Mit dem Messer zwischen den Zähnen: Chevrolet lässt auf der New York Auto Show (25. März bis 03. April 2016) den neuen Camaro ZL1 von der Kette. Das Topmodell der Baureihe hat einen gewaltigen 6,2-Liter Kompressor-V8 zwischen den Vorderrädern. Leistung? 649 PS. AUTO BILD geht bei der Sitzprobe auf Tuchfühlung mit dem Brutalo-Camaro!

Sogar das Chevy-Logo ist luftdurchlässig

Eat this, downsizing!
Das Äußere des ZL1 sieht aus wie mit dem Beil aus dem Ganzen gehauen.
Das Äußere des ZL1 sieht aus wie mit dem Beil aus dem Ganzen gehauen. Der Bug des Muscle Cars ist zerfurcht und besteht hauptsächlich aus Schlünden und Lufteinlässen – kein Wunder, der aufgeladene V8 braucht viel Kühlung. Und so haben die Entwickler sogar das Chevy-Logo luftdurchlässig gestaltet, um die letzten Kühlreserven zu aktivieren – alleine durch das sogenannte "Flowtie", also die strömungsoptimierte Variante des Chevrolet-Signets "Bowtie", fließen zwei Kubikmeter Luft pro Minute.

Muskeln ohne Ende: Der ZL1 ist ein imposanter Anblick

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Fürs Gleichgewicht: Leichte Haube mit Carbon-Einsatz.
Ein fetter Splitter und ein verkleideter Unterboden lenken den Fahrtwind mit möglichst wenig Widerstand um den muskulösen Körper des ZL1. Damit die gewaltigen Vorderläufe des Camaro (285er) nicht seitlich aus der Karosserie herausragen, sind die vorderen Radläufe verbreitert – als würde die rote Höllenmaschine grimmig die Ellbogen ausfahren. Ein imposanter Anblick.
Alles Wissenswerte zum Chevrolet Camaro ZL1

Die Scheiben sind schmal wie Schießscharten

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Die Klanggewalt der Klappenauspuffanlage lässt sich unabhängig von den Fahrwerksoptionen regeln.
Vom Anblick geht's zum Ausblick, denn der ist nicht minder beeindruckend. Tief unten sitzt man im ZL1-Cockpit. Eingehüllt in schwarzem Stoff, dazu gibt's matt schimmerndes Alcantara. Die Scheiben sind schmal wie Schießscharten. Wer hier lässig den Arm aus der Seitenscheibe hängen lassen will, der hat schlechte Karten, denn die Fensterlinie verläuft genau auf Schulterhöhe. Schweift der Blick über das Alcantara-Lenkrad, wölbt sich die Motorhaube vor der Windschutzscheibe auf wie ein Vulkan kurz vor der Eruption. Fahrer und Beifahrer sitzen auf Recaro-Sportsitzen, die das ein oder andere Kilo zuviel auf den Hüften verzeihen. Typisch amerikanisch eben.Mittlerweile auch typisch amerikanisch ist das manuelle Sechsganggetriebe des ZL1. Denn während immer mehr europäische Hersteller auf Doppelkupplungsgetriebe setzen, kombiniert der Camaro ZL1 auf sympathische Art Fortschritt (Magnetic Ride Control, elektronisch geregeltes Sperrdifferenzial) und klassische Handarbeit beim Schalten. Der kleine, metallisch kühle Stummel im Alcantara-Mantel macht jedenfalls einfach nur Lust den V8 zum Leben zu erwecken und sich mit der rechten Hand und dem linken Fuß durch die sechs Wellen zu klinken.

Elf Kühler im Antriebsstrang

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Camaro Chefentwickler Al Oppenheiser erklärt AUTO BILD die Details des ZL1.
Und wo wir schon bei der Technik sind: Zum Abschluss werfen wir nochmal einen Blick auf das Kraftwerk unter der Haube. Hier schlummert, eingekeilt zwischen den Domlagern, der LT4 Small Block – "small" sind aber nur die Motor-Abmessungen, der Rest ist Kingsize. Nicht weniger als elf Kühler hat der ZL1 im Antriebsstrang, damit der ganze Dampf den Rambo-Camaro auch auf der Rennstrecke nicht ausknockt. Das ist sinnvoll, denn die 869 Nm maximales Drehmoment dürften auf das Getriebe und die Antriebswellen einschlagen wie ein Axtmörder. Vorerst aber nur in den USA, denn ob Chevrolet den ZL1 nach Europa bringt, ist fraglich. Zunächst lässt Chevrolet den bärenstarken Camaro ZL1 Ende 2016 auf den US-Markt los.
Peter Fischer
Ok, ok, bevor jetzt zuviel V8-Euphorie aufkommt: So ausgefeilt wie ein BMW M4, Porsche 911 und AMG GT ist der Camaro ZL1 sicher nicht. Aber! Dieser V8-Klopper ist sympathisch ungehobelt, übertrieben stark und ein echter Charakterkopf. Bitte, Chevy, bringt uns das Teil übern Teich!