Bei diesem gebrauchten Franzosen kommen Sparer auf ihre Kosten
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Seine kompakten Abmessungen und das durchdachte Raumkonzept machten den Chausson Welcome 50 als Neufahrzeug zu einem interessanten Angebot. Wie fit ist der Teilintegrierte 19 Jahre später?
Die Schallmauer für gebrauchte Wohnmobile liegt bei 15.000 Euro. Wer weniger Geld anlegen kann oder will, der muss entweder geduldig Kiesplätze abgrasen und private Kleinanzeigen durchforsten – oder im seriösen Handel auf betagte Mauerblümchen in der letzten Reihe hoffen. Der von uns besichtigte Welcome 50 von der Wohnmobil-Galerie in Hohenaspe ist solch ein Fall.
Der Teilintegrierte stellt Funktionalität über Luxus
Klappt problemlos: Sind die Lehnenpolster weggeräumt und der Tisch abgesenkt, lässt sich das Doppelbett bauen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Das ist er: Ein französischer Pragmatiker aus dem Hause Chausson mit überschaubaren 115.500 Kilometern auf dem Tacho. Die Einsteigervariante der 1997 vorgestellten Welcome-Modellreihe ist 5,22 Meter kurz. 2001 kostete sie 60.000 Mark, wohl gemerkt ohne Extras. Mit seinem Konzept war der pfiffige Teilintegrierte seiner Zeit durchaus vor aus. Dieses zielte von Anfang an auf reiselustige Paare ab, denen Funktionalität wichtiger als Luxus war. Hinter dem Fahrerhaus schließt sich ein kompakter Wohnbereich an, der mit 1,88 Metern Innenhöhe den meisten Europäern ausreichend Stehhöhe bietet. Durch die großzügigen Fensterflächen und das helle Holzfurnier ist das Raumgefühl subjektiv besser, als es die nüchternen Zahlen belegen. Dekor- und Polsterfarben entsprechen dem Zeitgeist der Neunziger, charmantes Retro-Feeling kommt jedoch (noch) nicht auf. Neben einer praxisgerecht dimensionierten Arbeitsplatte in der Küchenzeile punktet der Welcome 50 mit einer vollwertigen Nasszelle und einer L-förmigen Sitzecke. Das Schlafgemach lässt sich, solange es nicht gebraucht wird, platzsparend an der Rückwand hochklappen und zur Nacht mit wenigen Handgriffen wieder absenken.
Ein Wasserschaden wurde vom Profi instandgesetzt
Die Küche ist bestückt mit Edelstahl-Spülbecken, zweiflammigem Gaskochfeld und Unterbaukühlschrank mit 90 Liter Volumen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Das hat er: Viel Sinn für das Wesentliche. Fans rollender Luxusherbergen dürften mit der kleinsten Welcome-Variante kaum warm werden. Pragmatiker können sich dagegen über einen kompakten Partner freuen, dessen Fähigkeiten für mehrwöchige Europatrips ausreichen. Die Küche beherbergt neben einem Edelstahl-Spülbecken ein zweiflammiges Gaskochfeld und einen Unterbaukühlschrank mit 90 Liter Volumen. Für wohlige Wärme an kühleren Tagen sorgt eine Truma-Umluftheizung. Toilettenkassette und Gasvorrat sind über separate Klappen auf der Fahrerseite gut von außen zugänglich. Für Reiseutensilien ist stets genügend Platz vorhanden: flaches Heckstaufach und breiter Dachschrank oberhalb der Vordersitze nehmen allerhand auf. Für den Transport von zwei Fahrrädern hatte unser Fotofahrzeug außerdem einen Träger am Heck montiert. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: In der Vergangenheit gab es bereits einen mittelgroßen Wasserschaden. Dieser wurde jedoch in der Werkstatt des Anbieters instandgesetzt. Die Schweller und Radhäuser waren Ducatotypisch korrodiert und mussten bereits nachgearbeitet werden.
ABS, Airbags und Co sucht man vergeblich
Die Fahrstabilität profitiert von einer nachgerüsteten Luftfederung an der Hinterachse.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
So fährt er: Wie ein Youngtimer. Die einzigen Komfortfeatures sind eine Servolenkung und elektrische Fensterheber. Die Stotterbremse ABS fehlt ebenso wie Airbag und Klimaanlage. ESP war selbst gegen Aufpreis nicht lieferbar. Der kleine 1900er-Turbodiesel ist das motorische Existenzminimum. Er erfüllt lediglich Euro 2 und bekommt nur eine rote Plakette. Mehr als die rechte Autobahnspur ist mit ihm nur kurzfristig in der Ebene drin. Längere Steigungen bremsen das bis zu 3,2 Tonnen schwere Reisemobil brutal aus. Ruhige Naturen könnten sich trotzdem mit dem Antrieb anfreunden: Bis auf überzogene Zahnriemenintervalle, tote Kupplungen und streikende fünfte Gänge gibt es wenige Ausfallgründe.
Bildergalerie
Wohnmobil-Test Chausson Welcome 50
Fazit von Lars Jakumeit: Dieser Chausson ist eine ehrliche, wenn auch bereits ausgebesserte Haut. Seine betagte Technik ist verzeihbar, der hohe Gebrauchtpreis dem begrenzten Angebot am Markt geschuldet. Mobile mit (reparierten) Wasserschäden gehören gründlichst gecheckt!
Wer weniger als 15.000 Euro für ein gebrauchtes Wohnmobil ausgeben kann oder möchte, kann mit einem betagten Mauerblümchen sein Glück finden. Der von uns besichtigte Chausson Welcome 50 ist so ein Typ.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Unser Pragmatiker hat überschaubare 115.500 Kilometer auf dem Tacho. Die Einsteigervariante der 1997 vorgestellten Welcome-Modellreihe ist 5,22 Meter kurz. An Bord sind zwei Sitz- und Schlafpätze. 2001 kostete sie 60.000 Mark. 19 Jahre später möchte der Händler 14.900 Euro haben.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Mit seinem Konzept war der pfiffige Teilintegrierte seiner Zeit durchaus vor aus. Dieses zielte von Anfang an auf reiselustige Paare ab, denen Funktionalität wichtiger als Luxus war.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Reisende erwartet im Fahrerhaus Transporter-Atmosphäre. Einzige Goodies sind Verdunklungsjalousien, Fensterheber und ein Kassettenradio.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Fans rollender Luxusherbergen dürften mit der kleinsten Welcome-Variante kaum warm werden. Pragmatiker können sich dagegen über einen kompakten Partner freuen, dessen Fähigkeiten für mehrwöchige Europatrips ausreichen. Hinter dem Fahrerhaus schließt sich ein Wohnbereich mit 1,88 Metern Innenhöhe an.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Durch die großzügigen Fensterflächen und das helle Holzfurnier ist das Raumgefühl subjektiv besser, als es die nüchternen Zahlen belegen. Dekor- und Polsterfarben entsprechen dem Zeitgeist der Neunziger. Das Schlafgemach lässt sich platzsparend an der Rückwand hochklappen und zur Nacht mit wenigen Handgriffen wieder absenken.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Sind die Lehnenpolster weggeräumt und der Tisch abgesenkt, lässt sich das Doppelbett bauen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Die Arbeitsplatte in der Küchenzeile ist praxisgerecht dimensioniert.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Die Küche beherbergt neben einem Edelstahl-Spülbecken ein zweiflammiges Gaskochfeld und einen Unterbaukühlschrank mit 90 Liter Volumen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Helle Nasszelle mit Toilette, integrierter Duschtasse und durchdachter Belüftung. Achtung: Plastikteile können im Alter spröde werden und leicht brechen.
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Für wohlige Wärme an kühleren Tagen sorgt eine Truma-Umluftheizung.
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Toilettenkassette und Gasvorrat sind über separate Klappen auf der Fahrerseite gut von außen zugänglich.
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Für Reiseutensilien ist stets genügend Platz vorhanden: flaches Heckstaufach und breiter Dachschrank oberhalb der Vordersitze nehmen allerhand auf.
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Für den Transport von zwei Fahrrädern hatte unser Fotofahrzeug außerdem einen Träger am Heck montiert.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: In der Vergangenheit gab es bereits einen mittelgroßen Wasserschaden. Dieser wurde jedoch in der Werkstatt des Anbieters instandgesetzt. Die Schweller und Radhäuser waren Ducato-typisch korrodiert und mussten bereits nachgearbeitet werden.
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Kommen wir zu weiteren Problemen, die auftreten können: Ohne Heckfenster und Kamera sind Anfahrschäden an der Heckpartie häufig.
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Möbel: Keder schrumpfen und verlieren den Halt, Einlegeböden biegen sich durch.
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Rostprobleme an der Bodengruppe sind häufig. Vorsicht vor Pfuschreparaturen!
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Solch eine Matratze gehört nach 19 Jahren umgehend ausgetauscht!
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Bitte checken: Funktionieren alle Verbraucher, ist die Anlage unverbastelt?
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Und wie sind die Fahreindrücke? Der Chausson Welcome 50 fährt sich ein Youngtimer. Die einzigen Komfortfeatures sind eine Servolenkung und elektrische Fensterheber. Die Stotterbremse ABS fehlt ebenso wie Airbag und Klimaanlage. ESP war selbst gegen Aufpreis nicht lieferbar.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Der kleine 1900er-Turbodiesel ist das motorische Existenzminimum. Er erfüllt lediglich Euro 2 und bekommt nur eine rote Plakette. Mehr als die rechte Autobahnspur ist mit ihm nur kurzfristig in der Ebene drin. 2,5er und 2,8er sind empfehlenswerter.
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Längere Steigungen bremsen das bis zu 3,2 Tonnen schwere Reisemobil brutal aus. Ruhige Naturen könnten sich trotzdem mit dem Antrieb anfreunden: Bis auf überzogene Zahnriemenintervalle, tote Kupplungen und streikende fünfte Gänge gibt es wenige Ausfallgründe.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
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Fazit: Dieser Chausson ist eine ehrliche, wenn auch bereits ausgebesserte Haut. Seine betagte Technik ist verzeihbar, der hohe Gebrauchtpreis dem begrenzten Angebot am Markt geschuldet. Mobile mit (reparierten) Wasserschäden gehören gründlichst gecheckt!