Unsere Autos werden immer sicherer – ABS, ESP und andere Helfer sollen dafür sorgen, dass es gar nicht erst knallt. Das ändert jedoch wenig an der Tatsache, dass ein Drittel der Verkehrstoten nachts verunglückt – in einem Zeitraum, in dem lediglich zwanzig Prozent der gefahrenen Kilometer zurückgelegt werden. Ursächlich ist nicht allein die schlechtere Sicht, auch psychologische Effekte spielen eine Rolle: So orientiert sich das Auge stets am hellsten Punkt. Weil viele Fahrer die Armaturenbeleuchtung bis zum Anschlag aufdrehen, ist das der Tacho – der Blick verweilt mehr im Auto als auf der Straße.

Doch auch bei abgedimmter Tachobeleuchtung droht Ablenkung. Denn das bei uns vorgeschriebene asymmetrische Abblendlicht leuchtet den rechten Fahrbahnrand am hellsten aus. Ideal auf gerader Strecke, doch tückisch in Linkskurven – dann strahlen die Scheinwerfer in den Graben, und das Auge muss förmlich gezwungen werden, dem im Dunkeln liegenden Kurvenverlauf zu folgen. Seit vergangenem Frühjahr gibt es ein Gegenmittel: Scheinwerfer, die in die Kurven hineinschwenken. So etwas gab es bereits vor 70 Jahren von Cadillac und später von Citroën, allerdings mechanisch gesteuert und nur für Fernlicht. Die modernen Systeme verarbeiten Signale des Lenkwinkels und der Querkräfte, schwenken die Scheinwerfer so optimal in den Kurvenverlauf.

Für die Zukunft ist geplant, das Licht nicht nur dem Straßenverlauf anzupassen, sondern auch der Umgebung: für die Stadt eine extrabreite Ausleuchtung über alle Fahrspuren, für die Autobahn lange, weit reichende Leuchtfinger und zum Abbiegen einen kleinen Strahler, der die dunkle Ecke neben dem Fahrzeug aufhellt. Den gibt es übrigens schon, erstmals im Audi A8.

Doch Scheinwerferhersteller wie Bosch, Hella und Valeo sowie die europäischen Autokonzerne forschen weiter: Für die Zukunft ist geplant, die variable Lichtverteilung mit dem Navigationssystem zu verbinden. Dann wird über Satelliten der Standort des Fahrzeugs festgestellt und das passende Licht angeknipst. Vorteil: Das Einschalten würde schon vor Tunnels oder Unterführungen erfolgen, nicht erst im Dunkeln wie bei heutigen Systemen. Doch vor Einsatz der Satelliten-Steuerung muss die variable Lichtverteilung überhaupt mal zugelassen werden – etwa 2006 könnte es so weit sein.