BMW Z4: Dauertest, Gebrauchtwagen
Note 1 im Dauertest: Beim BMW Z4 steht das Z für zuverlässig

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Der 100.000-Kilometer-Dauertest war für den BMW Z4 ein Klacks. Der Bayern-Roadster machte keinen Ärger, aber dafür jede Menge Spaß.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Vielleicht das Überraschendste in diesem Dauertest: Selbst eingefleischte Fanboys haben mit dem Motoren-Downsizing bei BMW ihren Frieden gemacht. "Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde", schreibt Chef vom Dienst Mario Pukšec ins Fahrtenbuch: "Aber im BMW Z4 braucht es den Sechszylinder nicht wirklich." Dass der für Traditionalisten heilige Markenkern außer im 340 PS starken Topmodell M40i überall eingeschmolzen wurde, findet der Nordschleifen-Racer nicht schlimm. Im Gegenteil: "Mit 120 Kilogramm weniger ist der vierzylindrige sDrive30i vermutlich das sportlichere Auto. Und schnell genug ist er mit 258 PS auch."
Pukšec spricht aus, was viele denken. Schon kurz nach seinem Dauertest-Debüt im September 2019 erobert der saphirschwarze BMW-Roadster eine Favoritenrolle im Redaktionsfuhrpark: "Fast alles ist hier ein großes Vergnügen", jubelt Dirk Branke, der stellvertretende Testchef. Und auch Kollege Henning Hinze, der beim Schwesterblatt AUTO BILD KLASSIK sonst über Oldtimer schreibt, kommt aus dem Schwärmen kaum heraus: "Passt wie ein Handschuh! Keine Ahnung, warum es überhaupt andere Autos gibt, außer zum Anhängerziehen." Lediglich den Brabbel-Sound ("künstlich") und das Design hätte er sich dezenter gewünscht.

Lack und Leder: Funktionalität und Materialgüte im Cockpit erreichen Topniveau.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
Naturgemäß trifft der 4,32 Meter kurze Zweisitzer mit dem sündig-roten Leder-Interieur vor allem als talentierte Kurvenfräse mit "heckschwänzeligem Fahrverhalten" (Alexander Bernt) ins Herz der Redakteure. Ja, ein wenig schmaler könnte er sein. Aber der drehfreudige, schon aus dem Keller bullig anschiebende Turbomotor ist ein Gedicht und mit 8,0 Liter auf 100 Kilometer angesichts des Gebotenen keineswegs durstig. Die aufmerksame, zielgenaue, aber nicht übernervöse Lenkung arbeitet wie eine gute Sekretärin: Alles, was der Chef wissen muss, dringt zu ihm durch, der Rest bleibt draußen. Ein Traum auch das elektronisch verstellbare Fahrwerk, das auf der Klaviatur zwischen sportlich-trocken und bekömmlich-tourentauglich sogar jeden Zwischenton treffsicher anschlägt.
Technische Daten BMW Z4
Motor
Hubraum
Leistung
max. Drehmoment
Antrieb
Leergewicht
Zuladung
Kofferraum
Höchstgeschwindigkeit
Verbrauch
Abgas
Umso verblüffender, dass der Z4 auch Tugenden offenbart, die man bei einem Spaßauto für die schöneren Tage des Jahres nicht auf Anhieb erwartet. So ist etwa der Kofferraum mit 281 Liter Volumen nicht nur 101 Liter größer als beim 2018 abgelösten Vorgänger. Mit seinem praxisgerechten Zuschnitt und ausreichender Tiefe eignet er sich auch für Touren, bei der neben einer Reisetasche auch Mess-Equipment oder ein Fotografenkoffer mit muss.

Reisetauglich: Eine der weitesten Touren führte den Z4 nach Kroatien. Hier ein Stopp am Hafen von Jadranovo.
Bild: AUTO BILD
Kein Wunder, dass dienstreisende Kollegen bei Testkoordinator Gunnar Heisch für den Z4 Schlange stehen. Selbst einen Getränke-Großeinkauf wuppt er locker. Das qualifiziert ihn zum Erstwagen für Singles oder Paare, die das nötige Kleingeld haben, und ist zugleich ein weiteres Indiz dafür, dass BMW nach dem Hardtop-Intermezzo beim Vorgänger E 89 mit der Rückkehr zum platzsparenden Stoffverdeck alles richtig gemacht hat.
Puristen wie Testredakteur Malte Büttner feiern die Kapuze als "Wiedergutmachung bei klassischen Roadsterfans". Dabei ist ihr Reiz inzwischen fast nur noch emotionaler Natur: Mustergültige Geräuschdämmung und das wetterbeständige Material kommen den Qualitäten eines Stahldachs sehr nahe und stellen auch Langstreckenfahrer und Laternenparker zufrieden. Die nur zehnsekündige Öffnungszeit ermuntert zudem dazu, auch kurze Regenpausen zum Offenfahren zu nutzen – sehr willkommen, nicht nur am notorisch nassen Redaktionssitz Hamburg.
Die Zerlegung fördert keine Mängel zutage

Die Reibscheiben der Kupplung sehen noch immer sehr gut aus.
Bild: DEKRA
Schlechtes Wetter ist für den Z4 keine Herausforderung, selbst wenn es richtig ungemütlich wird. Ein Kollege, der 2020 auf der A 81 zwischen Heilbronn und Würzburg in einen heftigen Schneesturm gerät, staunt Bauklötze, als der BMW seine spontane Sehnsucht nach einem allradgetriebenen SUV im Keim erstickt: "Ich war am Ende froh, nicht auf etwas draufzusitzen, was unter mir fährt, sondern die Fahrzeugreaktionen direkt im verlängerten Rücken zu spüren", erinnert er sich. "Selbst die 258 PS ließen sich dank der feinfühlig regelnden Fahrhilfen problemlos auf den glatten Boden bringen."
Probleme bereitet der Z4 auch sonst keine. Während des gesamten Dauertests muss er nie unplanmäßig in die Werkstatt. Auch die Zerlegung unter den strengen Augen der DEKRA fördert weder Mängel noch nennenswerten Verschleiß zutage. Der leichte Abrieb an der linken Wange des Fahrersitzes geht als lässliche Sünde durch. Dass die gefahrenen 100.000 Kilometer an Bodenteppichen oder dem ledernen Lenkradkranz vollkommen spurlos vorübergegangen sind, spricht für die Qualität der verwendeten Materialien. Angesichts des mittlerweile auf knapp über 50.000 Euro gestiegenen Grundpreises eigentlich Ehrensache, aber dennoch keine Selbstverständlichkeit.
Messwerte
Bei Testbeginn
Bei Testende
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100/-130 km/h
0–160 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Testverbrauch – CO2
Ein souveräner Durchmarsch zur Note 1 also, denn auch Kritik beschränkt sich während der gesamten Nutzungsdauer auf Kleinkram wie sporadisch auftretende Knarzgeräusche aus dem Armaturenbrett oder die schnell verschmutzende Linse der Rückfahrkamera. Kollege Peter Fischer fand es nervig, dass ihn das Navi ein paarmal auf Umwege lotste. Anderen hätte das in einem so fahraktiven Auto wie dem Z4 womöglich sogar gefallen, denn wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel. Wenn nicht hier, wo dann?
Wertung BMW Z4 sDrive30i
Zuverlässigkeit
Langzeitqualität (aus Demontage)
Alltagswertung/Fahren
Fazit
Außer Spesen nichts gewesen. Der Z4 hat den 100.000- Kilometer-Marathon praktisch verschleißfrei und ohne Komplikationen weggesteckt. Spaßfaktor, Alltagstauglichkeit und Qualität sind top. Die Eins hat er sich somit redlich verdient.
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