Kastig, plump, unstylisch: So sah der Bulli von Ford früher aus. Inzwischen ist Fords dynamisches Kinetic-Design-Konzept im Nutzfahrzeug-Sektor angekommen – samt trapezförmigem Kühlerschlund. Vor allem der Tourneo will das Image eines besser ausgestatteten Lastesels abstreifen. Ihn dabei ernst zu nehmen, fällt uns dank seines neuen Pkw-Looks deutlich leichter. Unsere Meinung nach dem Außencheck: Wer beim Namen Transit immer noch an den verstopften türkischen Autoput denkt, der würde wahrscheinlich auch mit einem VW Crafter nach Woodstock reisen.
Ford Tourneo Custom
Neun vollwertige Sitzplätze: die Kelly Family passt in Originalbesetzung in den Ford Tourneo Custom.
Das Topmodell Tourneo Custom Limited mit dem 2,2-Liter-TDCi-Motor und 155 PS begnügt sich im Eco-Modus laut Ford mit 6,9 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Der C02-Ausstoß des Eintonners von gerade mal 177 Gramm ist sogar der niedrigste in der Eintonner-Klasse. Mehr als 110 Sachen sind dann allerdings nicht drin, denn Vollgas kostet. Unabhängig von der Motorleistung regelt Ford alle Transit und Tourneo bei 157 km/h ab. Unser Testwagen kam vor allem unter 2000 Umdrehungen nicht aus dem Quark, erst darüber lag ein spürbares Drehmoment an. Schade, vor allem, weil es sich beim 2,2-Liter prinzipiell um ein kultiviertes, anzugsstarkes Aggregat handelt. Das neu entwickelte Fahrwerk schafft den alltagstauglichen Spagat zwischen Dynamik und Komfort.
Innen glänzt der Tourneo zunächst mit neun vollwertigen Sitzen – wer mag, könnte also die komplette Kelly Family in Originalbesetzung mitnehmen. In der Langversion mit 3300 Millimetern Radstand wäre dann sogar noch reichlich Platz für Gepäck. Alle Stühle lassen sich zwecks optimimaler Beladung einzeln umklappen oder herausnehmen. Zahlreiche Ablagemöglichkeiten und maximaler Praxisnutzen bestätigen: Trotz aller Premium-Ambitionen ist sich der Transit treu geblieben. Dass die durchgestylten Armaturenträger dann doch nur in billigem Hartplastik gegossen sind, geht deshalb in Ordnung. Rundumsicht und Sitzposition sind dafür top.Der intergrierte Smartphone-Halter links vom Schaltknüppel ist zwar ein nett gemeinter Gag, jedoch für Facebook-Junkies leider auch nicht ganz ungefährlich. Zum Glück ruft ein Notruf-Assistent rechtzeitig Hilfe in der jeweiligen Landessprache, wenn's mal knallt. Dafür gibt's ein "Gefällt mir". Überhaupt beeindruckt die Vielzahl an Assistenzsystemen, mit denen Ford seine Customs ausstattet: Berganfahrhilfe, Müdigkeitswarner, Fernlicht-Assistent und, und, und. Lediglich die zum Teil schlecht ablesbaren Instrumente trüben das positive Gesamtbild vom Custom-Cockpit.
Zum Jahreswechsel 2012/2013 bringt Ford sein großräumiges Duo Transit Custom und Tourneo Custom zu den Händlern. Transit Nummer sieben folgt der One Ford Strategie und geht als Weltbus in 78 Ländern auf Kundenfang. Zum Launch rollt er als nüchterner Kastenwagen, bestuhlter Personentransporter und als luxusorienterter Großfamilienvan à la Multivan an, jeweils mit langem oder kurzem Radstand. Auf der Motorenseite stehen drei sparsame Diesel zur Verfügung, die es ausschließlich in Kombination mit einer Sechsgang-Schaltbox gibt. Benziner verpflanzt Ford dem Transit mangels Nachfrage nicht mehr. Bilder von unserer ersten Fahrt mit dem neuen Tourneo gibt's oben in der Galerie!

Fazit

von

Lukas Hambrecht
Lukas Aaron Hambrecht
Ob der Tourneo eine echte Multivan-Alternative ist, muss ein Vergleichsttest klären. Vom Preisniveau her sind die beiden Edel-Laster jedoch auf Augenhöhe. Unser Tourneo Limited kostet ohne Extra-Schnickschnack schlappe 44.030 Euro. Die Einstiegsversion Tourneo Trend liegt mit kurzem Radstand und dem 100 PS starken Basis-Diesel bei 37.842 Euro. Das ist viel Geld – für viel Nutzwert.