Ich weiß ja nicht, was Sie auf dem Foto oben sehen, aber ich erkenne ein großes Fragezeichen, das auf uns zurollt. Das Fragezeichen gilt weniger dem Auto (das kommt sowieso nicht) als der Technik darin: Denn die Studie Hypnos fährt mit Diesel-Hybrid. Allein die Tatsache, dass bei Citroën ein Elektromotor mit einem Selbstzünder unter der Blechdecke steckt, verdient ein Ausrufezeichen. Diesel-Hybrid! Diese scheinbare Ideallösung unter den Zwittern fehlt selbst den Hybrid-Pionieren aus Japan im Programm – zumindest bei den Pkw. Vielleicht weil sie bislang keine Antworten auf die drei brennenden Fragen gefunden haben: Wo sind die Vorteile? Funktioniert das technisch wirklich? Wer soll das bezahlen?

Wenn der Tacho im psychedelischen Cockpit rot leuchtet, läuft nur der Diesel

Citroën DS5 Hypnos
Entwicklungsingenieur Denis Ciapa beschäftigen ganz andere Sorgen. Er bewegt den Hypnos zügig auf der Teststrecke CERAM in Mortefontaine bei Paris, um die Batterie im Heck aufzuladen. 80 km/h steht auf der Kristallkugel im psychedelisch gestalteten Cockpit, außerdem leuchtet der Tacho rot. Was nach einer Wohlfühl-Farbtherapie für Gestresste aussieht, signalisiert dem Fahrer, dass gerade der 200 PS starke Diesel läuft. Und zwar allein, ohne den auf die Hinterachse verpflanzten 50 PS starken Elektromotor. Was kaum zu überhören ist. Ohrenbetäubend laut rattert der Vierzylinder im 4,90-m-Sport-Geländewagen-Crossover, als wüte eine Herde Elefanten unter der Carbon-Motorhaube. Spätestens jetzt ist jeder desillusioniert statt hypnotisiert. Klingt so die Zukunft? Ingenieur Ciapa lächelt die Bedenken freundlich weg und schiebt als Erklärung nach: "Da steckt kein Dämmmaterial drin!" Schließlich geht der Hypnos, die viel beklatschte Studie vom Pariser Automobilsalon 2008, nie in Serie. Im Gegensatz zum Dieselhybriden, der in ihr steckt.

Im Peugeot 3008 und im DS5 von Citroën soll der Hybrid laufen

Obwohl der Selbstzünder diesen Antrieb deutlich teurer macht als einen vergleichbaren Benziner- Hybriden, wollen die Franzosen ihn in zwei Modellen bringen: und zwar im aktuellen Peugeot 3008, außerdem im DS5 von Citroën. Den halten die Franzosen noch streng unter Verschluss, Informationen zur Mittelklasse gibt es als wohldosierte Infusionen tröpfchenweise. Bislang sickerte durch, dass Citroën die neue Designlinie extravaganter Wundertüten DS nennt. Die soll mit teurem Leder à la carte und kunstvollen Details dem Markenslogan "Créative Technologie" gerecht werden. Beim Projekt DS5 ziehen die Kreativen wie bei der Ex-Studie Sportlounge eine vanartige Dachlinie über 4,42 Meter, der eigentliche Clou steckt im Innenraum mit variablen Einzelsitzen im Fond – und natürlich noch tiefer, da wo es um den Antrieb geht. Eine Nickel-Metallhydrid-Batterie nimmt im Heck etwa den Platz von drei Schuhkartons in Anspruch, ihre Energie reicht für eine Drei-Kilometer-Fahrt im reinen Elektro-Modus bei maximal 50 km/h.
Die zwangsverheirateten Aggregate sollen im Schnitt auf einen Spritverbrauch von 4,5 Liter Diesel kommen. Das entspricht genau dem von der Europäischen Union anvisierten Richtwert von 120 Gramm CO2. Diesem Ziel nähert sich der Hypnos auf der Teststrecke schleichend an. Momentan leuchtet der Swarovski-Tacho grün. Grün heißt gut, weil der Elektromotor den 1800 Kilo schweren Brocken kurzzeitig allein und abgasfrei bewegt. Technisch bedeutet das: Der Citroën fährt mit Heckantrieb! Und springt der Verbrenner vorn mit an, haben die Franzosen sogar ihren ersten eigenen Allradler! Der C-Crosser ist ja nur ein umgeklebter Mitsubishi ... Schöne Träume. Aber ob die Kunden für diese Extravaganz geschätzte 4000 Euro mehr bezahlen würden? Diese Summe fährt kein Diesel-Hybrid wieder ein, nicht mal bei zig Weltumrundungen. Weshalb viele Hersteller ihre Zwitter-Pläne ad acta legten.
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Fazit

von

Margret Hucko
Technisch gibt es kaum Zweifel, dass der Citroën Diesel-Hybrid funktioniert. Die größten Fragen wirft die Kosten-Nutzen-Rechnung auf. Ein Selbstzünder ist deutlich teurer als ein Benziner, die Ersparnis des Zwitters im Vergleich zum HDi nur gering. Wer zahlt dafür 4000 Euro extra?

Von

Margret Hucko