Nein, das hier ist keine Karre für Kojak. Kojak war 70er, das hier ist 21. Jahrhundert. Manhattan hat sich verändert, und auch die Polizeiautos sind nicht mehr das, was sie mal waren: Blubber-Benziner mit ebenso vielen Zylindern unter der Haube wie Patronen in den Waffen der Cops. Wenn die Beamten des New York Police Department einst im Schritttempo durch die Straßen der Bronx rollten und dann wie in Zeitlupe aus ihren hellblau-weißen Plymouth Volaré stiegen, dann war ihnen der Respekt der ganz üblen Jungs sicher; dann scherten sie sich einen Dreck um saubere Luft.

Lesen Sie auch: Cops auf Spar-Streife

Ein Volt für alle Fälle
Office Byron Polanco an einer von vier Ladestationen in der Tiefgarage unter dem Polizei-Hauptquartier.
Heute steigt Police Officer Byron Polanco aus seinem Streifenwagen und kramt im Kofferraum erst mal nach dem Ladekabel. Er hält den Stecker wie eine Waffe, geht in die Knie und fummelt das Gerät etwas ungeschickt in die Ladebuchse. Es sieht nicht sehr respekteinflößend aus, was er da in der vierten Etage der Tiefgarage unter dem Hauptquartier am One Police Plaza treibt. Polanco, 30 Jahre alt und seit 2001 in Diensten des NYPD, ist ein eher schüchterner Typ. Er gibt offen zu, nicht viel zu wissen über das Auto, mit dem er für Ordnung und Sicherheit auf Manhattans Straßen sorgt. Polanco fragt: "Ein Plug-in-was? Also, ich kenne mich da nicht so aus. Ich führe nur meine Befehle aus."
Und der Befehl kommt von ganz oben. Er lautet: Fahren Sie Chevrolet Volt! Die Anschaffung von 20 der Plugin-Hybriden für den Fuhrpark des New York Police Department ist Teil der Initiative "PlaNYC". Ziel ist es, die CO2-Emission in der Stadt bis 2030 um ein Drittel zu reduzieren. Dafür werden in Zukunft neben rein elektrisch fahrenden Dienstwagen für Polizei und Feuerwehr auch Elektro-Taxis von Nissan und E-Mobile für die Stadtreinigung eingesetzt. Der Mann, der das für das NYPD umsetzen soll, heißt Robert S. Martinez und ist als Fuhrparkleiter Herr über rund 8000 Autos. Die Cops nennen den Zivilangestellten nur ehrfürchtig "Boss". "Wir müssen grüner werden", sagt Martinez, ein gelernter Automechaniker, "und dabei trotzdem unsere Pflicht tun". Dass das funktioniert, beweist die New Yorker Polizei mit ihren Toyota Prius+ und Ford Fusion Hybrid, die bereits im Einsatz sind. Doch mit dem Chevrolet Volt rollen Polanco und seine Kollegen erstmals rein elektrisch durch die Stadt. 60 Kilometer, dann springt der Vierzylinder als Reichweitenverlängerer an und sorgt dafür, dass der Volt für alle Fälle 500 Kilometer lang auf Verbrecherjagd gehen kann.
Doch auch Martinez muss gestehen: Verfolgungsjagden mit dem Polizei-Volt wird man kaum zu sehen bekommen. Die Plug-in-Hybriden werden zunächst bei der Abteilung "Traffic Enforcement" eingesetzt. Diese Einheit sorgt für die Einhaltung der Verkehrsregeln und die Überwachung des ruhenden Verkehrs. Einen Verhafteten könnte Byron Polanco mit seinem neuen Dienstwagen auch gar nicht transportieren. Der müsste hinten zwischen zwei Beamten sitzen – der Volt bietet aber auch im Fond nur zwei Plätze. Was zählt, sind andere Werte. Nach einer 16-Stunden-Doppelschicht hat der Volt nur 6,7 Liter auf 100 Kilometer verbraucht. Nicht wirklich grün, aber ein Ford Crown Victoria mit seinem 4,6-Liter-V8 verbraucht fast dreimal so viel. "Und unsere Dodge Charger stehen dauernd in der Werkstatt", klagt Martinez.
Chevrolet Volt als Polizeiauto in New York
Lautlose Jagd auf Verkehrssünder: Die gut 60 Kilometer Reichweite sind in der Frühschicht verbraucht.
Byron Polanco hat mit seinem Volt ganz andere Probleme. Um im reinen E-Betrieb nicht überhört zu werden, muss er immer mal kurz die Sirene einsetzen. Immerhin ein Geräusch, bei dem die New Yorker nicht mehr erschrecken. Als er für ein Foto langsam an den Bordstein rollt, wird er von einem Autofahrer wild angehupt. Großen Respekt flößt dieses Auto nicht ein. Aber Martinez’ Flotte bekommt 2012 Zuwachs, auf den sich Polanco freut: Ford Interceptor, V6-Biturbo, 365 PS, Allrad. Da würde selbst Kojak der Lolli aus dem Mund fallen.