Bonbon-Farben gehören an keinen Sportwagen-Jäger. So einer muss gemein aussehen. Mattschwarz wie ein Abfangjäger der U.S. Airforce, mit bösem Blick, dicken Backen und Schlappen, die den Bums unter der Haube gleich erahnen lassen. Überhol-Prestige heißt das Stichwort. Ein schönes oder gar edles Auto braucht auf der linken Spur kein Mensch. Da muss ein Macho hin, der jedem auf den ersten Blick klar macht: Weg da, hier bin ich der Chef! Wo man so einen findet? Bei Ford. Name: Focus RS500. Die auf 500 Exemplare streng limitierte Sonderserie soll der aktuellen Focus-Baureihe zum Abschied leistungsmäßig nochmal die Krone aufsetzen. 50 PS mehr als der "normale" Focus RS (305 PS), das technisch Machbare an Drehmoment, möglichst böses Zubeißen beim Tritt aufs Pedal und viel Bodenhaftung in der Kurve. Das waren die Vorgaben an die Entwickler. Erste Eindrücke vom fertigen Auto auf der AMI 2010 in Leipzig.

Zum Spezial: AMI Leipzig 2010

Ford Focus RS500
Der Tarnlack des Focus RS500 lässt ihn nachts komplett mit der Dunkelheit verschmelzen.
Das grelle Licht am Ford-Stand wird von der mattschwarzen Haut des RS500 eher geschluckt als reflektiert. Was ein Stealth-Bomber kann, kann das Ford-Biest schon lange? Sieht nicht nur cool aus, sondern soll vor allem vor Lackschäden schützen. Der schwarze Kampfanzug des Focus RS500 ist nämlich kein Lack, sondern eine Folie. Unterbrochen wird der Tarn-Anstrich nur von den glänzend schwarzen 19-Zöllern, der ebenfalls glänzend schwarzen Spoilerlippe am Bug, dem Heckflügel etc. Dazu kommen rote Bremssättel, blaue RS-Logos und ein blau-weißes RS500-Emblem am Heck. So im Dunkeln unterwegs zu sein, heißt komplett mit der Nacht zu verschmelzen und erst im letzten Moment vor dem "Angriff" (Überholvorgang) gesehen zu werden. Tagsüber reichen wahrscheinlich eingeschaltete Scheinwerfer aus, und die linke Spur wird freiwillig geräumt.

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Ford Focus RS500
Matthias Tonn, Chefenwickler des RS500, erklärt autobild.de-Volontär Lars Hänsch die Besonderheiten des RS500.
Unter der Haube des RS500 lauert die 2,5-Liter-Duratec-Maschine der Kölner. Mit 350 PS, zumindest offiziell. Matthias Tonn ist Chefentwickler des Focus RS 500: "50 PS mehr als der normale RS war die Vorgabe. Die haben wir voll eingehalten." Sagt er und grinst bedeutungsvoll. Die 305 PS des aktuellen Ford sind im Vergleich zu den 260 PS eines Mazda3 MPS oder den 270 PS eines Golf R schon eine Ansage. Und jetzt nochmal 50 Pferde mehr. Für die verantwortlich sind unter anderem ein größerer Lader, ein größerer Luftfilter und eine neue Benzinpumpe. Die Mehr-PS pushen die Vmax des wilden Focus zwar nur um zwei km/h auf 265 und die Beschleunigung von 0 auf 100 "nur" um 0,3 Sekunden auf 5,6. Aber sie sollen ihm ein Mehr an Biss beim Beschleunigen, an Aggressivität in den Kurven verschaffen und seinem Piloten ein ewiges Lächeln ins Gesicht zaubern. So wie das von Matthias Tonn. "Den RS500 zu fahren, ist wie Rock'n'Roll", so der Ingenieur.
Unter die Haube gucken durfte autobild.de zwar nicht, aber hinter dem Steuer Platz nehmen. Und da präsentiert er sich fast zahm, der Über-Focus. Die roten Recaros, die RS-Logos und die Plakette mit der von Hand eingravierten Produktionsnummer des Autos erinnern den Piloten daran, dass er es mit dem Biest Focus RS500 zu tun hat. Der Rest ist auf angenehmes Reisen und hohe Alltagstauglichkeit ausgelegt, ein weiteres wichtiges Ziel der Entwickler. Die optionalen Recaros sind bequem, bieten guten Seitenhalt und lassen auch Riesen genügend Platz für ihre Beine. Steuer und Schalthebel liegen gut in der Hand, das Cockpit ist übersichtlich und leicht bedienbar. Ob mehr Kampfjet-Atmosphäre hier gut gewesen wäre, darüber lässt sich streiten. Focus-Jüngern ist das egal. Die beten, überhaupt 46.050 Euro für einen der 55 für Deutschland bestimmten RS500 anlegen zu dürfen.