Nach gerade einmal drei Jahren und 251 gebauten Exemplaren ist der Traum im Jahr 1959 vorbei – BMW kann sich den 507 nicht mehr leisten. Der Roadster, der die Welt der Schönen und Reichen erobern sollte, wird "aus Gründen der weiteren Rationalisierung" (Zitat aus dem damaligen BMW-Geschäftsbericht) eingestellt. Dabei fing alles so märchenhaft an. Rückblende: 1954, der Krieg ist gerade einmal neun Jahre vorbei, haben die Amerikaner die Deutschen wieder lieb gewonnen. Zumindest ihre Autos. BMW, Mercedes und Porsche zeigen schon damals, dass man es geschafft hat.

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Für ihren Import in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist der gebürtige Österreicher Max Hoffman zuständig. Hoffman ist New Yorks größter Autohändler und für die deutschen Hersteller so wichtig, dass sie ihn sogar in ihre Planungen einweihen. Schnell erkennt er, dass den Münchnern ein rassiger Roadster fehlt. Und er kennt Albrecht Graf Goertz. Der junge Deutsche betreibt in New York ein Studio für Industriedesign und hat auch schon ein bisschen Erfahrung mit dem Zeichnen von Autos. Goertz skizziert auf Anraten von Hoffman seine Idee eines Roadsters und schickt die Entwürfe nach München. Ein voller Erfolg. Schon ein Jahr später begeistert der 507 erst in New York, dann auf der IAA in Frankfurt die Massen.

Mit 26.500 DM ist der 507 1955 exorbitant teuer

Doch es ist nicht nur das so wundervolle Design, das für offene Münder sorgt. Der BMW 507 ist mit einem Grundpreis von 26.500 Mark exorbitant teuer. Zwar kostet ein Mercedes 300 SL, für dessen Serienbau übrigens auch Max Hoffman verantwortlich war, als Coupé mit 29.000 DM noch mehr, doch ein "Standard"-VW-Käfer steht 1955 mit nur 3950 DM in der Preisliste. Während "die Kleinen" träumen, kaufen "die Großen". Fürst Rainier von Monaco und der Aga Khan bestellen sich genau wie Alain Delon einen BMW 507, und als Elvis Presley für eineinhalb Jahre als Soldat ins deutsche Friedberg muss, belohnt auch er sich mit dem schnittigen Bayern.
Zeitsprung. 54 Jahre nach seiner Präsentation sitze ich im BMW 507 und frage mich, ob Elvis seinen Hüftschwung durch das Einsteigen in dieses Auto perfektionierte. Das Lenkrad ist riesig, und wenn man erst mal Platz genommen hat, klemmt das rechte Bein zwischen dem Volant und dem Schalthebel fest. Bis 1957 sitzen 507-Fahrer derart verkrampft, dann reagiert BMW. Bei der Modellüberarbeitung wandert der Tank von seiner Position hinter den Sitzen unter den Kofferraumboden. Das kostete zwar 45 Liter Tankvolumen, dafür sind die beiden Sitze nun zehn Zentimeter weiter hinten platziert.

Wohlfühlambiente im Z4 , echte Handarbeit im 507

BMW Z4 sDrive 35i BMW 507
Niedrige Seitenlinie, filigraner Scheibenrahmen, keine Überrollbügel: Der BMW 507 war noch fürs Fahren gebaut, nicht für Crashtests.
Im BMW Z4 sDrive 35i (so eine Bezeichnung muss man sich auch erst mal ausdenken) passt die Sitzposition eigentlich immer. Wie der Rest. Auf der Fahrt vom verregneten Frankenland nach München sorgt das – erstmals in einem BMW-Roadster verbaute Klappdach – für geräuscharmen Coupé-Komfort. Klimaautomatik, Sitzheizung und ESP komplettierten das Wohlfühlambiente. Mit den ersten Sonnenstrahlen verschwindet das zweiteilige Dach. Innerhalb von Sekunden geht das, mehr als einen Finger muss man dafür nicht rühren. Beim BMW 507 ist hingegen noch richtige Handarbeit gefragt. Erst wird enthakt, dann geklappt und schließlich befestigt, und jeder dieser Schritte ist ein sinnliches Vergnügen.

Mehr zum Treffen der Roadster-Schönheiten finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel gibt es als Download im Heftarchiv.

Von

Lars Zühlke