Was ist das Besondere am Auto? Geht es vor allem um das Extreme, das Schnelle, das Luxuriöse? Oder ist allein das Fahrerlebnis das Wesentliche? Dieser Frage gehen wir in diesem Vergleich nach. Eines vorweg: Es gar nicht so einfach, zwei pure Autos zu finden. Typen, die einfach nur fahren und nicht mit allerlei Pomp und Ausstattung glänzen wollen.

Das günstigste Auto in Deutschland ist der Sandero

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Video: Mitsubishi Space Star vs. Dacia Sandero

Neuwagen für nur 7000 Euro!

Einer kommt von Dacia. Seit 2005 zeigt die rumänische Renault-Tochter mit dem Logan, dass ein simples Rezept Erfolg haben kann: wenig Ausstattung, kleiner Preis. Mit dem Sandero bietet Dacia das derzeit günstigste Auto Deutschlands an. 6890 Euro in der Basisversion mit ABS, ESP und vier Airbags. Der zweite Vertreter stammt von Mitsubishi. Den Space Star gibt es bis Ende September 2014 für 6990 Euro – bei Erfolg ist eine Verlängerung des Billigangebots nicht ausgeschlossen. Er bietet eine ähnliche Ausstattung wie der Sandero, aber zwei Airbags mehr. Wie beim Dacia nur eine Radiovorbereitung, keine Klimaanlage, keine Zentralverriegelung. Der Sandero präsentiert sich mit seiner großen Kunststofffront als grober Macher, der auch Parkrempler abkann. Und scheint selbstbewusst zu sagen: "Ich bin günstig, na und?" Der Space Star wirkt putzig, mit glatter Nase und lackiertem Stoßfänger. In beiden Innenräumen dominiert dann Hartplastik, im Sandero noch gröber und härter als im Space Star. Einfach halt.
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Der Mitsubishi ist kleiner aber aufmerksamer zum Fahrer

Faszinierend einfach
Kleine Nettigkeiten: Für den Fahrer bietet der Mitsubishi Space Star etwas mehr als der Dacia.
Ein Vorteil der simplen Machart zeigt sich bei der Bedienung: kinderleicht in beiden. Wenigen Knöpfen und dem Verzicht auf komplizierte Funktionen sei Dank. Einsteigen, Schlüssel drehen, losfahren – wie im letzten Jahrtausend und einfach faszinierend. Was fehlt? Ganz ehrlich: Klima oder E-Fenster (Dacia) vermissen wir nicht. Eher schon die Zentralverriegelung und das Radio. Vorn sitzen wir in beiden Kleinwagen überraschend bequem, das Gestühl im Mitsubishi ist allerdings kleiner und bietet weniger Seitenhalt. Hinten erinnern die Bänke an die Straßenbahn: konturlos, glatt, ohne Kopfstützen. Vorteil Dacia: Weil er 34 Zentimeter länger ist, bietet er den Passagieren mehr Platz, auch der maximale Kofferraum schlägt den Mitsubishi mit 1200 zu 912 Litern. Dass der Rotstift bei Angeboten unter 7000 Euro kräftig streicht, können weder Space Star noch Sandero verbergen. Mitsubishi spart sich die Lackierung des Motorraums, Dacia eine Kunststoffabdeckung der Ladekante.
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Immerhin: Mitsubishi verwöhnt den Fahrer mit kleinen Aufmerksamkeiten wie Blinken mittels Antippen, einer Reifendruckkontrolle und einer Abschaltautomatik fürs Licht. Das alles gibt es im Sandero nicht – aber wir haben es dort auch nicht vermisst. Und wie fahren sich die rollenden Schnäppchen? Gar nicht mal so schlecht. Dacias Vierzylinder, ein modernes Renault-Triebwerk, macht mit seinen 75 PS ganz ordentlich Dampf im Sandero. Und Lärm obendrein.

Wer schlecht bremst, verliert den Vergleich

Dacia Sandero Mitsubishi Space Star
Von Platz eins gebremst: Der Mitsubishi steht später als der Dacia – und landet so auf Platz zwei.
Die Gründe: Dacia sparte sich eine aufwendige Geräuschdämmung. Und wegen des kurz übersetzten Getriebes läuft der Sandero bei 100 km/h im fünften Gang laute 3000 Touren. Deshalb ist auch der Testverbrauch von 6,3 Litern pro 100 Kilometer alles andere als rekordverdächtig niedrig. Der rumorende Dreizylinder des Mitsubishi ist zwar etwas schwächer (71 PS), aber kaum langsamer. Und er arbeitet leiser sowie sparsamer: Er verbraucht in unserem Testzyklus 4,7 Liter pro 100 Kilometer.  Bis hierhin sieht vieles nach einem Sieg für den Mitsubishi aus. Diesen Triumph verpatzt der Japaner aber in zwei Disziplinen: Er federt zu hölzern, der Sandero rollt eine ganze Klasse sanfter ab. Doch noch viel wichtiger: 37,7 Meter Bremsweg sind zwar für einen billigen Kleinwagen nicht schlecht. Doch der gleich teure Dacia steht bereits nach 35 Metern. Am Preis kann das jedenfalls nicht liegen. Liebe Leute von Mitsubishi: Bei so einem günstigen Auto machen wir gern hier und da Abstriche – aber niemals bei der Sicherheit. 

Fazit

von

Christopher Clausen
Weniger ist auch gut. Diese zwei Kandidaten sind keine Billigschleudern, sondern vollwertige Autos, die ihren Zweck erfüllen: Mobilität für den kleinen Geldbeutel. Genau deshalb sind sie so faszinierend. Sie sind ausreichend komfortabel und alltagstauglich. Der Mitsubishi ist feiner, aber kleiner, der Dacia raubeinig und grundlegend ehrlich. Beide machen erstaunlich viel Spaß – weil sie so unkompliziert sind, so fern jeder Eitelkeit. Das kann als Kaufgrund schon reichen.

Von

Christopher Clausen