Viele Hersteller setzen wieder auf den klassischen Alkoven. Warum? Das hat AUTO BILD REISEMOBIL anhand des neuen Etrusco untersucht.
Alkoven-Modelle sind so etwas wie die Urgesteine der Reisemobil-Geschichte. Man könnte aber auch sagen, die letzten Dinosaurier, lassen sich doch in den letzten Jahren Kastenwagen und Teilintegrierte viel besser verkaufen. Alkoven-Aufbauten machten laut Caravaning Industrie Verband (CIVD) im Jahr 2018 nur 16,9 Prozent der Reisemobil-Produktion in Deutschland aus. Trotzdem werden Alkoven wieder vermehrt angeboten. Ein wesentlicher Grund ist die hohe Nachfrage nach familientauglichen Vermietfahrzeugen. Das hat auch Etrusco erkannt, die junge italienische Marke der Erwin Hymer Group. Bis zu sechs Personen sollen im A 7300 DB, der ab 46.399 Euro startet, Platz finden. Dazu viel Stauraum fürs Gepäck, verpackt in modernem Ambiente. Ob das beim Kunden ankommt und was man mit so einem Alkoven alles anstellen kann, haben wir in unserem Praxistest mit drei verschiedenen Anwendungsgebieten ausprobiert:
Das Familienmobil: Kindertauglicher Praxistest
Philipp (11) und Johannes (13) sind sich einig: "Das Alkovenbett ist super zum Schlafen oder Spielen!"
"Boah, ist der groß!" – Johannes (13) und Philipp (11) kommen aus dem Staunen gar nicht raus, als sie den Etrusco-Alkoven erkunden. Keine Schublade und kein Staufach ist vor den beiden sicher. Noch bevor die Eltern das Wohnmobil betreten haben, sind die beiden in die Heckgarage gekrabbelt und haben natürlich sofort die Durchgangstür zum Wohnraum entdeckt. Normalerweise verreist die Familie in einem VW T3 mit Carthago-Ausbau von 1985. Doch statt Bulli gibt es heute eine Nacht im neuen Alkoven für die vier. Ganz besonders hat es den beiden Jungs das Alkovenbett angetan. Dort kann man durch den Vorhang ganz ungestört von den Eltern spielen. Und wie toll erst das Alkovenfenster ist! Hier haben die beiden alles im Blick, was auf dem Campingplatz passiert. Mutter Cathrin fällt etwas ganz anderes auf: "In diesem Reisemobil ist einfach zu viel Platz! Ich weiß gar nicht, wer so viel Platz braucht. Oder nehmen andere Urlauber einfach viel mehr mit als wir?" Die Dachstauschränke sind auch in der Nacht Gesprächsthema. Denn für Vater Andreas hängen sie viel zu tief über dem Doppelbett im Heck. Ansonsten hat die Testerfamilie die erste Nacht im großen Wohnmobil gut geschlafen. Am nächsten Morgen sind die Jungs vor den Eltern wach und toben draußen rum. Das haben alle Nachbarn mitbekommen, denn: "Die Lautstärke der Tür beim Zuschlagen würde mich auf Dauer echt wahnsinnig machen. Warum lassen sich Aufbautüren nur mit viel Schwung schließen?", fragt Mutter Cathrin. Zum gemeinsamen Frühstück sind die Jungs schnell wieder da. Dann heißt es Abschied nehmen vom Alkoven, die nächsten Tester warten schon. Das Fazit der Familie: ein schönes Wohnmobil, einfach perfekt für vier Personen. Ein paar weniger Stauschränke würden daher immer noch vollkommen ausreichen.
Falls es draußen mal zu frisch ist, wird die Party eben nach drinnen verlegt. Übernachtungsplätze gibt es auch genug.
"Was? Ihr habt gerade ein großes Reisemobil zum Testen? Da wollen wir unbedingt mitmachen!", rufen die Kolleginnen Adele Moser und Lisa Busse begeistert. Schon seit Wochen war ein Mädelsabend geplant. Dann findet er eben im Reisemobil statt! Vier Mädels, reichlich Weißwein und viel Zeit zum Klönen. Mehr braucht es nicht für einen perfekten Abend. Doch statt zu Hause wird auf dem Stellplatz Elbepark Bunthaus vor den Toren Hamburgs gefeiert. Das Wichtigste ist schnell und sicher an Bord verstaut: Essen, Trinken und der Grill. Serienmäßig ist ein 113 Liter großer Kühlschrank mit an Bord. Reicht der nicht, bietet Etrusco aber auch noch ein größeres Exemplar mit 167 Litern an, das schlanke 699 Euro extra kostet. Nachdem die Sonne untergegangen ist und die letzten Steaks vom Grill vertilgt sind, wird es draußen ziemlich kühl. Also wird die Party kurzerhand nach drinnen verlegt. Zum Glück ist eine Truma Combi 6 serienmäßig an Bord. So wird es schnell schön warm im Mobil, und die Party geht nahtlos weiter. Besonders gemütlich wird es in der Sitzgruppe. Selbst nach stundenlangem Sitzen ist es auf den Polstern immer noch bequem. Doch irgendwann ist auch der schönste Mädelsabend zu Ende, und es ist Zeit zum Schlafen. In der Nacht können sowohl das Heckquer- als auch das Alkovenbett durch einen Stoffvorhang abgetrennt werden. So schlummern je zwei der Freundinnen ungestört. Und am nächsten Morgen? Während Adele das große Badezimmer als Wellnesstempel nutzt, beseitigen die anderen die Spuren der letzten Nacht. Dabei fällt der Gasherd mit den gusseisernen Topfträgern als besonders praktisch auf – weil er sich als sehr stabil und pflegeleicht erweist. Und wie fällt das Resümee der Mädels aus? Für einen Ausflug mit Freunden ist der geräumige Alkoven bestens geeignet.
Das Sport- und Büromobil: Beruflich auf Reisen
Freizeitsportler werden ihre Freude an der riesigen Heckgarage haben. Hier ist Platz für Fahrräder und sonstige Sportgeräte.
Bei Camping denken viele vor allem an Sonne, Strand und Urlaub. Aber immer mehr Menschen nutzen ihr Reisemobil auch beruflich. Die Vorteile liegen auf der Hand: Statt eines anonymen Hotelzimmers warten auf Dienstreisen familiäre Campingplätze mitten in der Natur. Statt eines langweiligen Buffets gibt es eigenes Essen aus der Bordküche, und statt eines Fitnessraums mit stickiger Luft gibt es nur wenige Meter vom Mobil entfernt Natur und Seen zum Sporttreiben. Aber was macht ein gutes Büromobil aus? In erster Linie viel Platz zum Arbeiten. Aber ebenso wichtig sind gute Fahreigenschaften. Schließlich ist man auch lange Strecken auf der Straße unterwegs. Und schlussendlich muss die Inneneinrichtung gemütlich und komfortabel sein, denn der Businesscamper verbringt sowohl seine Arbeits- als auch Freizeit im Mobil. Also höchste Zeit für Redakteurin Helene Schmidt, den Selbstversuch zu wagen. Der getestete Etrusco-Alkoven hat durch das Tiefrahmenchassis und ein gut abgestimmtes Fahrwerk eine hervorragende Straßenlage. Die sonst für Alkoven typische Tendenz zum Wanken ist bei unserem Testmobil kaum spürbar. Super! Bei der Motorisierung zeigt sich, dass 130 PS zu wenig Power für das 7,25 Meter lange Reisemobil sind. Empfehlenswert ist die 150-PS-Variante, die bei Etrusco 1849 Euro extra kostet. Serienmäßig ist die Heckgarage mit 1,20 Meter Innenhöhe, in der gaaanz viel Platz für Campingmöbel, Grill und Sportequipment ist. Aber im Fahrzeug ist nicht nur Platz für zusätzliches Gepäck, sondern auch für groß gewachsene Menschen. Die Innenstehhöhe beträgt 2,10 Meter. Was für ein tolles Raumgefühl! Durch die wohnliche und warme LED-Innenbeleuchtung wird es zusätzlich aufgewertet. Der Dienstreise-Praxistest beweist, dass der Etrusco-Alkoven durchaus als praktikables Büromobil taugt.Fazit von Helene Schmidt: Etrusco legt den klassischen Alkoven mit dem neuen A 7300 DB alles andere als altbacken aus. Besonders gut gefallen uns großzügiges Raumgefühl, modernes Innendesign und ordentliche Verarbeitungsqualität. Für unter 50.000 Euro bietet Etrusco ein geschmackvolles und praktisches Mobil an. Mit dem können nicht nur Familien, sondern auch Paare, die viel Besuch bekommen, oder Freizeitsportler mit viel Gepäck richtig glücklich werden. Urteil: vier von fünf Punkten.