Zwei Schritte vor, ein halber zurück – so fühlt sich der Fortschritt beim neuen Jazz an. Honda hat seinen Kleinwagen nicht radikal umgekrempelt, sondern in vielen kleinen Nuancen weiter entwickelt. Motto: Wie behandelt man seinen Bestseller, wenn das neue Stück vom Rotstift diktiert wird? Glücklicherweise kann der Kostendruck die geniale Grundidee des Japaners nicht verwässern: Auch der neue Jazz ist wieder ein wendiger (3,90 Meter kurz), hochmoderner Kleiner mit dem exakt richtigen Schuss Van-Gefühl. Man steigt ein und macht "ahhhh" – so hoch und weit weg ist das Dach. Die Frontscheibe rückte im neuen Jazz noch weiter nach vorne, gewachsene Dreiecksfenster verbessern die Sicht im sensiblen Blindflug-Bereich vorm Kotflügel.

Schon im Basismodell ist serienmäßig ESP an Bord

Wäre da nicht dieses billige Plastik im verwursteten, unübersichtlichen Cockpit, könnte dieser Japaner glatt als günstigere A-Klasse durchgehen. Denn es sind gerade die Best-Ager, die sich vom stillen Charme des variablen Viertürers anstecken lassen. Seine Rückbank bleibt ein genial einfacher Mechanismus: Sitzfläche aufklappen wie im Kino oder die ganze Bank flach umlegen mit nur einem Griff – das klappt nun noch besser, weil die hinteren Kopfstützen sich voll versenken lassen. Solche kleinen Verbesserungen entdeckt der Jazz-Freund immer wieder: die variable Fächertrennung im gewachsenen Kofferraum, das nun auch längsverstellbare Lenkrad oder das schon im Basismodel serienmäßige ESP.

Die Jazz-Gemeinde muss deutlich höhere Preise verkraften

Honda Jazz
Kein Zweifel, Honda hat die Klagen seiner ansonsten sehr zufriedenen Kunden erhört.
Umso schlimmer, dass einzelne Misstöne die Harmonie stören. So fühlt sich der neue VTEC-Motor nicht wirklich nach 100 PS an, zudem liegt der 1,4-Liter wieder einmal leistungsmäßig zu nahe am kleineren 1,2 Liter mit 90 PS. Die Lenkung arbeitet gefühllos; die Sitze sind zwar breit, jedoch mit fusselfressendem Velours bezogen. Zudem muss die Jazz-Gemeinde (darunter viele Zweitwagen-Fahrer) deutlich gestiegene Preise verkraften, wenn der Neue im November 2008 beim Händler steht. Ab 12.550 Euro kostet das Basismodell, erst ab der Version Trend für 14.550 Euro sind Klima, CD-Radio und Zentralverriegelung an Bord.

Auf moderne Spritspar-Technik wie eine Start-Stop-Automatik oder gar Direkteinspritzung verzichtet der selbst ernannte Technologieführer Honda noch. Immerhin steht eine Hybridversion am Horizont: Etwa 2010 soll der Jazz Elektro-Unterstützung bekommen.

Von

Joachim Staat