Seit nun über 40 Jahren veredelt Brabus grundsätzlich alle Mercedes-Modelle. Am liebsten freilich die AMG-Versionen, ist es doch eine besondere Herausforderung, sie noch etwas schneller zu machen. Jetzt holt so ein handelsüblicher AMG E 43 zwar immerhin 401 PS und 520 Nm aus seinem Dreiliter-Biturbo, der serienmäßige Allradantrieb wie auch die stämmige E-Klasse an sich sind damit aber längst nicht ausgefüllt. Und eine spezifische Leistung von 134 PS pro Liter Hubraum ist für einen modernen Turbobenziner bei Weitem nicht das Ende der Fahnenstange.

Die Serienversion hat gegen den Brabus keine Chance

Brabus E 450
Klarer Sprintsieger: Von 0 auf 100 km/h nimmt der E 450 der Serie über eine halbe Sekunde ab.
Für Brabus heißt das: Zusatzsteuergerät mit 450-PS-Software anklipsen, damit gleich die Höchstgeschwindigkeit auf 280 km/h anheben, 21-Zöller draufstecken – und hoffen, dass die dicken Puschen die Leistungssteigerung nicht gleich komplett wieder aufzehren. Tun sie nicht: Nur 4,2 Sekunden vergehen beim Sprint auf 100 km/h, nach 15,9 Sekunden vermeldet das Messgerät 200 km/h. Zum Vergleich: Ein von uns – an einem allerdings sehr warmen Spätsommertag – gemessener Serien-E 43 auf 20-Zoll-Rädern benötigte für die gleichen Disziplinen 4,8 respektive 18,2 Sekunden. Auch bei den Durchzugsmessungen hat das Werksauto gegenüber dem um 50 Nm erstarkten Brabus E 450 das Nachsehen. Die Fahrleistungen lassen objektiv wie subjektiv also kaum Wünsche offen, Ansprechverhalten, Kraft und Drehfreude überzeugen rundum. Den spektakulären Antritt eines AMG E 63 kann der Dreiliter-Biturbo des E 450 natürlich nicht bieten, doch im Alltag merkt man schnell, dass das eigentlich kein Nachteil ist.
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Auf der Landstraße gibt sich der E 450 dynamisch

Brabus E 450
Überraschend: Die Art und Weise, mit der der Brabus E 450 ums Eck geht, traut man ihm gar nicht zu.
Denn im Vergleich zum brutalen E 63 ist die Leistungsentfaltung des E 450 viel harmonischer. Auch die akustische Untermalung aus der mit knapp 5500 Euro nicht ganz billigen Klappenabgasanlage ist mehrheitsfähig: Sie intoniert den V6 äußerst gelungen, rauchig, rassig, sportlich, wird aber nie unangenehm laut. Die beim E 43 serienmäßige Luftfederung programmiert Brabus auf ein niedrigeres Niveau – was tatsächlich nur die Fahrzeughöhe, nicht aber den Federungskomfort betrifft. Letzterer bleibt souverän, nur die flachen 21-Zoll-Reifen rollen sehr steif ab. Die riesigen, sehr teuren Räder stehen der E-Klasse zweifelsohne gut, zugunsten des Abrollkomforts würden wir uns aber mit den serienmäßigen 19-Zöllern begnügen. Auf der Landstraße gefällt neben der höchst präzisen und sauber rückmeldenden Lenkung des E 450 auch das wirklich tadellose Handling, das man dem mit Besatzung über zwei Tonnen schweren Trumm auf den ersten Blick nicht zutraut.Das Fahrwerk ist sehr schluckfreudig und hält auch bei derben Unebenheiten tapfer alle Räder auf dem Boden. Selbst in engen Kehren verkneift sich der Brabus unschönes Untersteuern, lenkt überraschend agil ein, saust neutral rum, um am Ende auch mal kess das Heck raushängen zu lassen. Die Fahrsicherheit behält dabei aber immer die Oberhand.

Fazit

Wirksame Leistungssteigerung, wohlklingender Klappenauspuff, Tieferlegung ohne Komforteinbußen – Brabus macht alles richtig und aus einem schnellen Auto ein noch schnelleres. Nur auf die hübschen, aber teuren und hart abrollenden 21-Zoll-Räder würden wir verzichten. Warum also nur vier Sterne? Weil Brabus-Qualität ihren Preis hat.