Fahrbericht Gumpert Apollo
Die deutsche Rakete

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650 PS, 360 km/h, 285.000 Euro: Klingt nach Ferrari, kommt aber aus Thüringen. Der Gumpert Apollo ist ein Supersportwagen made in Germany. Bitte anschnallen – es geht in die Umlaufbahn.
Zugegeben, der Vergleich hinkt. Und fair ist er auch nicht. Doch wer seinen Sportwagen Apollo tauft, kommt am gleichnamigen Raumfahrtprogramm der NASA nur schwer vorbei. Als sich die US-Amerikaner anschickten, den Weltraum zu erobern, hatten sie den Schub von 160 Millionen PS im Rücken und erreichten Spitzengeschwindigkeiten von 39.000 km/h. Die erdgebundene Ausgabe von Roland Gumpert aus Thüringen muss mit 360 km/h und 650 PS auskommen. Damit leistet der Apollo kaum mehr als allein die Turbine zum Verdichten des Treibstoffs in einer Rakete. Doch der Mittelmotor-Sportler aus Altenburg will schließlich auch nicht in den Weltraum durchstarten, sondern vor allem die Rennstrecken dieser Welt erobern. Wer ist dieser Roland Gumpert, der sich den Traum vom eigenen Supersportwagen erfüllt hat? In den 80ern war Gumpert Motorsportleiter bei Audi und gewann für die Ingolstädter viermal die Rallye-Weltmeisterschaft.
Der Apollo umklammert seinen Piloten wie ein Schraubstock

Die Geräuschkulisse klingt nach kapitalem Motorschaden

Bei getretenem Kupplungspedal meldet sich die Zweischeibenkupplung ebenso zu Gehör wie die schwimmend gelagerten Bremsscheiben, bevor sie Betriebstemperatur erreichen. Normalfahrer kann das verunsichern, abgebrühten Motorsportlern fällt diese Geräuschkulisse wahrscheinlich nicht mal auf. Die brachiale Leistung des Apollo kann dagegen niemandem verborgen bleiben. Bevor man sie erleben darf, gilt es aber ein paar Dinge zu beherzigen. Je nach Witterung sollte die Traction Control angepasst werden. Vier bis fünf Prozent Schlupf lässt der Apollo immer zu, über einen kleinen Drehknopf und Monitor in der Mittelkonsole lässt sich dieser Wert um bis zu 25 Prozent steigern – doch dann sollten sowohl Wetter als auch Fahrer in idealer Verfassung sein. Im Klartext: Sonne, mindestens 20 Grad und am Steuer ein Pilot mit Rennerfahrung. Immerhin schmachten in der deutschen Rakete 650 PS, die fast ohne elektronische Notfallversorgung auf die Hinterräder losgelassen werden. Und die könnten angesichts solcher Gewalten schon mal jegliche Haftung ablehnen – trotz der megafetten Dimension von 345/35 ZR 19.
Die ersten Fahrversuche enden mit abgewürgter Maschine

Wie sich AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka beim zweiten Fahrversuch anstellt, was Firmenchef Roland Gumpert über die finanziellen Probleme bei der Gumpert Sportwagenmanufaktur in Altenburg sagt und wie sich ein Gumpert-Kunde kritisch über seinen Apollo äußert – das alles und noch viel mehr lesen Sie in der aktuellen AUTO BILD 49/2007.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka
In meinem Leben als Autoredakteur habe ich schon einiges erlebt. Etwas so Abgedrehtes wie der Gumpert Apollo war bisher aber noch nicht dabei. Der Sportwagen aus Altenburg sieht nicht nur wahnsinnig scharf aus, er fährt sich auch wie ein reinrassiger Rennwagen. Was er ja schließlich auch ist. Nur eben mit Straßenzulassung. Der absolute Wahnsinn. Egal wie das Geschäft läuft: Schön, dass es so etwas gibt.
Technische Daten Gumpert Apollo: V8, Bi-Turbo, Mittelmotor • fünf Ventile pro Zylinder • Hubraum 4163 cm³ • Leistung 478 kW (650 PS) bei 6500/min • max. Drehmoment 850 Nm bei 4000/min • Hinterradantrieb • sequenzielles Sechsganggetriebe • Doppelquerlenker, voll einstellbare Feder-Dämpfer-Einheiten über Pushrods betätigt, Querstabilisator • innenbelüftete Scheibenbremsen, 380 mm Durchmesser • Reifen 255/35, 345/35 ZR 19 • Räder 10/13 x 19" • L/B/H 4460/1998/1114 mm (ohne Lufteinlass) • Radstand 2700 mm • Leergewicht 1200 kg • Tankinhalt 120 l • Zuladung 200 kg • Beschleunigung 0–100 km/h in 3,0 Sekunden • Spitze 360 km/h • Preis: 285.000 Euro
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