Fernando Alonso (33) genießt den Trubel, den er auslöst. Obwohl sein Ferrari ihn beim Heimspiel in Monza mit einem Technikdefekt (Hybridsystem abgeschaltet) vorzeitig davon erlöste, um Platz zehn kämpfen zu müssen, rennen ihm die Journalisten die Bude ein. Sie alle wollen nur eins wissen: Bleibt Alonso bei Ferrari oder geht er? Der Weltmeister von 2005 und 2006 mag diese Fragen – zeigen sie doch mehr seinen Marktwert als die momentanen Ergebnisse. Deshalb lehnt er sich erst mal genüsslich zurück und lächelt. „Seit letztem Sommer gab es eine Menge Gerüchte“, sagt Alonso, „aber aus meinem Mund kam nie irgendein Interesse Ferrari zu verlassen oder ein Wort, dass ich mich einem anderen Team anschließen möchte. Momentan ist es nicht meine Absicht zu wechseln.“

Honda will einen Star

Fernando Alonso
Bei der Scuderia Ferrari ist und bleibt er der umjubelte Star-Pilot: Fernando Alonso
Das Zauberwort heißt momentan! Alonso sagt dieses Wort fast beiläufig, weiß aber trotzdem, was er damit auslöst. Denn schon im vergangenen Jahr hatte er seine Wechselabsichten zu Red Bull nur mangelhaft dementiert. Jetzt spielt er dasselbe Spiel mit McLaren und sogar Mercedes. McLaren, das ist Ron Dennis (67). Und der Brite weiß: Sein künftiger Motorpartner Honda will dringend einen Mega-Star. Weil Sebastian Vettel (27) auf das „unverschämt hohe“ Angebot nicht eingegangen ist, baggert Teamboss Dennis also weiter an Fernando Alonso herum. Von einem 150-Millionen-Dollar-Gehalt in drei Jahren ist da sogar die Rede. Doch ABMS weiß: Dennis muss noch ein Jahr warten. Der Heilsbringer aus Spanien wird zumindest 2015 bei der Scuderia aus Maranello bleiben.

Mercedes keine Option

„Fernando ist nicht dumm“, sagt Ex-Teamchef Eddie Jordan (66) zu ABMS. „Er weiß, dass er Ferrari unter der aktuellen Konstellation nicht verlassen kann. McLaren kann ihm keine Sicherheiten bieten, dass das Auto 2015 besser ist als der Ferrari. Warum also sollte er ein Team verlassen, bei dem er der absolute Star ist und obendrein jede Menge Geld verdient?“ Jordan plakativ: „Alonso ist gefangen im Ferrari!“ Das Problem: Bei Mercedes hat sich Alonso nach ABMS-Informationen bereits im Frühjahr angeboten. Dort sind Nico Rosberg (29) und Lewis Hamilton (29) aber (noch) gesetzt. Aus Japan sind derzeit wenig positive Nachrichten über den Honda-Antrieb zu hören. Erst bei den Wintertests 2015 soll die Einheit erstmals im McLaren-Chassis getestet werden. Insider sprechen von gravierenden Problemen mit der Leistungsfähigkeit. Jordan: „Solange McLaren Alonso kein siegfähiges Paket bieten kann, geht er Ron Dennis lieber aus dem Weg und genießt sein ruhiges Leben in Maranello.“

Der Beste der Welt

Italien GP
Alles deutet darauf hin, dass Alonso den Tifosi auch nächste Saison aus dem roten Cockpit zuwinkt
In der Tat: Alonso hat sich offenbar damit abgefunden, dass er seine motorsportliche Befriedigung nicht mehr aus Siegen und Titeln zieht, sondern aus der Anerkennung, als bester Fahrer der Welt zu gelten. Deshalb buhlt auch Ferrari um seinen Star, will den Kontrakt mit dem WM-Fünften für angeblich rund 25 Millionen Euro pro Jahr über 2016 hinaus bis 2019 verlängern. Wenn Teamchef Marco Mattiacci (43) auf eine Ausstiegsklausel im aktuellen Vertrag angesprochen wird, verzieht er sein Gesicht, als hätte er in einen sauren Apfel gebissen. „Stimmt nicht“, brummelt der Italiener dann. Er will Alonso um jeden Preis halten, hat dafür sogar die intensiven Kontakte, die Ex-Teamchef Stefano Domenicali (49) zu Weltmeister Sebastian Vettel pflegte, einschlafen lassen. ABMS weiß: Alonso duldet keinen Vettel neben sich und hat das bei Ferrari auch so platziert.

Von

Ralf Bach
Bianca Garloff