Dauertest Mercedes-Benz C 220 CDI T-Modell
Die C-Klasse: typisch Mercedes?

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Qualitätsprobleme in Serie. Der Erfinder des Autos hat zuletzt eine Menge Kritik einstecken müssen. Bringt die C-Klasse den Stern wieder zum Strahlen? Bilanz nach 100.000 Kilometern.
Mercedes lebt gut vom Mythos. Den Chromstern vor sich im Fahrtwind zu haben, das signalisiert: Hier ist jemand auf dem Weg nach oben, auf dem Weg zum Auto-Olymp. Der trotz aller Konkurrenz weltweit immer noch von Untertürkheim (und seiner S-Klasse) beherrscht wird. Aber Mythos kann auch gefährlich sein. Denn wer hoch auf dem Denkmalsockel parkt, der kann schon mal auf die Nase fallen – wie bei den Dauertests der A- und M-Klasse (AUTO BILD 31/01 und 14/02) geschehen. Grund genug, den C 220 T CDI Classic sehr kritisch zu betrachten, als er vor gut anderthalb Jahren zum Dauerstress in der Redaktion antrat. Doch schon die erste Dienstreise brachte Entwarnung: "Nach über 1000 Kilometern mit diesem Auto fühle ich mich mit der C-Klasse verwachsen", notierte Redakteur Karl-August Almstadt. Er lobte den geringen Verbrauch, die guten Fahrleistungen, monierte lediglich die Anfahrschwäche und das nervige PDC – den Einparkwarner, der schon auf Grashalme reagiert. Zum Glück kann man ihn aber auch abstellen.
Nur perfekt mit Automatikgetriebe
Was sich von der kritisierten Anfahrschwäche nicht behaupten lässt. Sie ist konstruktionsbedingt bei kleinen Hochleistungsdieseln fast immer vorhanden, ein Automatikgetriebe könnte sie kaschieren. So zog sich Dauerseufzer Nummer zwei durchs Fahrtenbuch: "Jetzt noch ein Automatikgetriebe, dann wäre das Auto perfekt." So mussten wir eben immer per Hand in die sechs etwas knochig schaltbaren Gänge kommen. Die auf weniger eiligen Touren schaltfaules Fahren (so um die 2000 Umdrehungen) mit Spritspar-Erfolg belohnten. Fünf Liter auf 100 km waren keine Seltenheit. Auf der genormten AUTO-BILD-Verbrauchsstrecke markierten 5,5 Liter das untere, 10,7 das obere Ende der Messskala. Im Mittel verbrannte der turbogeladene Common-Railer 7,0 bis 7,4 Liter, was verblüffend nah an die Werksangabe von 6,7 Litern herankommt.
Und das Erstaunen wird noch größer, wenn man diese Werte mit den möglichen Fahrleistungen vergleicht: Unter zehn Sekunden von null auf 100, Spitze 214 km/h – das reicht locker, um die vielen Vertreter-VW mal ans Rechtsfahrgebot zu erinnern. Der Blick zurück zeigt besonders eindrucksvoll den Entwicklungs-Schub des Dieselprinzips: Als vor fast genau 20 Jahren der 190er Baby-Benz (W201) mit Selbstzünder auf die Straßen kam, leistete sein Zweiliter 72 PS, später waren es in der 2,5- Liter-Version 90 PS, als Turbo dann 122 PS.
Und das Erstaunen wird noch größer, wenn man diese Werte mit den möglichen Fahrleistungen vergleicht: Unter zehn Sekunden von null auf 100, Spitze 214 km/h – das reicht locker, um die vielen Vertreter-VW mal ans Rechtsfahrgebot zu erinnern. Der Blick zurück zeigt besonders eindrucksvoll den Entwicklungs-Schub des Dieselprinzips: Als vor fast genau 20 Jahren der 190er Baby-Benz (W201) mit Selbstzünder auf die Straßen kam, leistete sein Zweiliter 72 PS, später waren es in der 2,5- Liter-Version 90 PS, als Turbo dann 122 PS.
Edelholz und Pompadourtäschchen
Zwei Baunummern weiter bringt es der W 203 mit 2,15 Liter Hubraum auf souveräne 143 PS. Er ist derzeit der beliebteste Motor in der C- wie E-Klasse. Unkundigen verrät der 220 CDI seine Arbeitsweise nur dann, wenn sie vor dem Kühler stehen: Dort ist das Diesel-typische Nageln nach dem Kaltstart noch gut zu vernehmen. Einmal in Fahrt gekommen, wird er akustisch kuschelweich, verwöhnt mit prima Sitzen (vorn wurden schon mal Rückenstützen vermisst), die Insassen können sich ganz der Innendekoration widmen. Da wären das von Edelholz elegant umfasste Comand-System (2848 Euro) und die beidseitig regelbare Klimaanlage. Kommentar der meisten Fahrer: Telefon und Satellitenpeilung (genaue Anzeige, aber langsame Neuberechnung) prima zu bedienen, Radiosender leicht zu finden, der Klang verdient die Note zwei. Lediglich der Schalter für die beheizbare Heckscheibe könnte größer sein. Das Lenkrad selber ist mit Knöpfen nicht überfrachtet.
Auf den Rücksitzen finden zwei Personen genügend Platz, in der Classic-Version aber keine Ablagen. Doch das T steht ja nicht nur für Touristik, sondern auch für Transport. Und bei einem Kombi sind Pompadour-Täschchen an den Vordersitzlehnen nicht so wichtig wie der bequeme Umbau zum nützlichen Last-Wagen. Wer erstmal die Demontage der soliden Laderaum-Jalousie begriffen hat, legt die geteilten Sitze mit einer Hand um, kann im Raum schwelgen. Einziger Mangel: Die Steckdose im Heck liefert Strom nur bei eingeschalteter Zündung.
Auf den Rücksitzen finden zwei Personen genügend Platz, in der Classic-Version aber keine Ablagen. Doch das T steht ja nicht nur für Touristik, sondern auch für Transport. Und bei einem Kombi sind Pompadour-Täschchen an den Vordersitzlehnen nicht so wichtig wie der bequeme Umbau zum nützlichen Last-Wagen. Wer erstmal die Demontage der soliden Laderaum-Jalousie begriffen hat, legt die geteilten Sitze mit einer Hand um, kann im Raum schwelgen. Einziger Mangel: Die Steckdose im Heck liefert Strom nur bei eingeschalteter Zündung.
Tirefit – mal hilft´s, mal nicht
Sind vier Personen an Bord, tendiert das T-Modell eher zum Kombi-Coupé. Wobei oftmals vergessen wurde, dass sich unter dem glatten Laderaumboden noch eine geräumige Gruft auftut, die eine richtige Faltkiste aufnimmt. Grund: Das Reserverad fehlt. Tirefit heißt die Flickschusterei mit Dichtmittel und Kompressor. Wir hatten zwei Pannen: Einmal dichtete Tirefit prima, ein andermal pikste pikanterweise ein abgebrochener Mercedes-Stern ein so großes Loch in den 16-Zöller, dass Tirefit versagte. Trost: Statistisch erleben wir ja nur alle sieben Jahre einen Platten. Andere Pannen passierten öfter. Nachtaktive Tierchen nahmen Wasserschläuche als Kau-Gummi, später sorgten die Marder-Beißerchen für den Ausfall der Rückfahrlampen. Aufs Konto Unzuverlässigkeit aber gingen Werkstatt-Stopps wegen Ölverlusts an der Lenkung, einer ausgeschlagenen Stabilisatorstange vorn sowie eines zerbröselten Tankdeckels.
Ab und an meldete das Display im Tacho Fehler beim Bremsassistenten und dem elektronischen Stabilitätsprogramm ESP. Abhilfe: Einfach ignorieren, irgendwann erlöschte die Warnung – und wenn’s erst beim nächsten Kaltstart war. So schrieb uns C-Klasse-Fahrer Jörg Hecht aus Löhne: "Mit Computern lösen wir alle Probleme, die wir früher nicht hatten." Hatten wir mehr Glück als unsere Leser? Die bemängeln Probleme vor allem mit der Motorelektronik und der Vorderachse.
Ab und an meldete das Display im Tacho Fehler beim Bremsassistenten und dem elektronischen Stabilitätsprogramm ESP. Abhilfe: Einfach ignorieren, irgendwann erlöschte die Warnung – und wenn’s erst beim nächsten Kaltstart war. So schrieb uns C-Klasse-Fahrer Jörg Hecht aus Löhne: "Mit Computern lösen wir alle Probleme, die wir früher nicht hatten." Hatten wir mehr Glück als unsere Leser? Die bemängeln Probleme vor allem mit der Motorelektronik und der Vorderachse.
Doch setzen wir uns lieber wieder hinters Lenkrad. Freuen uns über das gute Fahrverhalten, das in puncto Dynamik von den 16-Zoll-Rädern nicht nur optisch profitiert. Oder über den Komfort, der bei beladenem Fahrzeug sogar noch zunimmt. Aber: "Die Lenkung vermittelt zu wenig Rückmeldung, und die Klimaanlage regelt recht grob bei Außentemperaturen unter null Grad" (Redakteur Dierk Möller-Sonntag). Fazit C 220 T CDI: Das Wohlgefallen überwiegt. Typisch Mercedes-Benz? Wenn die Modellpflege dauerhaft durchgehalten wird, dann ist er wieder zementiert, der Mythos Mercedes! Für kühle Recgner: Nicht so teuer wie der Dauertest Audi A6 Avant (50 Cent pro Kilometer inkl. Wertverlust), aber auch nicht so günstig wie unser Ford Mondeo 1.8 Turnier (32 Cent) – und der fuhr mit Superbenzin.
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