließlich 20 PS mehr Leistung und 120 Nm mehr Drehmoment mit als der X3 20d. Doch selbst beim direkten Umsteigen bemerkt man keinen signifikanten Unterschied in der Beschleunigung. Im Gegenteil: Der BMW-Diesel reagiert bissiger auf Gaspedalbewegungen und arbeitet noch besser mit der hier aufpreispflichtigen Wandlerautomatik von ZF zusammen. Dem Mercedes-Diesel dagegen mangelt es zwar in keiner Weise an Kraft, aber er wirkt weniger entschlossen, auch im Zusammenspiel mit der serienmäßigen Mercedes-Automatik.BMW-Diesel und ZF-Automatik arbeiten konsequent auf niedrige Motordrehzahlen und damit niedrigen Verbrauch hin. Der Mercedes macht dies nicht so konsequent, was sich sowohl beim Werksnormverbrauch als auch im Testverbrauch zeigt, wo er jeweils gut einen halben Liter/100 km mehr konsumiert. Die starke Seite des Mercedes-Antriebs ist eher der Motorkomfort. Für einen Vierzylinder-Diesel ist das grundsätzlich keine leichte Aufgabe. Aber der Diesel im GLK benimmt sich spürbar gesitteter als der rauer laufende BMW-Motor. Nur wer das Gaspedal voll durchdrückt, profitiert auch vom stärkeren Motor des Mercedes. Er zieht dem BMW nach und nach davon. Der Vorsprung fällt allerdings kleiner aus als erwartet. Die Erklärung liefert zum einen die komfortabler schaltende Mercedes-Automatik, zum anderen das 104 Kilogramm höhere Leergewicht. Beides frisst zumindest einen Teil der größeren Motorkraft des GLK wieder auf.

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BMW X3 Mercedes GLK
Sauber: Nur der GLK schafft serienmäßig Euro 6, der X3 verlangt dafür einen Aufpreis von 1190 Euro.
Dank seiner komplexen Abgasnachbehandlung mit zusätzlicher Harnstoffeinspritzung und Speicherkat erreicht der GLK 250 BlueTec spielend die ab 2014 vorgesehenen EU6-Grenzwerte – ab Werk und ohne Aufpreis. Wer seinen X3 mit dieser Technik ausrüsten will, die das Diesel-Grundübel der Stickoxide drastisch und nicht nur auf dem Papier reduziert, muss Aufpreis zahlen: 1190 Euro. Dies lässt auch den auf den ersten Blick deutlichen Preisnachteil des Mercedes schrumpfen. Der Grundpreis des EU5-BMW liegt bei 39.700 Euro, der des EU6-Mercedes bei 46.142 Euro. Doch im Preis des Mercedes ist nicht nur die aufwendige EU6-Abgastechnik enthalten, sondern auch Automatikgetriebe (beim BMW plus 2300 Euro), Tempomat (plus 490 Euro), Zweizonen-Klimaautomatik (plus 650 Euro) und weitere Komfortdetails. Ausstattungsbereinigt beträgt der Preisnachteil des Mercedes also nur noch rund 1200 Euro. Wem das immer noch zu viel ist, kann beim Mercedes am Motor sparen. Denn dessen 2,1-Liter-Biturbodiesel gibt es mit substanziell gleicher Technik im GLK 220 BlueTec auf 170 PS gedrosselt für 44.149 Euro – fast 2000 Euro gespart. Beim BMW findet sich diese Sparmöglichkeit nicht in der Preisliste.

Wenn die Wege und Strecken schwieriger werden, zeigt der BMW die größere Durchsetzungskraft. Sein kupplungsgesteuerter Allradantrieb funktioniert dank rechtzeitigem und in der Regel auch vor ausschauendem Eingreifen in der Praxis genauso gut wie der echte Permanentallrad des Mercedes via Zentraldifferenzial. Der Unterschied liegt in der Programmierung der Bremseingriffe der Schlupfregelung, die Achssperren simulieren. Hier reduziert das nicht abschaltbare ESP des Mercedes auf weichem und kraftraubendem Untergrund die Motorleistung zu stark; der BMW wühlt sich hier weiter. Und er hat ab Werk ausreichende 205 mm Bodenfreiheit, der Mercedes nur 190 mm. Wer mehr will, muss 702 Euro für ein Paket zahlen, das 30 mm mehr Bodenfreiheit verspricht, womit der Mercedes dann in etwa auf dem Niveau des BMW liegt.

Fazit

von

Martin Braun
Die Stärken des GLK liegen im höheren Antriebskomfort und seinem kompakten, übersichtlichen und parkfreundlichen Naturell. Allerdings ist er teurer im Unterhalt. Genau hier punktet der X3 deutlich. Und sichert sich mit mehr Geländetauglichkeit und größerem Kofferraum den Sieg.

Von

Martin Braun