Während Mercedes-Benz hartnäckig versucht, dem amerikanischen Volk das Prinzip Diesel schmackhaft zu machen, besinnt sich die Konzern-Schwester Dodge auf alte Traditionen: Muskeln zeigen. Das geht am besten mit einem bärenstarken HEMI unter der Haube. Der süffelt zwar Superbenzin, doch so kennen es die Amis. Und – sorry, Diesel – genau so lieben sie es.

Sicher, dieses Kraftwerk steckt bereits im Chrysler 300C. Aber der sieht – für amerikanische Muscle-Car-Verhältnisse – noch viel zu brav aus. Eine neue Hülle mußte her, und schon war der legendäre Charger wiedergeboren. Dieser Dodge tritt familientauglich gegen den neuen Retro-Renner Ford Mustang an, wie schon bei den TV-Verfolgungsjagden auf den Straßen von L.A. in guten alten Bullit-Zeiten. Steve McQueen hätte heute die Qual der Wahl.

Doch in den Werbespots, die zur Zeit durch die US-Wohnzimmer flimmern, beschäftigt sich Dodge mit einem anderen Gegner. In zwei Dreißigsekündern tritt der Charger gegen einen waschechten Dragster auf der berühmten Viertelmeile an. Der Run gegen keinen Geringeren als Dragster-Ikone Gary Scelzi endet allerdings jäh an einer geschlossenen Mautschranke. Hä? Richtig, irgendwas stimmt da nicht. Der Charger-Pilot schmeißt sein Geld in den Schlitz und wacht auf. Alles nur ein Traum. Ein amerikanischer Traum.

Der Charger allerdings wird am 1. Juni 2005 Realität. Mit 340-PS-V8 startet er bei 29.995 Dollar, angetrieben vom kleineren V6 (250 PS) werden 22.995 Dollar fällig. Im Top-Modell SRT8 (32.495 Dollar) wummern sogar 425 PS. Zum Vergleich: Der Mustang startet mit sechs Zylindern bei 19.770 Dollar, der V8 kostet 25.570. In beiden Fällen viel Leistung für verhältnismäßig wenig Geld. Doch das Image der PS-Boliden driftet künftig etwas auseinander: Der Mustang cruised genüßlich durch L.A. – und der Charger jagt ihm mit qualmenden Pneus davon. So würde es Dodge zumindest gern sehen.

Von

Michael Voß