Elektro, Hybrid, Wasserstoff oder doch lieber Verbrenner? Die Auswahl an Antrieben im Markt ist groß. Und noch immer herrscht bei vielen Autofahrern große Skepsis gegenüber alternativen Antrieben, insbesondere gegenüber dem am häufigsten vertretenen auf dem Automobilmarkt: dem Elektroantrieb. Einige waren seit der ersten Sekunde komplett von der Zukunftstechnologie überzeugt, andere scheinen den batteriebetriebenen Fahrzeugen (noch) nicht zu vertrauen.
Zwar stieg die Zahl der in Deutschland zugelassenen E-Autos in den letzten sechs Jahren kontinuierlich auf aktuell rund 1,3 Millionen Fahrzeuge an, dennoch ist der Anteil mit 3,9 Prozent zugelassenen rein elektrischen Autos am gesamtdeutschen Pkw-Bestand weiter gering.
Häufig stellen sich Autofahrer die gleichen Fragen: Wie weit kom­me ich mit einer Akkuladung? Wie lange dauert das Aufladen? Wie langlebig sind Auto und Akku? Und nicht zu vergessen: die nicht gera­de geringen Anschaffungskosten, egal ob für einen Kleinwagen oder ein SUV.
Die e-Motion Days in Potsdam
Einige der Testwagen der VW-Modelle in Potsdam.
Bild: AUTO BILD / Nele Klein
Für AUTO BILD und Volkswagen Grund genug auf den AUTO BILD e­-Motion Days Licht ins Dunkel der E­-Mobilität zu bringen und so durch den direkten Praxistest, die Vorbehalte und Mythen gegenüber elektrifizierten Fahr­zeugen zu entkräften. "Einfach und unkompliziert" lautete im Aktionszeitraum vom 22. Juni bis zum 5. August 2023 das Motto. 
Nach der Anmeldung am Aktionsstand, bei der man nur sei­nen Führerschein und Personal­ausweis vorzeigen musste, durften die Interessierten direkt auswählen, welches der Fahrzeuge sie gerne testen möchten. Dann gab es gleich am Auto eine kurze Einfüh­rung der Experten – und schon konnte es losgehen.

Bildergalerie

Anke mit dem ID.3
Sina und Jürgen mit dem ID.5
Setareh und Alexander mit dem ID.3
Kamera
Das sagen unsere Testfahrerinnen und Tesfahrer
Bei einer 30­-minütigen Probe­fahrt an unseren sechs Stationen Hamburg, Lüneburg, Nürnberg, Bielefeld, Potsdam und Frankfurt konnten die Volkswagen­-Mo­delle ID.3, ID.4 und ID.5 auf Herz und Nieren getestet wer­den. Dabei war die Strecke indivi­duell wählbar – von der City über die Landstraße bis hin zur Autobahn. So konnten die Autos unter verschiedenen Bedingungen getestet werden. (Alle Beiträge rund um die AUTO BILD e-Motions Days finden sie hier.) 

So kommen die ID-Modelle bei den Testern an

Besonders beliebt über alle Sta­tionen hinweg: der aufgefrischte ID.3. Der Nachfolger des e­-Golf kam 2020 auf den Markt und er­hielt erst kürzlich ein Facelift. Dadurch stieg seine Reichweite auf bis zu 559 Kilometern (WLTP) an. Vor allem im urbanen Bereich ist der Kompakte der perfekte Begleiter. 
Aber auch ID.4 und ID.5 kommen gut an. Beim De­sign liegt der ID.5 weit vorn: Die sportliche Linienführung und die Karosserieform des SUV­-Coupés treffen den Zahn der Zeit. Der etwas weniger sportliche Bruder, der ID.4, steht aber keines­wegs im Schatten. 
Mit der Top­variante GTX sind viele unserer Testerinnen und Tester unterwegs und begeistert von der ansatzlosen Beschleuni­gung gepaart mit dem guten Komfort. Beson­ders häufig gelobt werden die Sitze der Fahrzeuge. Mit Komfortfunktion sind diese elektrisch verstellbar und verfügen über eine Massage­funktion – so bequem kann Autofahren sein. 
Der ID.3 in Bielefeld
Der ID.3 weckt großes Interesse bei den Passanten in Bielefeld.
Bild: AUTO BILD / Nele Klein
Aber nicht jeder lässt sich leicht von den VW­-Modellen oder der Elektromobilität im Allgemeinen überzeugen. "Die Endverbraucher sind durchaus kritisch und wollen es ganz genau wissen. Eine einfache WLTP­-Reichweitenangabe nach Hersteller reicht ihnen nicht aus", erzählt David vom e­-Motion­-Days­-Expertenteam. "Jaja, die Reich­weite stimmt nur, wenn ich alle Verbraucher ausschalte!", hat der ein oder andere Tester kritisch anzumerken. Selbstverständlich ist die Reichweite von der eigenen Fahr­weise und gewissen äußerlichen Bedingungen wie der Lufttemperatur abhängig. 

"Ist zu dem Zeitpunkt meiner Ladepause auch eine Ladesäule frei?"

Für positive Stimmung sorgt bei einigen Testern jedoch die praktische Energierückgewin­nung der Autos durch Rekuperation beim Bremsen. Generell sind bei unseren Tes­tern die Bedenken zur Ladeinfra­struktur am größten. Dabei geht es nicht unbedingt um die Frage: "Wie oft muss ich bei einer Lang­strecke laden?" Vielmehr steht im Fokus: "Ist zu dem Zeitpunkt meiner Ladepause auch eine Ladesäule frei?" Oder: "Sind die Gegebenhei­ten für das Laden zu Hause und die Installation einer Wallbox überhaupt da?" Daher bevorzugen mehrere unserer Tester vor dem Kauf eines E­-Autos die Anschaffung eines Hybridautos und einer Solaranlage für das po­tenzielle Laden zu Hause. 
Andere wiederum überfordert schlicht die neue Technik in den Autos, nichts funktioniert mehr "mechanisch", und die Autos seien nicht "solide" genug. Den Verbrennungs­motor verbinden viele Autolieb­haber nach wie vor mit Emotio­nen, umso schwerer fällt dann der Verzicht darauf.

Interview mit Verkaufsleiter Daniel Schmiedel vom VW-Autohaus Babelsberg in Potsdam zum Thema Elektromobilität

Wie hoch ist der Verkaufs­anteil von E­-Autos bei Ihnen?
Bereits ein knappes Viertel bis zu einem Drittel macht bei uns der Verkauf von rein elektrischen Fahrzeugen aus. Die gehen vor­rangig hier in der Region weg, also Potsdam und Umland bis nach Berlin. Darunter viele Bewoh­ner und Besitzer von Reihenhäu­sern und Eigenheimen.
Daniel Schmiedel mit dem ID.5
Verkaufsleiter Daniel Schmiedel vom VW-Autohaus Babelsberg in Potsdam.
Bild: AUTO BILD / Nele Klein
Sind die Käufer daher ten­denziell auch etwas älter?
Das würde ich gar nicht ein­schränken, es ist durch alle Altersschichten durchmischt. Bis zu 80 Jahren ist alles dabei.

Wo ist die Akzeptanz und Nutzung von Elektroautos am größten?
Ganz klar im urbanen Bereich. Selbst bei einer kleinen Batterie mit einer Reichweite von ca. 200 Kilometern kommt man
innerhalb der Stadt gut eine Woche mit einer Ladung aus.
Was ist die größte Sorge bei den Menschen hinsichtlich der Anschaffung eines Elektroautos?
Es ist nicht die Angst, dass man überhaupt unterwegs laden muss, sondern die Frage, wie ist die Wartezeit an der Ladesäule. Viele wissen nicht, dass es rie­sige Ladeparks mit 20 oder mehr Ladepunkten gibt. Sie befürchten, dass sie
zum Aufladen Schlange stehen müssen.
Was empfehlen Sie vor dem Kauf eines Elektroautos?
Die erste Frage sollte sein: Kannst du entweder bei der Arbeit oder zu Hause laden? Und zwar nicht eventuell, sondern auf jeden Fall. Selbst wenn es mit der Wall­box nicht auf Anhieb klappt. Dann entsteht auch keine Kaufreue.

Hinweis
Das komplette Interview finden Sie
Nele Klein

Fazit

Interesse an der Elektromobilität ist da – aus eigener Motivation heraus mit Hinblick auf die eigene Nachhaltigkeit. Entscheidend für den Erfolg der E-Mobilität wird sein, dass die Hersteller die Verbraucher zum E-Auto-Testen bekommen.