Rückschlag für Fiat: Das Oberste US-Gericht hat den geplanten raschen Einstieg des italienischen Autobauers beim insolventen Chrysler-Konzern zunächst gestoppt. Der Verkauf sei "bis auf weitere Anordnung ausgesetzt", so die zuständige Richterin Ruth Bader Ginsburg. Sie gab damit dem Einspruch mehrerer Gläubiger statt, die bei dem Geschäft Verluste befürchten und eine weitere Prüfung verlangen. Damit scheint für Chrysler ein schneller Weg aus der Insolvenz innerhalb der nächsten Tage zunächst verbaut. Wann das Oberste Gericht weitere Entscheidungen fällen wird, war zunächst unklar. Fiat-Chef Sergio Marchionne sagte unmittelbar nach dem Richterspruch in einem Telefongespräch, Fiat gebe sein Interesse an Chrysler "niemals" auf, berichtete die Finanzagentur Bloomberg. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete aus Turin, die Verzögerung des Fiat-Einstiegs könne "Stunden, Tage oder Wochen dauern".

Ohne schnelle Einigung stirbt Chrysler

Die Entscheidung des Gerichts kommt für viele Beobachter völlig überraschend. Noch kurz zuvor hatte die US-Regierung am Montag (8. Juni 2008) die Richter aufgerufen, das Verfahren nicht zu blockieren und vor" schweren Konsequenzen" gewarnt. Auch Chrysler hatte vor einer weiteren Verzögerung gewarnt. Die Entscheidung gilt auch als Rückschlag für Präsident Obamas Vorhaben, Chrysler in einem Blitzverfahren aus der Insolvenz zu führen. Die obersten Richter gaben dem Einspruch von Gläubigern – drei Rentenfonds aus dem Bundesstaat Indiana – nach, die sich dagegen gewehrt hatten, dass ihre Forderungen nach bisherigen Planungen weitgehend verfallen sollen. Allerdings unterlagen sie zunächst beim Insolvenzrichter und beim Berufungsgericht. Daraufhin zogen sie vor das Oberste US-Gericht. Das Berufungsgericht hatte die Chrysler-Übernahme zunächst lediglich bis Montag um 22.00 Uhr ausgesetzt. Eine weitere Verzögerung gilt als riskant für Chrysler, denn die Italiener haben die Möglichkeit, den Deal platzen zu lassen, wenn er bis zum 15. Juni nicht rechtlich sicher ist. Da kein anderer Investor für den maroden US-Autobauer in Sicht ist, könnte ein Abspringen von Fiat das Ende des Traditionsunternehmens Chrysler bedeuten.