DTM Norisring 2014: Qualifying
Mercedes Top – BMW Flop

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Überraschung im Norisring-Qualifying: Das Kräftegleichgewicht in der DTM scheint auf den Kopf gestellt. AUTO BILD MOTORSPORT sprach mit den Protagonisten über die Gründe.
Bild: Picture-Alliance
Eine Runde Schnaps gab es für alle anwesenden Pressevertreter bei Mercedes’ Medienrunde im Anschluss an das Qualifying. Keine verfrühte Siegesfeier, aber allemal ein Ausdruck der Erleichterung nach dem enttäuschenden Saisonstart der Stuttgarter in dieser Saison. Ein guter Tag sei es gewesen, so der Tenor im Mercedes-Lager, doch Kommunikationschef Wolfgang Schattling stellte auch klar: „Wir werden jetzt sicher nicht übermütig, sondern bleiben demütig...“ Viele Gründe zur Demut gab es auf der Strecke am Samstag allerdings nicht. Eine bärenstarke Performance lieferte Mercedes dort ab, gleich fünf der Top-8-Autos hatten einen Stern auf der Motorhaube und mit Robert Wickens und Paul di Resta fuhr man eine eindrucksvolle 'Doppel-Pole' heraus.
Ein gutes Pflaster

Pole-Mann Robert Wickens zeigt es an: Mercedes ist der 'Boss' auf dem Norisring
Zusätzliches Training hilft
Da man bis auf ein paar Set-Up-Einstellungen seit dem letzten Lauf in Budapest nichts geändert habe, sei der Sprung nach ganz vorne dennoch unerwartet. Somit dürfe man die starke Vorstellung vom Samstag mit Blick auf die restliche Saison nicht überbewerten. Schattling: „Aber ein Licht am Ende des Tunnels ist sie allemal.“ Begründete Zuversicht bei Mercedes, haben die Schwaben ihre Probleme doch längst lokalisiert. „Uns fehlt schlicht der Abtrieb in schnellen Kurven, denn beim mechanischen Grip sind wir gut.“ Schnelle Kurven gibt es auf dem Norisring aber nicht. Und noch eine positive Hilfestellung machte Schattling aus. „Dass wir hier am Samstag jetzt ein zusätzliches Training haben hilft uns sehr. Wir haben nicht so viele Simulations-Werkzeuge wie die Konkurrenz, also kommt uns jede Sitzung auf der Strecke doppelt entgegen.“
Audi & BMW mit Rückstand
Stichwort Konkurrenz: Die war im Kampf um die Pole nicht wirklich groß. Während man sich bei Audi als zweite Kraft präsentierte und laut DTM-Leiter Dieter Gass „Schadensbegrenzung“ betrieb, waren die Sorgen bei BMW schon größer. Lediglich Tabellenführer Marco Wittmann zog als einziger Pilot der Münchner ins finale Q3 ein, musste sich dort aber mit stumpfen Waffen und P8 begnügen. Das mannschaftliche Ergebnis las sich am Samstag nicht gut, Vorbote war bereits das erste Training, in dem sich BMW geschlossen am Ende der Zeitenliste tummelte. Motorsport-Direktor Jens Marquardt stellte als fairer Verlierer jedoch sofort klar: „Wir haben durch die Performance-Gewichte zwar teilweise zehn Kilo mehr an Bord und das hilft nicht – der Grund für unseren Rückstand war das aber nicht.“
Abstand im Regen noch größer?

Timo Scheider schaute genau hin und analysierte für ABMS die Konkurrenz von Mercedes & BMW
Spengler & die Wolke
Überraschter zeigten sich da schon Bruno Spengler und Timo Glock. Während dem Kanadier auffiel, wie wetterfühlig sein M4 DTM war – „es kam eine Wolke, die Temperaturen gingen runter und schon fing mein Auto an zu rutschen und die Zeit war weg. So extrem hatten wir das noch nie!“ – wunderte sich Ex-F1-Pilot Glock über die Glanzleistung von Mercedes. „Dass sie hier konkurrenzfähiger sind, war zu erwarten. Aber an diese Dominanz hätte ich nicht geglaubt.“ Doch wie ist diese zu erklären? Audi-Pilot Timo Scheider hatte als Drittletzter am Samstag früh Feierabend und daher Zeit, sich die Stärken und Schwächen der Gegner auf der Strecke anzuschauen, um diese anschließend für AUTO BILD MOTORSPORT zu analysieren.
Luftwiderstand BMWs Achillesferse
Scheider: „Mercedes fehlt die Aero, aber mechanisch war ihr Auto schon immer top. Hier am Norisring brauchst du keine Aero, das Auto muss nur einigermaßen gut bremsen.“ Hinzu kommt: „Wir fahren alle mit möglichst wenig Flügel, um geradeaus so schnell wie möglich sein. Auf anderen Stecken fehlt Mercedes der Abtrieb, aber hier ist das egal. Und gepaart mit ihrem Gewichtsvorteil wird das nun in den Zeiten spürbar.“ Und BMW? „Ich denke ihr Auto hat viel Abtrieb, aber meiner persönlichen Meinung nach haben sie beim Luftwiderstand nicht den besten CW-Wert. Mechanisch ist ihr Auto zwar sehr gut, aber wenn dir hier der Top-Speed fehlt, kriegst du auf dieser Strecke einfach Probleme...“
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