Hyundai Terracan 2.9 CRDi

Nur wo Mercedes draufsteht, ist auch Mercedes drin. So war das seit gut hundert Jahren. Doch auf einmal ist alles anders. Die bodenständigen Schwaben sind längst grenzenlose Überflieger. Auf ihrer Einkaufstour über den Globus wurde zunächst Chrysler in die Familie integriert, es folgten Hyundai und Mitsubishi. So wurde aus dem schwäbischen Autobauer Daimler-Benz der Weltkonzern DaimlerChrysler und aus Mercedes eine schlagkräftige Multikulti-Truppe, die auf breiter Front alle Ansprüche abdecken soll.

Das klingt ganz schlau, führt aber zu recht banalen Problemen. Nehmen wir nur mal die Geländewagen. Da hat DC plötzlich gleich vier Pferde im Stall. Und das auch noch zu ziemlich ähnlichen Preisen. Zu Recht fragt sich da der Kunde: Wer ist denn nun eigentlich der Stern unter den Geländegängern?

Vielleicht der neue Hyundai Terracan? Dieser stattliche Koreaner, der sich gleich einen großen Auftritt verschafft. Ein Trumm von einem Auto, mit eckiger Karosserie und barockem Kühlergrill. Aber hinter den steil stehenden Scheiben sitzt man aufrecht und entspannt. Und die Übersicht ist so gut wie aus dem Sattel eines Vollblüters.

Dessen überschäumendes Temperament hat der 2,9-Liter-Diesel allerdings weniger. Der Vierzylinder erinnert eher an einen Brauerei-Gaul: Er lässt es gemütlich angehen, hat nicht die feinsten Manieren, aber Kraft und Ausdauer wie ein Bulle. Damit passt der Motor perfekt zum Terracan - einem ehrlichen Geländewagen. Er versucht gar nicht erst, den modischen SUV zu spielen. Und fährt auch so, wie er aussieht: auf der Straße behäbig-schaukelig, im Gelände rustikal. Sein Allradantrieb ist schlicht, Traktion und Bodenfreiheit sind nur Durchschnitt.

Jeep Grand Cherokee 2.7 CRD

Da könnte er vom US-Halbbruder Jeep eine Menge lernen. Der Cherokee sieht zwar aus wie ein Cruiser vom Sunshine Boulevard, aber genauso locker wie dort wühlt er auch durchs Gelände. Mit seinem Allradsystem (selbstsperrende Differenziale an Vorder-/Hinterachse und Verteilergetriebe) baut er Grip in allen Lagen auf. Und der CDI geht mit den zwei Tonnen Leergewicht los wie ein liebestoller Hengst.

Den kräftigen und laufruhigen 2,7-Liter teilt sich der Jeep mit der M-Klasse. Auch wenn ich beim Grand Cherokee immer an einen blubbernden V8 denken muss - dieser Mercedes-Diesel macht hier Sinn. Damit lässt es sich so entspannt traben oder auch zügig galoppieren wie mit einem V8. Na ja, jedenfalls fast.

Zur Beruhigung: Alles andere am Jeep ist so geblieben, wie es immer war. Der große Ami ist so eng wie ein japanischer Kompakter, die Sitze fühlen sich schon neu etwas ausgeleiert an, und die seit 150 Jahren bewährten Starrachsen trampeln auf schlechten Straßen, dass man manchmal glaubt, man sitzt auf einem Dromedar.

Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D



Mit solch antiken Konstruktionen gibt sich die Hightech-Nation Japan natürlich nicht ab. Der Mitsubishi glänzt mit aufwendiger Technik: Einzelradaufhängung, Allrad elektronisch (mit zentraler Visko®-Sperre und Sperrdifferenzial hinten), selbstlernende Automatik und ein gewaltiger 3,2-Liter-Vierzylinder mit Töpfen so groß wie Milchkannen. Aber auch der ist eher ein mürrischer, ein bärbeißiger Typ, der nicht richtig zur Sache kommt.

Wie das ganze Auto. Mitsubishi hat bei aller Detailversessenheit den Blick für das große Ganze verloren. Der Pajero war lange der unbestrittene Champion der Offroader. Doch in seiner jetzigen Form setzt er keine Maßstäbe mehr.

Sicher, im Pajero ist Platz wie in einer Reithalle, und im Gelände macht ihm außer dem Jeep niemand was vor. Aber er hat hier im Familienvergleich den lahmsten und lautesten Motor, ein schwerfälliges Fahrverhalten und eine zähe Lenkung.

Mercedes ML 270 CDI

Den Anschluss etwas verschlafen hatte vom Start weg ja auch Mercedes. Vor allem bei der Verarbeitung. Der zunächst nur im amerikanischen Tuscaloosa gebauten M-Klasse wollten wir anfangs sogar den Stern verweigern. Die hat "den Stern nicht verdient", urteilten wir 1998. Vorbei, vergessen. Mit Akribie haben die Schwaben die meisten Schwächen ausgemerzt.

Die M-Klasse ist jetzt annähernd so, wie sie wohl von Anfang an hätte sein sollen. Der 2,7-Liter-CDI steckt ja auch im Cherokee. Im Mercedes geht er genauso kraftvoll, aber irgendwie kultivierter, leiser und gepflegter zur Sache. Mit seiner gediegenen Federung, dem hohen Fahrkomfort und der jetzt liebevolleren Inneneinrichtung fährt der ML ohnehin eher wie eine hoch gelegte Oberklasse-Limousine.

Aber - Überraschung - auch abseits der Straßen überzeugt der Mercedes mittlerweile mit erstaunlichen Kletterkünsten. Natürlich haben sie auch noch das elektronische Allradsystem 4ETS überarbeitet, das jetzt viel besser anspricht und effektiver arbeitet.

Insgesamt ist der ML im Vergleich mit seinen Brüdern das beste Pferd im Stall. So gesehen, steckt tatsächlich nur in der M-Klasse auch ein echter Mercedes. Schön, dass man sich zumindest bei den Geländewagen darauf noch verlassen kann.

Fazit und Bewertung

Fazit Bei vier ähnlichen Typen aus einer Familie bleiben Streitereien nicht aus. Aber die Machtfrage ist hier schnell geklärt. Der Mercedes ist so eindeutig Chef im Ring, dass es keine weiteren Diskussionen gibt. Die drei dahinter liegen praktisch gleichauf, jeder mit eigenen Stärken. Mit raffinierter und aufwendiger Technik tritt der Altmeister Mitsubishi Pajero an, kann aber nicht in allen Details überzeugen. Der neue Hyundai Terracan ist eine einfache, ehrliche Haut und bietet unglaublich viel Auto fürs Geld.Und der Jeep? Er ist bärenstark im Gelände, hat aber ansonsten gegen die Kollegen aus Asien nicht viel zu melden. Da hilft ihm auch der schöne deutsche Diesel nicht viel weiter.

Mercedes ML 270 CDI hoher Fahrkomfort • sicheres Fahrverhalten • kultivierter Motor • saubere Verarbeitung • gefühllose Lenkung • 299 Punkte = Platz 1, Note 2-

Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D geräumiger, variabler Innenraum • bequeme Sitze • stark im Gelände • Motor laut und schlapp • hoher Grundpreis • 256 Punkte = Platz 2, Note 3+

Hyundai Terracan 2.9 CRDi sehr günstiger Preis • viel Platz • ordentliche Federung • mickrige Sicherheitsausstattung • nur Viergangautomatik • 252 Punkte = Platz 3, Note 3

Jeep Grand Cherokee 2.7 CRD bärenstark im Gelände • kultivierter, lebhafter Motor • beste Fahrleistungen im Vergleich • enges Abteil • schaukelige Federung • 252 Punkte = Platz 3, Note 3

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