Fahrbericht Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport
Der Zeitraffer

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Im Rekordtempo quer durch Italien – vom Mittelmeer zur Adria – am Steuer des stärksten, schnellsten und teuersten Open-Air-Sportwagens der Welt: Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport. Eine exklusive Ausfahrt mit über 1000 PS.
Wir durchschneiden den italienischen Stiefel mit Start in Ladispoli nördlich von Rom und Ziel in Pescara südlich von Ancona. 266 Kilometer Strecke, das Navi berechnet zwei Stunden, 30 Minuten. Das müsste doch locker zu unterbieten sein – mit 16 Zylindern und 1001 PS als absolut konkurrenzlose Kraft-mal-Weg-Zehrung. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Der Morgenstau rund um Rom kostet 70 Minuten und Nerven für ein halbes Autoleben. Statt das Pendlervolk nach Strich und Faden zu verblasen, verfängt sich der Bugatti im Scharmützel der Ducatos, Cinquecentos und Taxis wie die Fliege im Spinnennetz. Nichts geht mehr: Während die Tifosi Baseballkappen und Fotohandys schwenken, klettert die Kühlwassertemperatur im Grand Sport Richtung roter Bereich.
Das abnehmbare Dach verteuert den Wagen von 1,31 auf 1,66 Millionen Euro

Der mächtige W16 im Bugatti-Heck hört sich an wie ein startender Jet

Trotz 102 Kilo Mehrgewicht beschleunigt auch der Roadster wie ein Wesen von einem anderen Stern: 0-100 km/h in 2,7 Sekunden, 0-200 km/h in 7,3 Sekunden, 0-300 km/h in 16,7 Sekunden. Bei 220 km/h fährt der Heckflügel in Positur, und die Klappen der Frontdiffusoren öffnen sich. Das erhöht den Abtrieb an der Hinterachse auf 350 Kilo. Wenn jetzt da vorn der silberne Marea ausschert, dann muss die Luftbremse mithelfen und den Luftwiderstand blitzschnell auf cw 0,68 nahezu verdoppeln. Kurz vor Pescara fängt es an zu stürmen, zu regnen, zu gewittern. Weil das Spinnendach aufmuckt, suchen wir Schutz an einer Tankstelle. Auf dem Weg dorthin fährt sich der Veyron wie ein Jetski, denn die Reifen mit nur vier Millimeter Profiltiefe haben ihre liebe Not mit Aquaplaning. Auf den engen Landstraßen der Coppa-Acerbo-Route rund um Pescara fühlt sich der Bugatti so wohl wie ein Hai im Goldfischglas, doch nach einem kurzen Abstecher ans Meer winkt schon wieder die Autostrada Richtung Rom – diesmal ohne Netz und doppelten Boden.
Nur blöd, dass auf zwei 50-km-Abschnitten per Section-Control-Radar die auf 130 km/h beschränkte Durchschnittsgeschwindigkeit ermittelt wird. Was tun? Neun Zehntel volle Kanne, dann ab in die nächste Area Servizio auf einen Caffè lungo. Das verhagelt zwar den Schnitt, aber die Zeit auf der einen oder anderen Sonderprüfung reicht trotzdem locker für das Guinness Buch der Rekorde.
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