Die DTM gibt wieder Vollgas!  Ende 2020 wurde sie noch totgesagt, jetzt stellt sie das größte Starterfeld seit mehr als zwanzig Jahren. 30 Fahrer aus 15 Nationen pilotieren Sportwagen von sechs Marken. Mit acht Mercedes-AMG, sechs Audi R8, sechs Lamborghini Huracán, vier BMW M4, drei Porsche 911 und zwei Ferrari 488 kämpfen 29 Traumautos um den 36. Titel in der traditionsreichen  Tourenwagenserie.
Am Steuer: die Top-Stars der Szene. Der 22er-Jahrgang vereint nicht weniger als 16 internationale Titel und 38 Siege bei Langstrecken-Klassikern auf sich.
Mit allein drei DTM- Titeln im Gepäck meldet sich Réne Rast (35) zurück in der Serie, der er von 2017 bis 2020 seinen Stempel aufgedrückt hat. Der ehemalige Rosberg-Pilot geht erstmals in der DTM in einem R8 von Abt Sportsline an den Start. Der Deutsche stapelt erst einmal tief: „Für mich ist das eine komplett neue Serie“, sagt er zu AUTO BILD. „Ein GT3-Auto fährt sich ganz anders als ein Class-1-Auto. Deshalb habe ich Nachholbedarf.“
Ein Meister als Rookie quasi. Rast räumt ein: „Viele Fans haben bestimmt meine Erfolge im Kopf und denken sich: Ein vierter Titel wird ja wohl drin sein.  Aber ich bin realistisch genug zu wissen, dass die GT3-Spezialisten einen riesigen Erfahrungsvorsprung haben. Ich muss mich also langmachen.“ Seine Messlatte: Abt-Teamkollege Kelvin van der Linde (25/Platz 3 in 2021).
Maximilian Götz hat Mercedes-intern das Team gewechselt und fährt jetzt bei Winward Racing.
Bild: Hoch Zwei / Juergen Tap / DTM

DTM- und gleichzeitig GT3-Spezialist ist der amtierende Champion Maximilian Götz (36). Der Unterfranke hat Mercedes-intern das Team gewechselt und fährt bei Winward Racing jetzt neben Gerhard Bergers Neffe Lucas Auer (27) und David Schumacher (20). Er will beweisen, dass er 2021 nicht nur dank einer Stallorder Meister wurde: „Den DTM-Titel zu erringen, war unglaublich schwer“, sagt Götz, „ihn zu verteidigen, wird zweifellos noch schwieriger.“
Besonders, wenn er es mit Gegnern vom Kaliber eines Rallye-Rekord- Champions zu tun hat, denn auch der neunmalige Weltmeister Sébastian Loeb (48) fährt jetzt DTM. Der Franzose wird als Ersatzfahrer für den Neuseeländer Nick Cassidy (27) mindestens die beiden Rennen zum Saisonauftakt in Portugal im Ferrari von AF Corse bestreiten. Loeb ist dabei sogar punktberechtigt. „Die DTM ist eine berühmte Meisterschaft“, lobt er. „Als sich mir die Gelegenheit bot, habe ich sie natürlich ergriffen. Es ist eine spannende Herausforderung, weil der Fahrstil völlig anders ist.“
Der neunmalige Weltmeister Sébastian Loeb (48) fährt als Ersatzfahrer für Nick Cassidy (27) mindestens die beiden Rennen zum Saisonauftakt in Portugal.
Bild: Red Bull Content Pool

Für den Franzosen ist das kein Problem. „Er springt ins Auto und fühlt sich auf Anhieb wohl“, erzählt Teamchef Ron Reichert. „Er setzt sich rein und sagt: ‚Lasst mich in Ruhe und fahren‘.“
Sich in seinem nagelneuen BMW M4 (ersetzt den M6) wohlfühlen, das will auch Doppelchampion Marco Wittmann (32). Das BMW-Urgestein fährt seit 2013 in der DTM, sein letzter Titel stammt aus dem Jahr 2016. Der Fürther geht wieder für das Team Walkenhorst an den Start, mit dem er 2021 Rang vier belegte. Wittmann hat viel vor: „Vielleicht können wir ganz vorn ein deutliches Wort mitreden.“
Konkurrenz bekommt er aus dem eigenen Lager: Ex-Lamborghini-Pilot Esteban Muth (20), 2021 aufgrund seiner aggressiven Überholmanöver als „The Overtaker“ bekannt geworden, wird ebenfalls einen der vier neuen BMW M4 pilotieren.
30 Fahrer aus 15 Nationen pilotieren Sportwagen von sechs Marken.
Bild: Hoch Zwei / Juergen Tap / DTM

Auf diesen Neuzugang kann die DTM besonders stolz sein: Nach einem Gaststart 2021 gibt Porsche sein Vollzeit-Debüt in der DTM. Am Steuer eines der drei Porsche 911 GT3 sitzt Werksfahrer Laurens Vanthoor (30/B), der Erfahrung unter anderem aus Le Mans und Daytona vorweisen kann. Vanthoors Team SSR Performance bringt zwei Porsche an den Start, einen weiteren Rennwagen aus Zuffenhausen setzt Le-Mans-Sieger und Sportwagenweltmeister Timo Bernhard (41) mit seinem Team und Fahrer Thomas Preining (23) ein. Bernhard forsch: „Ich denke, dass wir richtig gut mitfahren und ein paar Leute überraschen können.“
Und noch ein großer Name ist zurück in der DTM: Niki Thiim (33) pilotiert einen Lamborghini Huracán des Dresdner Teams T3 Motorsport. „Ich bin mit der DTM aufgewachsen“, freut sich der Däne, dessen Vater Kurt Thiim 1986 Meister wurde. Nach mehr als 20 Jahren und einigen Umwegen (u.a. über Le Mans) hat er sein Ziel nun erreicht: „Ich bin stolz, als erster Sohn eines DTM-Meisters  an den Start gehen zu können.“ Dass neben T3 auch das GT3-Topteam Grasser mit vier Huracán in die DTM gewechselt ist, zeigt: Die Rennserie lebt!

Von

Bianca Garloff