Die Motoren sind das Beste am C8

Es hätte alles so schön werden können. Was haben wir im Jahr 2002 gehofft, daß Citroën, Großmutter der automobilen Avantgarde, endlich aus ihren Fehlern beim Euro-Van gelernt hat. Daß der alte Evasion endlich einen besseren, zuverlässigen Nachfolger bekommt. Um so ernüchternder die Erkenntnis: Der C8 ist in keinem Detail fortschrittlicher als die Mitbewerber und – wie wir heute wissen – qualitativ ein Franzose aus einer längst vergangen geglaubten Zeit.

Am Gebrauchtwagenmarkt sind vor allem drei Motoren gefragt: die 2.0-HDi-Diesel mit 107 und 128 PS sowie der 2.0 16V, ein Benziner mit 136 PS. Der Rest, wie etwa der V6 mit 204 PS, findet nur am Rande statt. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Triebwerke sind das Beste am C8. Wer den Ölstand im Auge behält, lernt den Motor als anspruchslosen Zeitgenossen kennen, der auch mit dem Gewicht des C8 keine Probleme hat.

Trotzdem finden sich kaum echte Kilometerfresser; vielleicht, weil der C8 nicht selten in der Werkstatt steht. Meist sind es Cent-Artikel, die den Auto-Alltag prägen und kräftig nerven: Lose Türverkleidungen sind beim aktuellen Stand der Produktionstechnik nicht mehr akzeptabel; schließlich schaffen es bereits viele Hersteller, ein wasserdichtes Schiebedach zu verbauen.

Schiebetüren funktionieren nicht klaglos

Schiebetüren zählen im Van-Zeitalter zum Standard, am C8 funktionieren sie nicht immer klaglos. Vor allem, wenn sie elektrisch gehorchen sollen. Ein C8 mit zuverlässigem Schiebetür-Schließmuskel ist so selten wie ein sprechender Papagei. Zwar nicht unmöglich, aber doch kaum anzutreffen. Die Elektrik zählt nicht gerade zu den stärksten Seiten der Franzosen, wobei im Citroën vor allem die Komfortfunktionen unter Störungen leiden.

Nahezu jedes Helferlein hat das Zeug zum Störenfried. Kleiner Ratschlag für Neuwagenbesteller: Was nicht da ist, kann auch nicht kaputtgehen. Also Landkarte statt Navi, winterliche Kleidung statt Sitzheizung, einweisen lassen statt elektronischer Einparkhilfe. Aus diesen Gründen sollte man bei der Gebrauchtwagensuche stets die Grund-Ausstattung "X" (bei jüngeren Fahrzeugen "Style") bevorzugen. Die Franzosen waren hier nie kleinlich, eigentlich braucht kein Mensch mehr, als die Basis bietet.

Auf der Haben-Seite verbucht der C8 ein großzügiges Raumangebot, ein attraktives Design und viel Platz. Balgen sich die Kinder im Fond, hört der Fahrer nicht mehr das ständige Scheppern und Klappern. Und nimmt vieles im Alltag sehr gelassen. Er wird diese Lebenseinstellung als C8-Fahrer gut gebrauchen und lebt vermutlich gesünder als viele andere.

Historie, Schwächen, Kosten

Modellgeschichte 8/02 Der Citroën Evasion macht nach acht Jahren Platz für den C8 • 7/03 2.0 HDi auch mit Automatikgetriebe lieferbar, ebenfalls neu: 2.2 HDi X, Wegfall des Sonnenschutzrollos der Heckscheibe • 2/04 Neues Sechsgang-Schaltgetriebe für den 2.2 HDi, der fünfte Gang wurde etwas kürzer übersetzt. Neue Ausstattung VSX mit Tempomat, Komfortpaket, Dachgalerie mit variabel verschiebbaren Trägern • 6/04 Reifendrucksensor serienmäßig bei Leichtmetallfelgen 10/04 Neue Ausstattungen "Style", "Comfort", "Tendance".

Schwachstellen Der Auspuff der ersten Fahrzeuge zeigt bereits deutliche Rostspuren, betroffen ist vor allem der Endschalldämpfer typischer Kurzstrecken-Fahrzeuge. Die Verarbeitung im Innenraum gilt als verbesserungsbedürftig; ungleiche Spaltmaße und abfallende Verkleidungen am Unterboden zeugen von schlampigem Karosserie-Bau. Das gilt auch für störende Geräusche im Innenraum, nicht nur an kalten Tagen knarzt der Kunststoff. Hakelige Schaltgetriebe sind keine Seltenheit, ebenso Fehlfunktionen oder Ausfall der Bordelektrik. Betroffen sind vor allem Komfortfunktionen wie Bordcomputer, Navigationssystem oder elektrische Fensterheber. Ölverlust und Ölverbrauch wurden bei Diesel- und Benzinmotoren beobachtet.

Reparaturkosten Preise inklusive Lohn und Mehrwertsteuer am Beispiel Citroën C8 2.2 HDi, 94 kW/128 PS, Baujahr 02. Großes Auto, große Kosten, so kann man die Citroën-Preise auf den Punkt bringen. Kleiner Trost: Andere Vans sind kaum günstiger.

Fazit und Modellempfehlung

Fazit "Wer einen Van kauft, hat es nicht einfach. Der Citroën C8 hat zahlreiche Schwächen, doch auch seine Mitbewerber aus Deutschland, Italien und Frankreich sind alles andere als vorbildlich. Nur daran kann der Citroën gemessen werden. Mein Tip: Unterschreiben Sie den Kaufvertrag nur für ein erstklassiges Fahrzeug und bei einem Händler, der sich nicht um die gesetzliche Gewährleistung drückt. Und finanzieren Sie den Citroën besser nicht mit der letzten Münze, denn unvorhersehbare Kosten gibt es fast immer." Nikolaus Eickmann, Kfz-Mechaniker und AUTO BILD-Redakteur

Modellempfehlung Citroën C8 2.2 HDi (94 kW/128 PS)

Steuer/Schadstoffklasse: 326 Euro im Jahr/Euro 3 Testverbrauch: Werksangabe 7,4 Liter, gemessen 9,28 Liter (Diesel) Versicherung: Vollkasko (23/500 Euro SB): 1380 Euro. Teilkasko (32/150 Euro SB): 252 Euro. Haftpflicht (19): 962 Euro (Basis: Ontos-Jahrestarife für Regionalklasse Berlin, 100 Prozent) Inspektion/Kosten: 20.000 Kilometer, etwa 160 bis 260 Euro Wertverlust: Dreijährige verlieren rund 37 Prozent vom Neupreis (Händlerverkaufspreis).

Von

Nikolaus Eickmann