Normalerweise haben moderne, starke Dieselmotoren den Vorteil, dass sie flotte Fahrweise bei überschaubarem Verbrauch erlauben. Das ist gut fürs Budget – und auch ein bisschen fürs Öko-Gewissen. Bei der jüngsten Dieselversion von Audis Groß-SUV Q7 steht der Spargedanke weniger im Vordergrund: Sie soll diejenigen Käufer ansprechen, die einfach das dickste und drehmomentstärkste Ding haben wollen, das der Markt hergibt. Sicher liegt der Verbrauch des sechs Liter großen Diesels bedeutend niedriger als der eines 500 PS starken Benziners, aber das werden die Käufer, die Audi mehrheitlich in Russland und den Scheichstaaten des Nahen Ostens wittert, wohl primär nur deshalb schätzen, weil man den 100-Liter-Tank nicht so oft nachfüllen lassen muss.

Wie ein Schwergewichtsboxer: gewaltig stark und dazu reaktionsschnell

Audi Q7 V12 TDI
Eine reine Vernunftentscheidung ist der Kauf eines Q7 V12 TDI also wohl nicht. Sicher einer der Gründe, warum ihn Audi unter der Regie der Sport-Tochter quattro GmbH laufen lässt, die für die besonders sportlichen Autos mit den vier Ringen zuständig ist: Autos, die alle eher mit Faszination denn mit Finanzierbarkeit brillieren. Trotz seiner gut 2,6 Tonnen Leergewicht gibt das Q7-Flaggschiff die Rolle des Sportwagens auf seine Art recht überzeugend – jedenfalls, was die Performance angeht. Natürlich bewegt sich ein Auto, dessen Gesamtgewicht beim Siebensitzer schon bis auf 95 Kilo an die 3,5-Tonnen-Führerscheingrenze heranreicht, nicht mit der Behändigkeit eines Florettfechters; aber der bullige Bayer wälzt sich auch nicht mit der Schwerfälligkeit eines Sumoringers über die Straßen. Ein Boxschwergewichtler ist die passende Entsprechung: gewaltig stark und dazu reaktionsschnell.

Ist der Schub erst einmal da, fällt er wahrhaft brachial aus

Audi Q7 V12 TDI
Der große Diesel – nicht nur in Hubraum und Nennleistung, sondern vor allem im Drehmoment der weltstärkste Diesel in einem Serien-Pkw – kämpft zwar beim Anfahren wie alle Großdiesel erst mit seiner Abgasentgiftung und nimmt sich nach dem Durchtreten des Pedals rund anderthalb Sekunden Zeit für den Aufbau des Turboschubs. Wenn der dann aber da ist, fällt er wahrhaft brachial aus. Unter kernigem Röhren, bei dem man weder an einen nagelnden Diesel noch an einen vornehm summenden Zwölfzylinder denkt, reißt der Motor an den Rädern, dass man schier um die Antriebswellen fürchtet. Die Automatik per Handschalteingriff oder Wählhebelstellung S zu erhöhten Drehzahlen zu zwingen, wirkt zwar nicht sonderlich souverän, bringt aber etwas Reaktionsgeschwindigkeit, wenn man etwa aus einer Passstraßenkurve herausbeschleunigt. In der Kehre selbst wird das Gewicht allerdings spürbar: Abruptes Einlenken mag der mächtige Zwölfender nicht, er schiebt dann über die Vorderräder. Bergab beruhigt die Standfestigkeit der Bremsen. Dass man bisweilen dennoch feuchte Hände bekommt, liegt weniger an mangelnder Bremswirkung der riesigen Karbonscheiben als vielmehr daran, dass man eigentlich schon wieder viel zu schnell unterwegs ist.

Von

Thomas Rönnberg