Lange hatte er ein Geheimnis daraus gemacht, am Donnerstag vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi wurde es dann endlich offiziell. Fernando Alonso verlässt die Scuderia am Jahresende, das Rennen in der Wüste ist sein letztes im roten Overall. Das Ende der einstigen Traumehe, der die Krönung in Form eines Titels letztlich versagt blieb – laut Alonso eine wohlüberlegte Entscheidung. „Ich hatte bereits im vergangenen Jahr gewisse Zweifel, was die Saison 2014 anging. Mir war natürlich bewusst, dass große Regeländerungen bevorstehen würden. Ich hielt es daher für das Beste, erst einmal zu schauen, wie sich diese neue Ära für Ferrari anlassen würde“, erklärt Alonso und beteuert: „Es gab nicht diesen einen Moment, in dem mir ein Licht aufgegangen wäre.“

Schon Montezemolo gab grünes Licht

McLaren
Alonso zieht es zurück zu McLaren - für das britische Traditionsteam fuhr der Spanier schon 2007
Doch den brauchte es wohl auch nicht wirklich – zu schlecht war Ferraris Saison, zu schwach der neue Turbo-Motor der Roten und zu weit weg die Möglichkeit auf zumindest einen Sieg in diesem Jahr. Dadurch geriet in Maranello auch das Teamgefüge ins Wanken. Erst musste Teamchef Stefano Domenicali gehen, dann rollte sogar der Kopf von Präsident Luca di Montezemolo. Für Alonso nur ein weiterer Stein des Anstoßes, der ihn bestärkt hat, die Scuderia zu verlassen. „Ich hatte eine enge Beziehung zu ihm. Wir haben jede Woche gesprochen“, so der Spanier mit Blick auf Di Montezemolo. Doch selbst als der Landgraf noch im Amt war, hatte Alonso bereits grünes Licht für ein Abschieds-Szenario. „Wir haben uns mehr oder weniger darauf verständigt, dass ich über andere Möglichkeiten nachdenken dürfte, wenn wir 2014 nicht so konkurrenzfähig sein würden.“

Vertragsverlängerung bis 2019 angeboten

Dieser Fall trat ein und Alonso geriet verstärkt ins Grübeln. „In der Sommerpause dachte ich dann, dass wir uns über eben diese Möglichkeit unterhalten sollten.“ Und es kam, wie es kommen musste: „Wir setzten uns zusammen und ich sagte ihnen: Ich will das Team verlassen. Ich hatte einfach das Gefühl, es wäre an der Zeit, weiterzuziehen.“ Leicht gemacht hat sich Alonso seinen Entschluss aber keinesfalls, wie er beteuert: „Ich schlage ein neues Kapitel in meiner Karriere auf. Es war aber keine einfache Entscheidung.“ Auch, weil ihm noch im Frühjahr eine vorzeitige und hochdotierte Vertragsverlängerung angeboten worden war. „Wir hatten zu Jahresbeginn die Option, den Vertrag erneut zu verlängern und bis zur Saison 2019 auszudehnen“, gesteht Alonso. Für eine Weile war dies Gegenstand der Diskussion bei Ferrari.

Ferraris Zukunftspläne sagten nicht zu

PK Abu Dhabi 2014
Lustige Szene in der PK: Button (unten re.) bettelt um den Posten als Alonso-Kollege - der Spanier (Mitte) und Ferrari-Nachfolger Vettel (li.) lachen
Alonso überlegte und musste Ferrari schließlich eine düstere Zukunftsprognose ausstellen: „Wenn man im Innern ist und sieht, wie sich die Dinge für die Zukunft entwickeln, dann bist du mit diesem Kurs vielleicht einverstanden, vielleicht aber auch nicht. Und wahrscheinlich hat mir dieser nicht so zugesagt“, umschreibt es der Doppelweltmeister von 2005 und 2006. „Deshalb habe ich im September erklärt, dass ich mich gern verabschieden würde, wenn es denn möglich wäre.“ Für Alonso stellte sich anschließend die Frage nach dem Wohin: McLaren-Honda lautet die Antwort. Was ihn bei seinem neuen Arbeitgeber erwartet, dessen japanischer Motorenpartner sein Aggregat 2015 zum ersten Mal in den Wettbewerb schickt, weiß Alonso noch nicht – aber scheinbar war ihm diese Ungewissheit lieber, als die Gewissheit eines langsamen Ferraris. Ebenso unbekannt wie die Leistungsstärke des Honda-Motors ist bis dato auch, wer neben Alonso nächstes Jahr beim Traditionsteam aus Woking Gas gibt.

Gnadengesuch von Jenson Button

In der Pressekonferenz am Donnerstag in Abu Dhabi führte das jedenfalls schon einmal zu lustigen Szenen. „Hättest Du gerne Jenson Button als neuen Teamkollegen?“, fragte da ein Reporter Alonso. Pikant: Noch McLaren-Pilot Button saß direkt neben dem Spanier, dessen Wechsel zum Team den Briten wohl seinen Platz kosten und sein F1-Aus bedeuten wird. Doch Button nahm es mit Humor, drehte sich zu Alonso, griff dessen Hand und lächelte ihn flehend an. Alonso verweigerte grinsend die Antwort, kam aber später zu dem Journalisten und flüsterte ihm ins Ohr: „Ja!“ Hintergrund: Muss Button gehen, bleibt der junge und schnelle Kevin Magnussen. Und mit jungen und schnellen Teamkollegen bei McLaren hat Alonso in Person von Lewis Hamilton bei seinem ersten Intermezzo in Woking 2007 bekanntlich keine so guten Erfahrungen gemacht...

Von

Frederik Hackbarth