Beim Ford-Treffen sprang das Virus über

Olaf Hein kann man auch als Spätzünder im positiven Sinn bezeichnen. Schließlich ist der Weißenborner mittlerweile 39 und gehört damit zu der etwas älteren Fraktion in der Ford-Szene. Das hat aber auch seinen Grund: Selbst mit 25 Jahren fuhr er noch stolz einen Trabi. Gleich nach der Wende war das Interesse an den westlichen Autos groß. Ein Escort Baujahr 1980 war der erste fahrbare Untersatz im Leben nach der DDR.

1994 hatten sich Olaf und Frau Gerit so langsam eingelebt und leisteten sich ein brandneues Escort-Sondermodell Saphir in Spanisch-Rot. Olaf verschönerte kurz darauf den Kölner mit "normalen" Mitteln. Also, eine Stoßstange vom sportlicheren Bruder XR3i, ein Sport-Endtopf und eine Spoilerlippe sollten zunächst für die folgenden Jahre genügen. Dann, 1997, nahm ihn ein Freund zu einem Ford-Treffen nach Kronach mit. Dort traute Olaf seinen Augen kaum. Er konnte ja nicht ahnen, was man aus einem Escort alles machen kann. Als sie wieder abreisten, war Olaf schwer krank, besser gesagt, vom Tuning-Virus stark infiziert.

Schnell waren ein paar Mark vom Ersparten lockergemacht. Zuerst tauschte Olaf die Serienfedern gegen sportlichere und tiefer legende Spiralen aus. Hinzu kam ein Satz tiefer hängende Seitenschweller vom XR3i. Doch ein paar Monate später war Schluss mit der biederen Optik. Ein Satz 16-Zoll-Alufelgen und ein Gewindefahrwerk sollten den bis heute andauernden Umbau dieses Escort einläuten.

Böser geht's nicht

Im Laufe des Jahres 1999 holte sich der Busfahrer weitere Anregungen bei diversen Treffen und erstellte sich einen Tuning-Plan für seinen Dreitürer. Für den Arbeitsweg schaffte Olaf kurzerhand ein zweites Fahrzeug an, denn sein Escort sollte fortan nur noch zu den Treffen rollen. Nachdem die Karosserie komplett zerlegt worden war, verschönerte Olaf zunächst die Stoßstangen mit Modell-fremden Teilen. Vorn fand eine Lumma-Frontlippe vom Ford Focus ihren Platz.

Die hintere Schürze wurde ebenfalls mit dem Lumma-Unterteil eines Opel Astra aufgewertet. Dort passt nun auch die von Olaf heiß ersehnte Vierrohr-Sportauspuffanlage hinein. "Das Teil gibt es nicht zu kaufen. Das ist Eigenbau aus einem Toyota-Schalldämpfer mit vier Fox-DTM-Endrohren", so Olaf. Fast zeitgleich entfernte man die Schlösser und Türgriffe von ihren Plätzen. Für das Öffnen und Schließen installierte er eine Fernbedienung. Und weiter gingen die Blecharbeiten. Die Motorhaube verlängerte man für den obligatorischen bösen Blick. Noch böser wurde das Escort-Gesicht mit einem Satz Morette-Doppelscheinwerfer. Zur besseren Beatmung des 1,6-Liter-Triebwerks und zur Show frästen die Freunde noch Luftschlitze in die Haube. So konnte sich der rote Escort zu den Treffen 2000 und 2001 schon sehen lassen.

Pokale holte er jedoch noch nicht. Der Innenraum und die HiFi-Anlage waren noch nicht gut genug. Das sollte sich im Winter 2001/2002 ändern. Wieder traf man sich einige Abende in Olafs Garage. Das Fahrzeug wurde erneut komplett zerlegt. Diesmal nicht nur für Karosseriearbeiten, sondern auch für eine bessere Dämmung. In der Zwischenzeit pflanzten die Kumpels Marcel und Hans-Werner den polierten Wiechers-Überrollkäfig mit allen erdenklichen Streben in den Escort-Fahrgastraum.

Voll verchromter Motor aus dem XR3i

Apropos Fahrgast, Olafs Escort ist seitdem nur noch als Zweisitzer amtlich gemeldet. Denn Fond und Kofferraum sorgen nur noch für ordentlichen Sound. Das geschieht mit Komponenten von Pioneer, Axton und Panasonic. Das Seriengestühl tauschte man gegen Monaco-Schalensitze in schwarzem Leder. In gleichem Material sind seitdem Türverkleidungen und der Dachhimmel ausgerüstet. Bevor die Jagd auf die Pokale losging, verlegte Olaf den Tankeinfüllstutzen vor das Hinterrad und verchromte den Motorraum.

Nach diesen Veränderungen nahmen Olaf und Gerit die ersten Pokale mit nach Hause. Davon angespornt ging es im folgenden Winter noch einmal in die Vollen. Olaf spuckte ordentlich in die Hände. Das Ziel hieß: Alle Sicken glätten, alle Kanten entfernen, Radläufe in Blech verbreitern und sämtliche Blech-Übergänge verschwinden lassen. Der Escort sollte wie aus einem Guss erscheinen. Gesagt, getan, gewonnen.

Nach diesen Blech- und Plastik-Künstlereien und einer Volllackierung in Spanisch-Rot mit fünf Schichten Klarlack (daher der Effekt) folgten noch neue 17-Zöller von Brock und ein 1,8-Liter-Triebwerk mit 130 PS vom XR3i, natürlich wieder voll verchromt. In diesem Zustand war Olaf nun einer der Escort-Heroen der Szene. Als ob Olaf die bisherigen 3500 in den Escort investierten Arbeitsstunden noch nicht reichen würden. Für 2004 ist die "Heinarbeit" schon fast fertig. Diesmal will Olaf mit einem neuen Cockpit einer anderen Marke für Furore sorgen.