Die Auswahl an Campingtoiletten ist riesig. Doch welches Modell ist für wen das richtige? AUTO BILD stellt verschiedene Toiletten-Systeme vor und gibt Reinigungstipps.
Für manche ist es äußerst unangenehm und sogar beschämend, über das Thema Toiletten zu reden. Doch gerade unter Campern ist das stille Örtchen ein wichtiges Gesprächsthema. Der Grund: Die Auswahl an Campingtoiletten ist groß, und somit stellt sich die Frage nach dem geeigneten Toilettensystem. Chemietoilette, Kassettentoilette (Dometic schreibt Kassettentoilette mit K, Thetford mit C) oder Trockentoilette? AUTO BILD spült einmal kräftig durch und klärt Fragen zum wohl wichtigsten Geschäft.
● Mobile Chemietoiletten: Diese WCs bestehen aus zwei aufeinandergesteckten Teilen. Oben ist die Sitzfläche, die Toilettenschüssel sowie der Frischwassertank. Unten ist der Fäkalientank untergebracht.
Kassettentoiletten sind fest im Bad des Wohnmobils oder des Campervans eingebaut.
Bild: Tethford
Die Spülung am Porta Potti ist meist ein handbetriebenes Pumpsystem, dafür ist also kein Stromanschluss nötig. Die beiden Tanks sind mit einem Schieber voneinander getrennt. Eine Sanitärflüssigkeit im Abwassertank zersetzt die Fäkalien.
● Kassettentoilette: Eine Kassettentoilette ist meist chemisch und immer fest im Wohnmobil und im Campvervan eingebaut. Sie sieht praktisch wie eine richtige Toilette aus, allerdings meist etwas kleiner. Durch eine Außenklappe können die Fäkalien entnommen werden. Es gibt aber auch Kassettentoiletten, die anstatt mit üblichen chemischen Substanzen mit biologisch abbaubaren Flüssigkeiten aufgefüllt werden. Dadurch wird der Toiletteninhalt umweltfreundlicher, und er kann bedenkenlos in die Kanalisation entleert werden.
● Trockentoilette: Dieses Toiletten-Modell wird auch oftmals Komposttoilette genannt. Sie funktioniert ohne Wasser und Chemie. Die Fäkalien fallen einfach in einen Eimer oder Beutel direkt unter den Toilettensitz. Nach dem Gang wird beispielsweise Rindenmulch darüber gekippt. Denn das bindet den Geruch und kann gut zu Kompost verarbeitet werden. Eine sehr umweltfreundliche Methode. Es ist ratsam, besonders dünnes oder leicht zersetzbares Klopapier zu benutzen. Achtung: Fäkalien dürfen in Deutschland nicht einfach als Dünger genutzt werden. Dementsprechend die Hinterlassenschaften nicht einfach im Gebüsch entsorgen.
Auswahl an Sanitärzusätzen
Für die Chemietoiletten gibt es eine Vielzahl von Sanitärzusätzen. Diese zersetzen die Fäkalien und das Toilettenpapier, sorgen aber dafür, dass unangenehmen Gerüche gar nicht erst aufkommen. Sie unterscheiden sich in Preis, Geruch und Umweltverträglichkeit. Wichtig: Der Fäkaltank darf aufgrund der Zusätze nur an vorgesehenen Entsorgungsstellen entleert werden.
Wer gern an einem Campingplatz verweilt und nicht sowieso schon eine Kassettentoilette in sein Reisegefährt eingebaut hat, sollte sich für eine mobile Campingtoilette entscheiden. Denn auf den Camping-Anlagen gibt es zum Entleeren und Säubern spezielle Stationen. Abenteurer, die gern in der freien Natur unterwegs sind und viel Wert auf ein umweltbewusstes Leben legen, sollten zur Trockentoilette greifen. Der große Vorteil: Man ist länger autark und die Fäkalien können einfacher entsorgt werden. Wer will kann die Fäkalien zu Hause kompostieren, oder aber sie werden unterwegs in einer Mülltonne entsorgt. Dies hängt von der Reisedauer ab.
Toiletten-Tipps für Camper:
Mobile, chemische Toiletten haben einen Abwasser- und einen Frischwassertank.
Bild: Tethford
1. Vor dem Kauf einer Campingtoilette auf die Größe der Frisch- und Abwassertanks achten. Je mehr Liter im Tank, desto mehr Klospülungen sind möglich. Zur Orientierung: Das Standard-Tankfassungsvermögen liegt zwischen 12 und 15 Liter. 2. Die Toilette auf einen festen und ebenen Untergrund stellen, sonst könnte die mobile Toilette umkippen. 3. Die Toilette sollte alle drei bis fünf Tage entleert werden. 4. Beim Entleeren immer Handschuhe tragen. So meiden Sie den Kontakt zu Keimen. 5. Dünnes und leicht zersetzbares Toilettenpapier benutzen. Das löst sich im Tank schneller auf. Extra Camping-Toilettenpapier wird nicht benötigt. Dennoch sollte es nur maximal drei-, besser zweilagig sein.
In der Bildergalerie finden Sie wichtige Tipps rund um das Thema Camping-Toilette.
AUTO BILD REISEMOBIL erklärt die Benutzung einer Kassettentoilette und gibt Tipps zur Reinigung.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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Was tun, wenn's stinkt? So viel vorweg: Eine intakte, normal gepflegte Kassetten-Toilette stinkt nicht. Sondert sie auch nach längerem Lüften immer noch einen üblen Geruch ab, ist in den meisten Fällen etwas undicht. Oft ist der Übeltäter die Lippendichtung, ...
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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... welche die Fäkalien-Kassette oben zum Stutzen hin abdichten soll. Funktioniert das nicht mehr richtig, gibt es drei Ursachen: Entweder ist die Dichtung geschrumpft und liegt deshalb nicht mehr richtig an; sie ist aufgequollen ...
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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... und hat sich deshalb verformt; oder nach einigen Jahren ist der Sitz der Kassette abgenutzt. Sie liegt dann zu tief und dichtet oben nicht mehr gut ab. Das lässt sich einfach prüfen, mehr als ein, zwei Millimeter Spiel sollten es nicht sein.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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Miefsauger einbauen! Wird das eingebaute WC von mehreren Personen benutzt, ist ein Absauger, wie das SOG-System (Foto), sinnvoll. Der Lüfter schaltet sich mit dem Öffnen des Toilettenschiebers ein und erzeugt einen leichten Unterdruck in der Kassette. Die "Abgase" werden in einer Filterpatrone gereinigt. Kosten: ab 150 Euro.
Bild: SOG
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Richtig benutzen! Die Bedienungsanleitung gestattet es, aber die von uns befragten Fachleute sind eher dagegen. Worum geht's? Um den Schieber! Damit der Schieber sauber bleibt und auch seine Mechanik und Führungen nicht von Stoffwechsel-Endprodukten belastet werden, den Schieber öffnen.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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Es schadet nicht, vor der Sitzung etwas Wasser durch die Schüssel laufen zu lassen, das erleichtert die spätere Reinigung. Und auch beim Nachspülen mit dem Wasser nicht geizig sein, ...
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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... schließlich muss die Brühe in der Kassette ausreichend verdünnt werden. Nach dem Spülen den Schieber wieder schließen.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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Perfekte Toilettenpflege! Zu diesem Thema gibt es viele fragwürdige Ratschläge. Der schädlichste ist: Die empfindliche Lippendichtung der Kassette mit Olivenöl einreiben. Warum? Auch pflanzliches Öl besteht aus Kohlenwasserstoff-Verbindungen. Die lassen das Gummi aufquellen, der Schieber wird immer schwergängiger, ...
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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... bis die Öffnungsmechanik kaputtgeht. Deshalb nur geeignete Produkte des Herstellers benutzen oder Silikonfett aus dem Autozubehör. Scheuermilch hat hier nichts verloren, ebenso wenig wie Topfschwämme aus der Küche – alle groben Putzmittel zerkratzen die Oberfläche und bieten Bakterien den besten Nährboden.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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Auch Essigreiniger sind tabu, sowohl zum Putzen als auch zur Vorbeugung in der Kassette. Dafür gibt es spezielle Chemie oder – als ökologisch sinnvolle Alternative - einfach mehr Wasser einfüllen und öfter entleeren.
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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Das richtige Papier! Braucht man das teure Spezial-Toilettenpapier für Kassettenklos oder reicht normales von zu Hause? Fest steht, dass sich jedes Toilettenpapier in Wasser auflösen muss. Im Wohnmobil sollte es nicht gerade das dicke vierlagige sein. Wichtig: Immer genügend Wasser in die Kassette füllen, mindestens drei Liter!
Bild: Getty
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Eine Alternative: die Verbrennungstoilette. Hier wird eine spezielle Papiertüte in die Schüssel gelegt, das Geschäft kann verrichtet werden, dann wird der Knopf gedrückt und eine Falltür lässt die gefüllte Tüte in die Verbrennungskammer plumpsen. Hier wird alles bei 700 Grad zu einem kleinen Häufchen Asche verbrannt. Die wird später einfach im Hausmüll entsorgt. Der Preis: ab 4000 Euro.