Noch vor einem Jahr war eine Hurra-Stimmung bei Fahrern von Elektroautos weit verbreitet. Im Frühjahr 2020 zeigt eine Studie der Unternehmensberatung UScale: Es ist Ernüchterung eingekehrt. Nur noch 59 Prozent der rund 1200 Befragten aus dem deutschsprachigen Raum (ca. 85 Prozent aus Deutschland, Rest Österreich und Schweiz) würden demnach ein E-Auto ihrer gewählten Marke empfehlen. 13 Prozent würden sogar explizit davon abraten, das betreffende Modell zu kaufen. 2019 waren 77 Prozent voll des Lobes und lediglich sechs Prozent negativ eingestellt. (Lesen Sie auch: Was für und was gegen Elektroautos spricht.)Die Autofahrer sind nach den Ergebnissen der Studie vor allem mit den Funktionen unzufrieden, die ein rein batteriebetriebenes Fahrzeug (BEV) ausmachen: Rekuperation, Eco-Modes, Navigation, Anzeige und Bedienkonzepte sowie die Verknüpfung der Autos mit einer App und allem, was dazugehört. Das betrifft vor allem die deutschen Hersteller.

Digitale Dienste: Tesla mit großem Vorsprung

E-Autos: Laden und andere Probleme
Nicht einmal jeder fünfte E-Autofahrer hatte laut Umfrage noch nie Probleme beim Laden.
"Die Deutschen punkten in den klassischen Ingenieurs-Tugenden, wie der Dämmung von Innenraumgeräuschen. Hier kommt Tesla nur mühsam auf das Niveau eines Renault Zoe. Leider bestätigen sich aber die Vorurteile zu digitalen Diensten: Der Vorsprung von Tesla ist noch immer groß", sagt UScale-Geschäftsführer Axel Sprenger. Weniger als die Hälfte (43 Prozent) der befragten Autofahrer sind mit der Steuerung und der Überwachung des Ladevorgangs zufrieden. Bei den dazugehörigen Connect-Apps verteilen gar nur 14 Prozent die Note "gut". Vor allem Verbindungsprobleme nerven mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Nutzer solcher Software. 85 Prozent der Befragten sehen zum Teil massiven Handlungsbedarf.

Ladeprobleme rangieren ganz vorne

E-Autos: Laden und andere Probleme
Sorgen für Unmut: Steuerung und Überwachung des Ladevorgangs sowie Connect-Apps.
Insgesamt hatten vier von fünf befragten Fahrern schon mal Probleme mit dem Laden. Die meisten Autofahrer befüllen ihr Vehikel daheim mit Strom, aber auch das öffentliche Laden wird zunehmend wichtiger. So tanken 23 Prozent "häufig" unterwegs an der Autobahn, 61 Prozent "manchmal". Wenn das Laden nicht geklappt hat, wechselten viele zu einer anderen Ladesäule (48 Prozent) oder wandten sich an die Hotline. Aber auch da ist die Zufriedenheitsrate nicht übermäßig gut. Als Problemursache geben die meisten der befragten E-Auto-Fahrer technische Probleme oder defekte Ladesäulen an.

Ursachenforschung: "Erwartungen sind gestiegen"

Aber woher kommt der Stimmungswechsel? Sprenger: "Die Fahrzeuge sind nicht schlechter geworden, sondern die Erwartungen gestiegen. Die sogenannten Early Adopter erwarten, dass die Kinderkrankheiten bei Infrastruktur und Fahrzeugen inzwischen gelöst sind." Die Wirklichkeit aber sehe anders aus: "Die Performance der Fahrzeuge kann mit den Erwartungen nicht Schritt halten."

Von

Wolfgang Gomoll