Fahrbericht VW Golf GTI
Der bringt den Fan in Fahrt

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Traditionell zündet der Golf GTI die VW-Szene an. Nun steht Nummer sechs bereit – mit 210 PS stärker als jemals zuvor. Wir testen Auto und Reaktionen. Mit dabei: der Golf-Club-Chef aus Wuppertal.
André Möhr fährt GTI – einen Dreier von 1994 mit 115 PS, außerdem einen siebenjährigen Vierer mit 180 PS. André Möhr lebt GTI – er ist Vorsitzender des Golf-Clubs Wuppertal. Und André atmet GTI – auf das Stichwort Tornadorot rattert er sofort den offiziellen Farbcode herunter. Ein Mann aus der Szene, den wir eingeladen haben, weil wir wissen wollen, wie nahe der sechste GTI dem Original kommt. "Sag uns, André, wie viel Geist des Urtyps steckt im neuen GTI?" Das Original, das war der VW-Paukenschlag von 1976. Eine Fahrspaß-Maschine, die sich aus dem Stand in Männerherzen katapultierte. Ehrliche, bezahlbare Großserientechnik mit 110-PS-Einspritzmotor und scharfem Outfit – davon zehrt VW bis heute, wie allein die rege Fangemeinde beweist. Einschlägige VW-Foren brodeln, die härtesten Anhänger rechnen in Kalenderwochen bis zur Auslieferung des neuen GTI.
Mit einem kleinen Trick wird der neue GTI zum Fest für die Ohren
André Möhr (26) kennt jede Schraube mit Vornamen, betet die Kennbuchstaben der Motoren herunter wie ein Mathelehrer komplizierte Formeln. Aber jetzt sitzt Möhr neben mir – und schert sich erst einmal überhaupt nicht um die Technik des neuen GTI. Er ist ganz angetan vom guten alten Sportgeist, den Volkswagen im Innenraum beschwört. Feine rote Nähte zieren Lederlenkrad und Schaltmanschette, Karostoff im Retrodesign schmückt die Sitze. Dazu der schwarze Dachhimmel, die integriert wirkenden Kopfstützen: "Volltreffer! Damit hat VW den GTI-Gedanken voll aufgenommen", urteilt der Kenner. Recht hat er, aber nötig hätte der neue GTI diesen historischen Fingerzeig nicht. Denn dem schnellen Sechser-GTI ist seine Mission vom allerersten Fahrtmeter anzumerken. Oder besser: anzuhören. Der Golf klingt nach großem Motorsport, wenn auch aufgrund eines kleinen Technik-Tricks. So hilft ein Verstärkerrohr im Motorraum dem grundsätzlich stimmschwachen Turbo-Vierzylinder beim Röhren. Egal, das Ergebnis plus Auspuffgrollen macht Laune.
Mit der neuen Quersperre XDS reißt die Haftung auch in Kurven nicht ab

So lecker der TSI ist – das DSG-Getriebe hinterlässt dagegen einen kleinen Beigeschmack. Es schaltet dank Doppelkupplung sensationell schnell hoch – allerdings auch dann, wenn der Fahrer es (noch) gar nicht will, wenn er stattdessen noch lieber im roten Bereich spielen würde. Und im Schiebebetrieb fehlt dann das zupackende Bremsmoment einer schnalzenden Kupplung – so rollt der GTI gefühlt wie im Freilauf bergab. Auch André Möhr würde lieber den Handschalter kaufen. Denn der ist zudem schneller und sparsamer, auch wenn es hier um Nuancen geht: Statt 238 km/h rennt der GTI mit Schaltgetriebe 240 km/h Spitze, mit 7,3 Liter Verbrauch ist er immerhin einen Zehntelliter genügsamer. Und: Er kostet mit 26.650 Euro rund 1900 Euro weniger als die DSG-Version. Das gesparte Geld geht am besten direkt in fünf Türen und ein anständiges Radio. Dann wird auch der Neue wieder ein Typ für jeden Tag. Stark und schnell ist er auf jeden Fall.
Technische Daten VW Golf GTI Vierzylinder, Turbo, vorn quer • Hubraum 1984 cm³ • Leistung 155 kW (210 PS) bei 5300 1/min • max. Drehmoment 280 Nm bei 1700 1/min • Vorderradantrieb • Sechsganggetriebe • 0–100 km/h in 6,9 s • Tankinhalt 55 Liter • EU-Mix 7,3 Liter Super/100 km • CO2 170 g/ km • Euro 5 • Spitze 240 km/h • Preis ab 26.650 Euro
Fazit
Der GTI trifft die Mitte zwischen Alltagsauto und Sportwagen, bietet beste Fahrleistungen, tolles Handling und feines GTI-Flair unter der bewährten Golf-Hülle. Meine Meinung: Besser geht's nicht.
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