Der Neid der DTM-Stars ist mir sicher. „Du Glückspilz“, sagt BMW-Star Timo Glock (36). „Das ist die heftigste Strecke, die man erleben kann“, gibt mir Audi-Pilot Mike Rockenfeller (34) mit auf den Weg. Und DTM-Boss Gerhard Berger (59): „Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke!“
Ich, der ABMS-Reporter, bekomme die einmalige Chance: 25 Jahre nach dem letzten DTM-Rennen auf der legendären Nordschleife nimmt mich Ex-Meister Martin Tomczyk (36) auf eine Runde mit. Im DTM-Auto! 20,832 Kilometer, 73 Kurven, bergauf, bergab am absoluten Limit.
DTM
Reporter Reiners hatte mit Tomczyk seinen Spaß
500 PS drücken mich in den Sitz, der V8-Motor vibriert im Körper. Der Abtrieb ist enorm, das Erlebnis surreal. Ich habe keine Angst, aber Respekt. Die Strecke rauscht vorbei, Bäume und Leitplanken gefühlt im Millimeterabstand. Immer wieder kommen Stellen, in die ich blind mitfliege. Kuppen, bei denen wir abheben. Bremszonen, in denen ich willenlos in die Gurte knalle. Eine Mischung aus flauem Magen und Geschwindigkeits-Rausch. Ein sieben Minuten langer Adrenalinkick. 
Fuchsröhre, Bergwerk, Kesselchen, Steilstrecke, Hohe Acht: Die Erkenntnis reift mit jedem Meter. Hier brauchst du Eier. Sogar als Beifahrer. Die Geschwindigkeit, die Länge, die ganze Komposition irgendwas zwischen Genie und Wahnsinn. Wahnsinn auch die Aussage meines Chauffeurs nach unserer wilden Hatz bei Tempi jenseits der 250 und Fliehkräften, die mich malträtieren: „Es war gar nicht so leicht, das Auto auf der Stecke zu halten.“
Kein Wunder, dass viele Fahrer dort wieder DTM-Rennen fahren wollen. Rockenfeller: „Das wäre ein Mega-Spektakel.” Auch wenn ihm beim Gedanken schlecht wird, sagt Berger: „Ich würde sie sofort in den Kalender nehmen.“ Das Problem: Der Zuschauer bekommt die Autos zu selten zu sehen. Bergers Idee: „Ein normales Rennen, und wir fahren die letzte Runde über die Nordschleife.“  Ich weiß inzwischen auch: Es wäre ein Höllenritt auf der Rasierklinge.    

Von

Andreas Reiners