Zusatz-Akku speichert und spendet Energie

Im Forschungszentrum von Ford sieht der Durchschnitt aus wie Daniel. Na gut – genaugenommen sieht Daniel deutlich besser aus, besitzt aber einen Lebenslauf, wie ihn in Aachen viele haben. Daniel ist Doktor und erst 35 Jahre alt. Hier, in der Welt der Wissenschaft, leistet der Durchschnitt (jung, motiviert, promoviert) Überdurchschnittliches.

So wie Daniel Kok, der das Team für Energiemanagement leitet. Auf dem Besucherparkplatz steht sein aktuelles Projekt: ein grauer Ford Fiesta. Der 1,4-Liter-Benziner mit 80 PS startet so sanft wie ein Elektroroller. Ohne sich zu schütteln, kommt der Motor auf Leerlaufdrehzahl. Dann kramt der Ingenieur im Handschuhfach, nestelt an einem Knöpfchen und startet den Wagen ganz konventionell neu – um den Fortschritt zu demonstrieren. Jetzt rappelt der Benziner tatsächlich ein bißchen, Daniel strahlt. Der holländische Wissenschaftler hat dem Fiesta das ruppige Starten ausgetrieben. Mit einer leistungsstarken Lichtmaschine, die als Anlasser arbeitet.

Ford bezeichnet dieses System als Micro Hybrid. Hybrid? Das sind eigentlich Fahrzeuge, die mit einem zusätzlichen Elektromotor zum Spritsparen verdonnert werden. Der Fiesta arbeitet ohne E-Antrieb, dafür mit cleverem Akku, der Energie abgibt und bunkert. Der Akku versorgt das Bordnetz, gibt aber keinen zusätzlichen Schub beim Beschleunigen.

Technische Daten

Mit zweimotorigen Hybriden wie Honda Ima oder Toyota Prius verbindet den Fiesta vor allem ein geringer Ausstoß der umweltschädlichen Kohlendioxid- und Stickstoffemissionen. Dank Start-Stop-Funktion. Im Stau oder an roten Ampeln schaltet sich der Motor aus. Siesta im Fiesta ist serienmäßig eingebaut. Und funktioniert vollautomatisch. "Das Fahrzeug soll denken, der Kunde einfach fahren", sagt Projektleiter Kok. Sobald der Fahrerfuß das Bremspedal verläßt, nimmt der Benziner seine Arbeit auf.

Ford rechnet damit, daß der Kleinwagen in der Stadt 15 Prozent weniger Sprit verbraucht, im Stadt-Land-Autobahn-Mix kalkulieren die Forscher noch mit sechs Prozent. Gute Idee. Aber nicht ganz neu. Bei Volkswagen floppte ein ähnliches Start-Stop-System bereits in den 90ern im Golf, Citroën bringt ein solches Spritsparmodell bald in Serie. In Deutschland soll der C3 Stop & Start nächstes Jahr verkauft werden.

Ford wartet dagegen noch ab, ob aus dem aktuellen Hybrid-Trend tatsächlich eine Mode wird. Voraussichtlicher Start für den Fiesta: im Jahr 2006. Deshalb gibt es auch noch keinen konkreten Preis für das Auto. Aber ein konkretes Versprechen: "Der Aufpreis für die Spritspar-Version darf nicht teurer sein als ein gutes Radio." Damit wäre der Micro Hybrid billiger als ein vergleichbarer Diesel und in der Stadt etwa genauso sparsam im Spritverbrauch. Klingt nach einem klugen Konzept, das die Aachener Wissenschaftler entwickelt haben. Dem guten Durchschnitt sei Dank.

Technische Daten Reihen-Vierzylinder • vier Ventile je Zylinder • Hubraum 1388 cm3 • Leistung 59 kW (80 PS) bei 5700/ min • maximales Drehmoment 124 Newtonmeter bei 3500/min • Startergenerator • Frontantrieb • Fünfganggetriebe • Einzelradaufhängung vorn, Verbundlenkerachse hinten • Kofferraum 284/947l • Tank 45 Liter • Länge/Breite/Höhe 3916/1683/1432 mm • Reifen 175/65 R 14 S • Leergewicht 1105 Kilogramm • Höchstgeschwindigkeit 167 km/h • Verbrauch (EU-Mix) 6,0 l Super • CO2-Ausstoß 141 g/km