Es ist die Frage, die Motorrad- und Autofahrer auf ewig spaltet: zwei oder vier Räder? Uneingeschränkte Agilität und Freiheit oder Souveränität und Sicherheit? Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Also drei Räder? Warum nicht. Ein Trike? Ganz nett, aber technisch nicht so ganz auf der Höhe der Zeit. Die technisch überaus anspruchsvolle Alternative kommt aus Kanda und hört auf den klangvollen Namen BRP Can-Am Spyder RT-S SE5 991. Zwei Räder vorne, eins hinten. Y-Design nennen die Kanadier die Bauform, die ihren Ursprung in den Bergen und auf dem Meer hat. BRP baut als inzwischen selbständiger Teil des Bombardier-Konzerns seit 60 Jahren Motorschlitten (Ski-Doo) und Wasserflitzer (Sea-Doo).
Can-Am Spyder Tourer (RT) grau Dreirad
Dick bepackt: Der Tourer schleppt vier große Staufächer mit sich herum. Macht unterm Strich 155 Liter Stauraum.
Bild: BRP
Und seit 2007 das Ganze für die Straße. Warum? "Weil’s Spaß macht", sagt Lüder Eckhoff (Scholly) vom Can-Am-Stützpunkt Scholly’s, während er mich in die fahrdynamischen Eigenheiten des Can-Am Spyder einweist. Von der Freiheit eines Motorrads erzählt er, von der Sicherheitstechnik eines Autos und natürlich vom für Motorradfahrer ungewöhnlichen Kurvenverhalten. "Du musst mit den Armen lenken, nicht mit Gewichtsverlagerung!" Schon klar, denke ich, drehe lässig am Handgas und niete im Slalom gleich mal die ersten Hütchen um.  Zuhören war noch nie meine Stärke. Und weil das bei den meisten männlichen Fahrern so ist, lässt man bei Can-Am niemand ohne ordentliche Einweisung auf die Piste – trotz serienmäßigem ABS, Stabilitäts- und Traktionskontrolle und Servolenkung.

Can-Am Spyder IAA 2011

Mehr Informationen zum BRP Can-Am Spyder

Die aktuellsten Informationen gibt es auf der offiziellen Internetseite von BRP Deutschland.
Hier finden Sie einem Can-Am-Stützpunkt in Ihrer Nähe: Handlersuche.

All-inclusive-Special zur IAA

Zur IAA (BRP-Stand in Halle 8, Stand D08) lockt BRP Deutschland mit einem ganz besonderen Angebot: Neben einer Verlängerung der Fahrzeuggarantie und der sogenannten Roadster Assistance (eine Art Schutzbrief) sind auch die Treibstoffkosten für 3.000 Kilometer im aktuell gültigen Listenpreis mit drin. Das Angebot gitl vom 15.09.2011 bis zum 15.10.2011.
Die ganze Sicherheitstechnik kann allerdings nicht verhindern, dass es einige Kilometer braucht, bis aus dem platonischen Testfahrer-Testfahrzeug-Verhältnis eine Art Liebesbeziehung wird. Das liegt natürlich am herrlich rotzigen Rotax-V2, der etwas mehr als 100 PS an die Hinterradschwinge schickt. Die reichen locker, um den rund 450 Kilo schweren Spyder schneller zu beschleunigen, als das mein Autofahrer-Herz verkraftet. Alles nicht so einfach. Handgas links, Fußbremse rechts – der Spyder verlangt von seinem Fahrer die volle Aufmerksamkeit, erst recht,  wenn der "nur" einen Autoführerschein in der Tasche hat. In weiser Voraussicht hat mir Scholly einen Tourer mitgegeben. Der verwöhnt mit einem superbequemen Sozius-Sessel, beheizten Handgriffen für den Passagier, Tempomat, iPod-Anschluss, großen Gepäckfächern und einer riesigen verstellbaren Frontscheibe. So werden auch Autobahn-Etappen erträglich, auch wenn’s bei 155 Sachen echt zugig wird. Jammerei, über die Motorradfahrer nur milde lächeln können, aber hey, hunderte Kilometer auf so einem Bock sind schlicht anstrengend.
Kilometer fressen muss manchmal eben sein, so richtig zu Hause fühlt sich der Spyder aber nur auf kurvigen Landstraßen. Mit brutalem Speed auf die Kurve zu, voll in die Eisen, mit dem linken Zeigefinger die Fünfgang-Halbautomatik um zwei Gänge runter schnippen, einlenken und unter wildem Gebrüll aus der Kurve raus – und das alles ohne spürbare Seitenneigung. Gewöhnungsbedürftig, aber herrlich. Thema gewöhnungsbedürftig. Das sind auch die kleinen Probefahrt-Gutscheine, die Scholly mir ins kleine Fach überm Tank gepackt hat. "Du wirst sie brauchen", meinte er zum Abschied. Der Mann weiß, wovon er spricht. Einmal parken in den Hamburger Hafen City, zehn Kärtchen weg. Und jede Menge Zeit. Die braucht man, um die vielen Fragen zu beantworten. Die nach den Einsatzmöglichkeiten für so einen Can-Am Spyder zum Beispiel. Dabei ist die Antwort so einfach: "Für alles, außer den Alltag!"

Von

Jochen Knecht