Im Schatten der erfolgreichen SUVs baut Citroën ein richtig gutes Familienauto. AUTO BILD hat den neuen Berlingo getestet.
Zeiten ändern sich. Noch vor ein paar Jahren konnte es bei mir nicht schnell, laut, unbequem genug sein – ein Sportwagen. Jetzt habe ich seit ein paar Wochen Familiennachwuchs. Gut, ist nur eine kleine Labrador-Dame, aber trotzdem. Die mag nämlich (ich habe es ausprobiert) keinen Porsche. Dafür war sie vom neuen Citroën Berlingo begeistert: hoch sitzen, weich federn, bequem ein- und aussteigen.
Hübsch gezeichnet: Der Berlingo kombiniert beim Desing das Beste aus SUV und kleinem Van.
Gut, jetzt ist ein Hund kein idealer Autotester. Aber nachdem wir den neuen Citroën bei uns durch die Mangel gedreht haben, steht fest: Sie hat recht! Aber der Reihe nach. Beginnen wir beim Design. SUVs sind nach wie vor der letzte Schrei, aber in deren Windschatten sind kleine Vans, "Light Commercial Vehicles" (LCV) genannt, in den Zulassungsstatistiken nach vorne gefahren. Citroën versucht, optisch beide Klassen zu kombinieren. Die Front ähnelt dem Bruder C3 Aircross. Frisch und modern, taugt das Design nicht mehr als Ausrede, um am Ende doch ein anderes Auto zu kaufen. Très chic! Auch der Einstieg ähnelt einem SUV. Die Sitze sind angenehm hoch montiert, dank der überragenden Kopffreiheit gleitet man einfach auf den Fahrersitz. Im Fond ein ähnliches Bild, bequem einsteigen paart sich mit einem guten Platzangebot. Viel mehr jedenfalls als die kompakte Länge von 4,40 Metern vermuten ließe. Dazu kommt ein Kofferraum, der zwischen 775 und 3000 Litern schluckt, très big!
Beim Fahrwerk beweist der Citroën Sanftmut
Sehr entspannt: Beim Federn zeigt der kleine Van keinerlei Härte, gefällt zudem mit präziser Lenkung.
Und wenn der Blick nach oben wandert, kann man sich ein "Ohhh" kaum verkneifen. Rechts und links zieht sich ein großer Glasstreifen von vorne nach hinten durchs Dach, durchflutet den Innenraum mit Licht. Sieht aus wie in einem deutlich teureren Auto, ein fast schon edles Ambiente. Überhaupt haben die Franzosen eine Menge Technik in den neuen Berlingo gepackt, die man ihm nicht zugetraut hätte. Mega-Touchscreen und Head-up-Display sind alles andere als selbstverständlich in dieser Klasse. Klasse! Die der Citroën auch auf der Straße beweist – zumindest wenn einem Dynamik fremd ist. Hier haben die Franzosen zu alter Form zurückgefunden, die falsch verstandene Härte der vergangenen Jahre hat zum Glück ihren Weg in den Berlingo nicht gefunden. Der kleine Dreizylinder mit seinem schnatterigen Klang passt mit seinem vergleichsweise drehmomentstarken Antritt prima zum soften Fahrwerk, der ruhigen Lenkung. Dieser Van ruht in sich, beruhigt so die Insassen, lässt selbst im stressigen Stadtverkehr Hektik gar nicht erst aufkommen. Mögen wir.
Viel Kritik muss sich der Franzose nicht gefallen lassen
Hier geht noch was: Die Kunststoffe sind ein wenig rustikal ausgefallen, aber das Glasdach finden wir toll.
Trotzdem ist der Berlingo von den schaukeligen Jahren früherer Franzosen weit entfernt. Alles fühlt sich präzise und sicher an, die Bremsen packen gut zu, wenn es sein muss, und in Kurven neigt sich der Citroën mit seinen weichen Federn zwar, fühlt sich aber (auch dank seines früh regelnden ESP) sicher an. Keine Kritikpunkte also? Doch. Die Kunststoffe im Innenraum sind freundlich formuliert rustikal ausgefallen, die Verarbeitung im Detail etwas schluderig, und die Sitze hätten ein wenig größer und weniger soft ausfallen dürfen. Kleinigkeiten. Günstig ist der Spaß allerdings nicht mehr. Das Basismodell startet bei 19.090 Euro. Der Testwagen mit seinem 110-PS-Benziner und Top- Ausstattung "Shine" kostet schon 24.640 Euro. Der Berlingo als anspruchsloser Familientransporter für kleines Geld? Die Zeiten ändern sich.
Fazit
von
Stefan Voswinkel
Wem Dynamik im Alltag fremd ist, kann mit dem neuen Berlingo einen echten Kumpel für jeden Tag kaufen. Uneitel, extrem praktisch und trotzdem mit dem gewissen Pfiff. Das perfekte Auto für alle SUV-Verweigerer.
Im Schatten der erfolgreichen SUVs baut Citroën ein richtig gutes Familienauto. AUTO BILD hat den neuen Berlingo getestet.
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Beginnen wir beim Design. SUVs sind nach wie vor der letzte Schrei, aber kleine Vans sind fast unbemerkt in den Zulassungsstatistiken nach vorne gefahren. Citroën versucht, optisch beide Klassen zu kombinieren. Die Front ähnelt dem Bruder C3 Aircross.
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Frisch und modern, taugt das Design nicht mehr als Ausrede, um am Ende doch ein anderes Auto zu kaufen. Très chic!
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Auch der Einstieg ähnelt einem SUV. Die Sitze sind angenehm hoch montiert, dank der überragenden Kopffreiheit gleitet man einfach auf den Fahrersitz.
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Im Fond ein ähnliches Bild, bequem einsteigen paart sich mit einem guten Platzangebot. Viel mehr jedenfalls als die kompakte Länge von 4,40 Metern vermuten ließe.
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Dazu kommt ein Kofferraum, der zwischen 775 und 3000 Litern schluckt, très big!
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Und wenn der Blick nach oben wandert, kann man sich ein "Ohhh" kaum verkneifen. Rechts und links zieht sich ein großer Glasstreifen von vorne nach hinten durchs Dach, ...
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... durchflutet den Innenraum mit Licht. Sieht aus wie in einem deutlich teureren Auto, ein fast schon edles Ambiente.
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Überhaupt haben die Franzosen eine Menge Technik in den neuen Berlingo gepackt, die man ihm nicht zugetraut hätte. Mega-Touchscreen und Head-up-Display sind alles andere als selbstverständlich in dieser Klasse.
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Klasse beweist der Citroën auch auf der Straße – zumindest wenn einem Dynamik fremd ist. Hier haben die Franzosen zu alter Form zurückgefunden, die falsch verstandene Härte der vergangenen Jahre hat zum Glück ihren Weg in den Berlingo nicht gefunden.
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Der kleine Dreizylinder mit seinem schnatterigen Klang passt mit seinem vergleichsweise drehmomentstarken Antritt prima ...
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... zum soften Fahrwerk und der ruhigen Lenkung. Dieser Van ruht in sich, beruhigt so die Insassen, lässt selbst im stressigen Stadtverkehr Hektik gar nicht erst aufkommen. Mögen wir.
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Trotzdem ist der Berlingo von den schaukeligen Jahren früherer Franzosen weit entfernt. Alles fühlt sich präzise und sicher an, die Bremsen packen gut zu, wenn es sein muss, und in Kurven neigt sich der Citroën mit seinen weichen Federn zwar, fühlt sich aber (auch dank seines früh regelnden ESP) sicher an.
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Keine Kritikpunkte also? Doch. Die Kunststoffe im Innenraum sind freundlich formuliert rustikal ausgefallen, die Verarbeitung im Detail etwas schluderig, und die Sitze hätten ein wenig größer und weniger soft ausfallen dürfen. Kleinigkeiten.
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Günstig ist der Spaß allerdings nicht mehr. Das Basismodell startet bei 19.090 Euro. Der Testwagen mit seinem 110-PS-Benziner und Top- Ausstattung "Shine" kostet schon 24.640 Euro.
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Das Fazit von Stefan Voswinkel: "Wem Dynamik im Alltag fremd ist, kann mit dem neuen Berlingo einen echten Kumpel für jeden Tag kaufen. Uneitel, extrem praktisch und trotzdem mit dem gewissen Pfiff. Das perfekte Auto für alle SUV-Verweigerer." AUTO BILD-Testnote: 2-