DTM: Interview mit Strycek/Steiner von Opel
"Man kann nicht auf Befehl gewinnen"

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Günther Steiner und Volker Strycek – zwei Führungsmänner erklären, warum der Opel
Vectra immer noch nicht schnell genug ist.
AUTO BILD MOTORSPORT: Herr Strycek, Herr Steiner, haben Sie vor der DTM-Saison 2004 schon einmal irgendwie irgendwo zusammengearbeitet? Strycek: Nein, wir kannten uns nicht einmal. Steiner: Herr Strycek kennt viele Leute, und ich kenne viele Leute. Aber wir hatten uns vorher wirklich noch nie gesehen.
Und wie haben Sie dann zueinander gefunden? Strycek:Wir haben uns bei Opel im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wer für den Posten des technischen Leiters in Frage kommt. Wer hat internationale Erfahrung? Wer ist verfügbar? Da ist der Kreis immer kleiner geworden. Daraufhin habe ich Herrn Steiner angerufen. Steiner: Ich war zu Hause, mit Garttenpflege beschäftigt.
Mussten Sie über dieses Angebot lange nachdenken? Steiner: Wir haben uns zweimal troffen. Dann habe ich ja gesagt. Langes Überlegen bringt sowieso nichts.
Sie arbeiten jetzt knapp ein halbes Jahr zusammen. Was schätzen Sie gegenseitig aneinander? Strycek: Sie fangen an, Herr Steiner (Beide lachen.) Steiner: Und du machst den Anwwalt Jörg! (Zum am Tisch sitzenden Marketingchef Jörg Schrott.) Also, Strycek lässt mir ziemlich viel raum. Er sagt oft: Das ist Ihre Arbeit. Was nicht heißt, dass er nicht nach meiner Arbeit schaut. Ich selbst brauche jemanden, mit dem ich Ideen austauschen kann. Strycek: Er geht analytisch vor, redet Probleme nicht schön. Seine Devise lautet: Erkennen, anpacken, abarbeiten. Weil ich sehr schnell erkannt habe, dass Herr Steiner der Richtige für diesen Job ist, hat er von mir viele Freiheiten bekommen.
Wo liegt das Problem des Vectra? Steiner: In Hockenheim hatten wir ein klares Problem beim Bremsen. In Estoril war es noch nicht komplett gelöst. Auf dem EuroSpeedway haben wir wieder einen Schritt nach vorn gemacht. Wir brauchen mehr Grip. Wir müssen noch mehr entwickeln. Das kostet Zeit.
Woran hapert es im Qualifying? Steiner: Wir können die Reifen nicht optimal ausnutzen. Das hat mit dem Bouncing, also dem Wippen des Autos, zu tun. Wir können manche Setup-Varianten nicht fahren, weil das dann dieses Problem forciert. Wenn man ein Auto nicht ganz versteht, dann versucht jeder Fahrer, selbst ein Set-up zu finden, was dann schief gehen kann.
Und wie haben Sie dann zueinander gefunden? Strycek:Wir haben uns bei Opel im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wer für den Posten des technischen Leiters in Frage kommt. Wer hat internationale Erfahrung? Wer ist verfügbar? Da ist der Kreis immer kleiner geworden. Daraufhin habe ich Herrn Steiner angerufen. Steiner: Ich war zu Hause, mit Garttenpflege beschäftigt.
Mussten Sie über dieses Angebot lange nachdenken? Steiner: Wir haben uns zweimal troffen. Dann habe ich ja gesagt. Langes Überlegen bringt sowieso nichts.
Sie arbeiten jetzt knapp ein halbes Jahr zusammen. Was schätzen Sie gegenseitig aneinander? Strycek: Sie fangen an, Herr Steiner (Beide lachen.) Steiner: Und du machst den Anwwalt Jörg! (Zum am Tisch sitzenden Marketingchef Jörg Schrott.) Also, Strycek lässt mir ziemlich viel raum. Er sagt oft: Das ist Ihre Arbeit. Was nicht heißt, dass er nicht nach meiner Arbeit schaut. Ich selbst brauche jemanden, mit dem ich Ideen austauschen kann. Strycek: Er geht analytisch vor, redet Probleme nicht schön. Seine Devise lautet: Erkennen, anpacken, abarbeiten. Weil ich sehr schnell erkannt habe, dass Herr Steiner der Richtige für diesen Job ist, hat er von mir viele Freiheiten bekommen.
Wo liegt das Problem des Vectra? Steiner: In Hockenheim hatten wir ein klares Problem beim Bremsen. In Estoril war es noch nicht komplett gelöst. Auf dem EuroSpeedway haben wir wieder einen Schritt nach vorn gemacht. Wir brauchen mehr Grip. Wir müssen noch mehr entwickeln. Das kostet Zeit.
Woran hapert es im Qualifying? Steiner: Wir können die Reifen nicht optimal ausnutzen. Das hat mit dem Bouncing, also dem Wippen des Autos, zu tun. Wir können manche Setup-Varianten nicht fahren, weil das dann dieses Problem forciert. Wenn man ein Auto nicht ganz versteht, dann versucht jeder Fahrer, selbst ein Set-up zu finden, was dann schief gehen kann.
Steiner kritisiert die Vectra-Aerodynamik
Was löst vorn das Wippen aus? Steiner: DTM-Autos sind Aerodynamik-Autos. Bei einer weichen Fahrwerkabstimmung besteht die Gefahr, dass das Auto zu hüpfen anfängt. Genauso problematisch kann auch eine zu harte Abstimmung sein. Die Gefahr, mechanischen Grip zu verlieren, ist groß. Zudem kann eine harte Feder ebenfalls das Hüpfen des Autos anregen.
Ab wann haben Sie die Entwicklung des Vectra DTM begleitet? Steiner: Als ich im Dezember anfing, wurde gerade mit dem Bau des Autos begonnen.
Vergleichen Sie doch mal die DTM mit der Formel 1 oder Rallye-WM. Steiner: Das Prinzip ist immer dasselbe bei Rennautos: Sie müssen leicht, der Schwerpunkt tief sein, die Aerodynamik muss stimmen. Bei der Formel 1 ist die Aerodynamik wichtiger. Beim Rallyeauto geht es mehr um mechanischen Grip. Doch bevor ich hier nicht sicher bin, will ich nicht Leute korrigieren.
Was hätten Sie anders gemacht? Steiner: Ich hätte noch mehr an der Aerodynamik gearbeitet. Vielleicht hätten wir den Frontsplitter anders gemacht. Aerodynamikentwicklung ist nie zu Ende. Doch das heißt nicht, dass das Auto aerodynamisch in die falsche Richtung entwickelt wurde. Aber es wird immer die Frage im Raum stehen: Warum ist Opel Dritter und nicht Erster? Man kann nicht auf Befehl Rennen gewinnen.
Gibt es den Befehl zu gewinnen? Strycek: Wir sind keine Träumer. Wir haben uns für die DTM entschieden, weil wir gegen die Stärksten fahren wollen. Wir haben vor einem Jahr angefangen, eine neue Struktur aufzubauen.
Was ist an der neuen Struktur denn besser als an der alten? Strycek: Wir haben eine technische Leitung, die in meinen Augen den richtigen Weg eingeschlagen hat, unsere Ingenieurs-Mannschaft richtig führt. Denn gute Techniker sind meist Einzelkämpfer. Es ist wichtig, die Probleme emotionslos auf den Tisch zu packen und zu lösen.
Wie weh tut es , seit 2000 nicht gewonnen zu haben? Strycek: Sehr weh! Wir haben neben der DTM genug gewonnen. Aber unser Kerngeschäft ist die DTM. Der Ehrgeiz wird immer stärker, es wieder zu schaffen.
Gibt es einen Punkt für den Hersteller, an dem sich mangelnder Erfolg negativ auswirkt? Strycek: Wir führen natürlich selber Marktforschung durch. Trotz fehlender Siege wirkt sich der Motorsport positiv auf Opel aus.
Ab wann haben Sie die Entwicklung des Vectra DTM begleitet? Steiner: Als ich im Dezember anfing, wurde gerade mit dem Bau des Autos begonnen.
Vergleichen Sie doch mal die DTM mit der Formel 1 oder Rallye-WM. Steiner: Das Prinzip ist immer dasselbe bei Rennautos: Sie müssen leicht, der Schwerpunkt tief sein, die Aerodynamik muss stimmen. Bei der Formel 1 ist die Aerodynamik wichtiger. Beim Rallyeauto geht es mehr um mechanischen Grip. Doch bevor ich hier nicht sicher bin, will ich nicht Leute korrigieren.
Was hätten Sie anders gemacht? Steiner: Ich hätte noch mehr an der Aerodynamik gearbeitet. Vielleicht hätten wir den Frontsplitter anders gemacht. Aerodynamikentwicklung ist nie zu Ende. Doch das heißt nicht, dass das Auto aerodynamisch in die falsche Richtung entwickelt wurde. Aber es wird immer die Frage im Raum stehen: Warum ist Opel Dritter und nicht Erster? Man kann nicht auf Befehl Rennen gewinnen.
Gibt es den Befehl zu gewinnen? Strycek: Wir sind keine Träumer. Wir haben uns für die DTM entschieden, weil wir gegen die Stärksten fahren wollen. Wir haben vor einem Jahr angefangen, eine neue Struktur aufzubauen.
Was ist an der neuen Struktur denn besser als an der alten? Strycek: Wir haben eine technische Leitung, die in meinen Augen den richtigen Weg eingeschlagen hat, unsere Ingenieurs-Mannschaft richtig führt. Denn gute Techniker sind meist Einzelkämpfer. Es ist wichtig, die Probleme emotionslos auf den Tisch zu packen und zu lösen.
Wie weh tut es , seit 2000 nicht gewonnen zu haben? Strycek: Sehr weh! Wir haben neben der DTM genug gewonnen. Aber unser Kerngeschäft ist die DTM. Der Ehrgeiz wird immer stärker, es wieder zu schaffen.
Gibt es einen Punkt für den Hersteller, an dem sich mangelnder Erfolg negativ auswirkt? Strycek: Wir führen natürlich selber Marktforschung durch. Trotz fehlender Siege wirkt sich der Motorsport positiv auf Opel aus.
"Frentzen fehlt Tourenwagen-Erfahrung"
Macht es die Weiterentwicklung eines Autos einfacher oder schwieriger, mit Stars wie Frentzen oder Aiello zu arbeiten? Strycek: Beide haben uns befruchtet. Marcel Fässler aber genauso. Alle haben schon Erfahrungen mit einem anderen Hersteller gemacht. Frentzen fehlt die Tourenwagen-Erfahrung. Aber schon bei dem ersten Test in Estoril hat man gemerkt, dass Frentzen sehr viel Erfahrung im Bereich Aerodynamik hat. Doch er kommt aus der Formel 1 und hat sich in ein Auto gesetzt, das doppelt so schwer ist und nur die halbe Leistung hat. Ein Problem ist auch der Einheitsreifen. Sich damit ständig auf einem 100-Prozent-Niveau zu bewegen ist einfach schwer für den Fahrer. Wir müssen jetzt gemeinsam daran arbeiten, dass Heinz-Harald auch im Tourenwagen erfolgreich wird. Er war gleich ein echter Teamplayer, was man von den Jungs aus der Formel 1 ja nicht unbedingt erwarten kann.
Wann beginnen Sie mit der Entwicklung des Vectra für 2005? Steiner: Ende Juni, Anfang Juli fängt ein Teil des Teams an, über das neue Auto nachzudenken.
Kurzporträt Günther Steiner • Geboren: 7. April 1965 • Geburtsort: Merano (I) • Wohnort: Merano/Südtirol • Nationalität: Italiener • Familienstand: verheiratet • Erlernter Beruf: abgebrochenes Ingenieurstudium • Karriere: Steiner startete 1990 als technischer Leiter beim Rallye-Team Jolly Club (Lancia). 1997 wechselte er als Leiter der Abteilung Kundensport zu Prodrive. Schon ein Jahr später übernahm er das technische Zepter beim Team M-Sport (Ford). F1-Luft schnupperte er 2002 als Managing Director bei Jaguar. Seit Dezember 2003 technischer Direktor bei Opel Performance
Kurzporträt Volker Strycek • Geboren: 13. Oktober 1957 • Geburtsort: Essen • Wohnort: Dehrn/Deutschland • Nationalität: deutsch • Familienstand: verheiratet, zwei Kinder • Hobby: Motorsport, Skifahren, Surfen • Karriere: Vom Rennfahrer zum Opel-Motorsportchef – so verlief Stryceks Werdegang. 1984 war er erster DTM-Meister auf BMW, kam 1989 zu Opel und startete bis 1996 für die Rüsselsheimer in der DTM/ITC. 1997 übernahm er das Amt des Opel-Rennleiters. Seit 1998 ist er Opel-Motorsportchef und Geschäftsführer der Opel Performance Center GmbH.
Wann beginnen Sie mit der Entwicklung des Vectra für 2005? Steiner: Ende Juni, Anfang Juli fängt ein Teil des Teams an, über das neue Auto nachzudenken.
Kurzporträt Günther Steiner • Geboren: 7. April 1965 • Geburtsort: Merano (I) • Wohnort: Merano/Südtirol • Nationalität: Italiener • Familienstand: verheiratet • Erlernter Beruf: abgebrochenes Ingenieurstudium • Karriere: Steiner startete 1990 als technischer Leiter beim Rallye-Team Jolly Club (Lancia). 1997 wechselte er als Leiter der Abteilung Kundensport zu Prodrive. Schon ein Jahr später übernahm er das technische Zepter beim Team M-Sport (Ford). F1-Luft schnupperte er 2002 als Managing Director bei Jaguar. Seit Dezember 2003 technischer Direktor bei Opel Performance
Kurzporträt Volker Strycek • Geboren: 13. Oktober 1957 • Geburtsort: Essen • Wohnort: Dehrn/Deutschland • Nationalität: deutsch • Familienstand: verheiratet, zwei Kinder • Hobby: Motorsport, Skifahren, Surfen • Karriere: Vom Rennfahrer zum Opel-Motorsportchef – so verlief Stryceks Werdegang. 1984 war er erster DTM-Meister auf BMW, kam 1989 zu Opel und startete bis 1996 für die Rüsselsheimer in der DTM/ITC. 1997 übernahm er das Amt des Opel-Rennleiters. Seit 1998 ist er Opel-Motorsportchef und Geschäftsführer der Opel Performance Center GmbH.
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