Der M6 braucht jede Menge Luft

Dem neuen BMW M5 sieht man seine 507 PS äußerlich kaum an – doch wehe, wenn er losgelassen. Aber es muß ja nicht immer biederes Understatement sein. Wer sich mehr Stil und Eleganz für die Hülle des Zehnzylinders wünscht, für den öffnen die Bayern ein besonders hübsches Weihnachts-Kraftpaket: Das M6-Coupé kommt ebenfalls mit bärenstarken 507 PS und soll sogar ein noch schmackhafteres Fahrerlebnis liefern als das Limousinen-Pendant.

Erster Gedanke: Luft! Der 2+2-Sitzer braucht jede Menge davon, um sein hyperaktives Kraftwerk bei Drehzahlen jenseits der 8000er-Grenze herunterzufiebern. Die großen Ansaugöffnungen links und rechts in der Frontschürze beatmen den Supersportler und kühlen zugleich seine Hochleistungsbremsen, die durch die freizügigen 19-Zoll-Aluräder leicht zu erkennen sind. Auch die Heckschürze mit ihrer charakteristischen Diffusoröffnung erfüllt in erster Linie eine aerodynamische Funktion: Durch die spezielle Form soll sie die Unterbodenluftführung verbessern und den Auftrieb verringern.

Schließlich das Erkennungszeichen eines jeden M: Die vier Endrohre der zweiflutigen Abgasanlage, die im Vergleich zum M5 einen noch "kräftigeren, sportlicheren Sound" liefern sollen. Einmal losgelassen, passiert der M6 binnen 4,6 Sekunden die Tempo-100-Marke, nach rund 14 Sekunden steht die Tachonadel auf 200 km/h. Die Endmarke (330 km/h) verrät, wohin der Schub führen könnte, doch wie auch im Fünfer wird dem Vorwärtsdrang bei Tempo 250 ein elektronischer Riegel vorgeschoben.

Niedrigerer Schwerpunkt, bessere Dynamik

Das Siebengang-SMG-Getriebe erlaubt eine manuelle oder auch vollautomatische Gangwahl. Die "Drivelogic"-Funktion bietet dem Piloten elf Schaltcharakteristiken, das DSC kommt mit zwei Fahrdynamikprogrammen, die elektronische Dämpferkontrolle (EDC) wiederum hat drei Alternativen im Angebot: von Komfort über Normal bis Sport. Selbst der Motor bietet neben einer zivilen Bändigung den kompromißlosen Auftritt mit Volldampf. Ein Druck auf die "Power"-Taste schaltet aus dem komfortablen Programm "P400" (400 PS) in den "P500"-Sportmodus, der schließlich alle 507 Pferde aus dem Stall läßt.

Diese und andere technische Details sind natürlich schon aus dem M5 bekannt. In Sachen Fahrleistung und Dynamik ist das Coupé allerdings im Vorteil: Es hat einen kürzeren Radstand und einen noch niedrigeren Schwerpunkt, was den M6 für BMW zu einem "komplett eigenständigen Fahrzeug" macht. Erstmals kommt außerdem eine Dachpartie aus Carbon zum Einsatz, wie sie bereits für den M3 CSL entwickelt wurde – "reduzierte Masse, die den Schwerpunkt nach unten hin verschiebt und die nicht beschleunigt oder gebremst zu werden braucht". Das dürfte Auswirkungen auf die rennsportlichen Ambitionen haben. Dann wäre der M6 nicht nur der schönere V10 – sondern auch der bessere.