DTM: Zanardi startet für BMW
Zanardi: „Ich dachte, er verarscht mich“

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Sport-Ikone Alex Zanardi spricht über seinen DTM-Gaststart, den Anruf vom BMW-Boss und ernste Zweifel.
AUTO BILD MOTORSPORT: Alex Zanardi, wie hat das Abenteuer DTM begonnen?
Alex Zanardi: Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Jens Marquardt (BMW-Motorsportdirektor; d. Red.) hat mir letztendlich die Möglichkeit angeboten, in Misano dabei zu sein. Ich habe zuerst gedacht, er verarscht mich. Denn ich weiß, wie hart die DTM ist. Außerdem saß ich schon länger nicht mehr in einem Rennauto, zuletzt 2016. Es gibt immer noch sehr viele Fragezeichen. Es wird schwer genug, sich achtbar zu schlagen. Ich rede noch nicht einmal darüber, mit diesen fantastischen Fahrern um den Sieg zu fahren.
Wie lange mussten Sie überlegen?
Jens Marquardt hat mir vor rund zwei Monaten das Angebot gemacht. Es war erst einmal nur ein Gespräch. Aber ich hatte zunächst meine Zweifel. Ich mache das, was ich tue, mit so viel Leidenschaft, dass ich die Möglichkeit nutzen wollte. Ich weiß aber sehr gut, wie schwierig es für mich wird, in diesem Feld mitzufahren. Als Jens meine grundsätzliche Zusage dann hatte, wurde es mehr im Detail diskutiert, auch in technischer Hinsicht.
Was für Zweifel hatten Sie genau?

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Was muss am BMW M4 DTM für den Gaststart technisch alles verändert werden?
Wir haben mit BMW gerade angefangen, neue Möglichkeiten für mich zu finden, um mich zu einem besseren Langstrecken-Fahrer zu machen, im Hinblick auf die Vorbereitungen auf meinen Start beim 24-Stunden-Rennen von Daytona 2019. Ich dachte ja, dass das mein nächstes Ziel als Rennfahrer sei. Dann kam aber diese DTM-Möglichkeit. Mit den Ingenieuren haben wir zunächst die Option besprochen, zum alten System zurückzukehren. Dem also, wo ich mit meiner Prothese und einem speziellen Bremspedal bremse. Wir haben aber mit dem modifizierten M6 aber auch schon einen Test absolviert, bei dem ich eine Handbremse nutze. Das Ergebnis war exzellent und wir haben uns dafür entschieden, dieses System auch im DTM-Auto einzubauen. Die DTM-Rennen sind also auch dazu da, um das System weiter zu verbessern.
Wie sieht die Vorbereitung weiter aus, können Sie sich hinsichtlich der Handbremse auch im Simulator vorbereiten?
Das weiß ich nicht, vielleicht. In München werden die Ingenieure eine Entscheidung treffen, ob das eine Möglichkeit für mich sein kann. Wir haben noch keinen exakten Plan, wir müssen flexibel bleiben. Aber es wird die Möglichkeit geben, ein Gefühl für das Auto zu bekommen. Auch wenn das nicht in Misano sein wird.
Sie sind auch in Budapest vor Ort. Was wollen Sie dort lernen?
Ich kann Dinge lernen, die ich noch nicht kenne. Und wenn ich die Dinge nicht kenne, weiß ich noch nicht, was ich alles lernen kann. Aber es ist fantastisch für mich, nochmal in die Schuhe eines Schülers zu schlüpfen mit meinen 51 Jahren. Das ist sehr aufregend. Ich hatte in meinem Leben viele erste Male, und das macht mein Leben außergewöhnlich. So sehe ich die Möglichkeit, den BMW M4 DTM zu fahren.
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