Drei Wochen ist es jetzt her, dass der erste DTM-Titel unter GT3-Reglement entschieden wurde. Maximilian Götz (35/HRT-Mercedes) ist der 23. DTM-Champion der Historie. Sein Name taucht jetzt in einer Liste auf mit Legenden des Tourenwagensports: Bernd Schneider, Klaus Ludwig, Strietzel Stuck.
Götz zu AUTO BILD: „Ich sage immer: Das Karma kommt zurück, und der liebe Renngott am Norisring hat wohl gemeint, dass der Götz bei seinem Heimrennen am Norisring den DTM-Titel holen soll.“ Das Karma könnte man auch so beschreiben: Einer, dem das Drehbuch des Schicksals bisher den ganz großen Erfolg verweigerte, greift im Herbst seiner Karriere noch mal nach den Sternen.

Nebenjobs statt Formel-1-Karriere

Seine Konsequenz hat dem Tüchtigen im letzten Augenblick auch das notwendige Glück beschert: Der Franke profitierte bei seiner Fahrt zum ersten DTM-Titel unter dem neuen GT3-Regelwerk von einer Kollision seiner beiden Titelrivalen Liam Lawson (Ferrari) und Kelvin van der Linde (Audi) sowie einer Stallorder unter den Mercedes-Teams. Doch das ist nur eine Randaspekt.
Die Story des Maximilian Götz ist eine „Bestätigung für den Glauben an sich und an das Gute“, wie er es selbst treffend beschreibt. Denn der Uffenheimer besiegte in der Formel BMW 2003 Sebastian Vettel, fuhr in der Formel 3 gegen Lewis Hamilton und galt als kommender Formel-1-Pilot. Bis ihm nach der Formel 3 das Geld ausging. Während Vettel, Hamilton und Co. in der Formel 1 Siege, Titel und Millionen einsackten, saß Götz zu Hause auf dem Sofa vor dem TV-Bildschirm. „Ich war ganz weit weg, richtig weg“, sagt er zu AUTO BILD. „Ich war zu Hause, habe Nebenjobs gemacht und gehofft. Aber ich habe immer daran geglaubt, dass die Chance wiederkommt.“
DTM-Champion Maximilian Götz.
Bild: Hoch Zwei / DTM

"Irgendwann kommt der Tag, an dem es klappt"

Laut Götz schafft der Sport so auch Lehren fürs Leben. „Meine Story kann man mitgeben an die vielen Jungs und Mädels da draußen, die auch mal Rückschläge erleiden. Irgendwann kommt der Tag, an dem es klappt. Aber man muss bis zur letzten Minute kämpfen. Das Rennen ist erst vorbei, wenn die Zielflagge fällt.“
Und auf eine Niederlage folgt immer auch ein Sieg. „Per Zufall habe ich einen Unterstützer gefunden“, erzählt Götz aus seiner eigenen Karriere. „So habe ich den Wiedereinstieg ins ADAC GT Masters geschafft und konnte beweisen, dass ich gut bin. Ich habe das GT Masters gewonnen und war zweimal Vizemeister. Natürlich war der Formel-1-Traum nach der Formel 3 relativ schnell für mich erledigt, weil ich wusste, wie viel – auch finanziellen – Support man dafür braucht. Aber es hat funktioniert, andere Erfolge mit einem hohen Stellenwert einzufahren.“
Die DTM nur als schlechter Ersatz für den Formel-1-Erfolg? Mitnichten. Götz kann seine eigene Geschichte kaum glauben. „Das ist schon Wahnsinn. Ich habe mit Lewis noch Kontakt und mit Sebastian auch. Sein Bruder ist vor zwei Jahren mit mir im GT Masters gefahren. Da habe ich auch mit Seb über die alten Zeiten gesprochen. Es gibt immer Menschen, die noch mehr erreicht haben. Aber ich bin super zufrieden.“

"Ich bin jetzt einfacher DTM-Champion und sehr glücklich damit"

Denn manchmal zählt der Weg mehr als das Ziel: Götz: „Ich kann zurückblicken auf eine geile Zeit in der Formel BMW, der Formel 3 und in anderen Rennen. Natürlich hat Lewis einen Top-Job gemacht. Ich wäre auch gerne siebenfacher Weltmeister oder wie Sebastian ein vierfacher. Aber das bin ich nicht. Ich bin jetzt einfacher DTM-Champion und sehr glücklich damit.“
Schicksal, Zufall, Glück: Für den Mercedes-Piloten war das Ende der Hersteller-dominierten DTM die große Chance. Als GT3-Experte fuhr er im brandneuen Team von Rennfahrer Hubert Haupt von Anfang an mit um den Titel, traf an den letzten beiden Wochenenden auch auf Formel-E-Champion Lucas di Grassi, der als Gaststarter im Audi unterwegs war.
„Wir haben uns nach langer Zeit wiedergetroffen und er wusste noch jedes Rennen von mir“, verrät Götz. „Das heißt, die Jungs, die mal in einer gewissen Liga mitgespielt haben, schätzen sich. Es ist schön, dass Lewis und Sebastian genau wissen, dass sie viel Glück im Leben hatten. Wir brennen alle für den Sport, geben jede Runde alles, und am Ende entscheidet ein bisschen auch das Schicksal, wo man landet. Und diesmal hat das Schicksal es gut gemeint mit mir.“ Aber auch, weil er es letztendlich selbst in die Hand genommen hat.

Von

Bianca Garloff