Bremsflüssigkeit wechseln: Kosten und Intervalle
Wann und wie oft muss am Auto die Bremsflüssigkeit gewechselt werden?

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Bremsflüssigkeit muss regelmäßig gewechselt werden. AUTO BILD verrät, wie oft sie ausgetauscht werden muss – und ob Sie den Wechsel selbst vornehmen können!
Bild: Ralf Timm
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Für die Fahrsicherheit und den reibungslosen Ablauf innerhalb der Bremsanlage spielt die Bremsflüssigkeit eine wichtige Rolle. Ihre Aufgabe ist es, die beim Druck aufs Bremspedal erzeugte Kraft an die Räder zu übertragen. Zudem dient Bremsflüssigkeit in den beweglichen Teilen des Bremssystems als Schmiermittel und verhindert dort die Entstehung von Rost. Da diese Flüssigkeit mit der Zeit ihre Eigenschaften verändert, ist ein regelmäßiger Wechsel notwendig. Ansonsten kann es zum Abbau der Bremskraft oder im schlimmsten Fall zum Versagen der Bremsen kommen. (Bremsen quietschen? Das steckt dahinter!)
Unabhängig von der Laufleistung sollte die Bremsflüssigkeit spätestens alle zwei Jahre ausgetauscht werden. Dieses Intervall sollten besonders Besitzer von älteren Fahrzeugen berücksichtigen. Denn bei Autofahrern, die regelmäßig in die Werkstatt kommen, wird die Bremsflüssigkeit gecheckt und gegebenenfalls ausgetauscht. Der Grund der begrenzten Lebensdauer liegt darin, dass die Bremsflüssigkeit hygroskopisch ist: Sie kann Wasser aufnehmen und lösen. Wird kein Wechsel vorgenommen, könnte das in ihr gelöste Wasser bei starker Erhitzung zu Bläschen verdampfen und damit die Übertragung der Bremskraft gefährden. Außerdem fördert das gelöste Wasser die Rostbildung in der Bremsanlage, speziell am Bremskolben – und zudem verringert es die Schmierfähigkeit. Das betrifft die klassische Bremsflüssigkeit auf Glykolbasis, die mit Abstand am meisten verbreitet ist. Einen Teil der genannten Probleme löst eine seltener verwendete Bremsflüssigkeitssorte auf Silikonbasis. Sie kann kein Wasser aufnehmen und lösen, sondern stößt es ab. Das bedeutet: Die Bremsflüssigkeit braucht nicht gewechselt zu werden. Wer unsicher ist, ob und wann er die Bremsflüssigkeit wechseln soll, erhält in der Werkstatt schnelle Hilfe. Dort kann binnen Minuten der Wassergehalt der Bremsflüssigkeit gemessen werden. Liegt dieser bei 3,5 Prozent, ist der sogenannte Nasssiedepunkt erreicht, und die Flüssigkeit sollte ausgetauscht werden. Übrigens: Auch bei zu wenig Bremsflüssigkeit kann es zum Ausfall der Bremse kommen. Der Ausgleichsbehälter im Motorraum zeigt an, ob genügend Bremsflüssigkeit vorhanden ist.

Bremsflüssigkeitstestgeräte prüfen den Wassergehalt, indem sie eine kleine Menge Bremsflüssigkeit zum Kochen bringen.
Bild: Hans-Joachim Mau
Lassen sich einige Arbeiten am Auto selbst erledigen, gehört der Wechsel der Bremsflüssigkeit nicht dazu, denn hier kann viel falsch gemacht werden! Es beginnt damit, dass dieses Fluid giftig und ätzend ist und nicht mit der Haut oder dem Lack in Kontakt kommen darf. Hinzu kommt, dass beim Ablassen sowie beim Entlüften Luft ins System gelangen kann, was gravierende Folgen mit sich bringt. Bereits kleine Luftblasen können einen Totalausfall der Bremsen bewirken. Vorsicht ist auch bei der Beseitigung der gebrauchten Bremsflüssigkeit geboten: Sie gilt als Gefahrstoff und muss als Sondermüll fachgerecht entsorgt werden. Unter keinen Umständen darf dieser umwelt- und gesundheitsschädliche Stoff in Abflüsse oder Kanäle geraten. Bei einem geahndeten Verstoß drohen hohe Bußgelder – in Berlin etwa bis zu 50.000 Euro. Weil das Bremssystem zu den wichtigsten sicherheitsrelevanten Bestandteilen des Fahrzeuges zählt, raten wir von Selbstversuchen beim Nachfüllen sowie Wechseln ab, obwohl dies grundsätzlich erlaubt ist. (Alle Infos zum Bremssattel)

Die meisten aktuellen Autos nutzen eine DOT-4-Bremsflüssigkeit.
Bild: Ralf Timm
Für den Einsatz im Oldtimer eignet sich silikonhaltige Bremsflüssigkeit perfekt. Allerdings erfordert eine Umstellung von normaler auf die etwas dickflüssigere silikonhaltige Bremsflüssigkeit gründliches Spülen der Anlage und das Auswechseln aller Dichtungen. Beide Sorten dürfen auf keinen Fall vermischt werden! Ein Sonderfall sind schließlich noch Produkte auf Mineralölbasis. Sie kommen serienmäßig zum Einsatz, aber nur bei wenigen Herstellern wie beispielsweise Citroën.
Ist zu wenig Bremsflüssigkeit vorhanden, gibt das Fahrzeug wenige, aber klare Hinweise. Ein Indiz ist nachlassende Bremswirkung. Ebenfalls auffällig ist es, wenn sich das Bremspedal leicht durchdrücken lässt, aber wenig Widerstand hat und erst verspätet reagiert. Auch bei quietschenden Bremsen oder Bremsausfällen sollte die nächste Fahrt schnellstmöglich zur Werkstatt führen.
Freie Werkstätten bieten den Wechsel der Bremsflüssigkeit oft zu Pauschalpreisen an. Zwischen 40 und 90 Euro fallen dabei inklusive der Flüssigkeit an. Die Dauer des Bremsflüssigkeitswechsels beträgt in der Regel rund 30 Minuten. Teurer wird es, wenn der Füllstand sinkt. Dafür kann eine Undichtigkeit im System verantwortlich sein, die von den Mechanikern gefunden und beseitigt werden muss. Ebenfalls aufwendiger und damit kostspieliger wird es, wenn weitere Bremsbauteile ausgetauscht oder ersetzt werden müssen, weil die Flüssigkeit ihre Funktion nicht korrekt ausführen kann.
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